Nailgun / Desolation
Desolation Spielzeit: 51:31
Medium: CD
Label: 7hard, 2014
Stil: Groove Metal

Review vom 12.12.2014


Jens Groh
Gleich vorneweg: Beim Bandnamen und der Beschreibung des Waschzettels, der mit 'Thrash' wirbt, dachte ich an den x-ten Klon, der den glorreichen Bay-Area-Zeiten nacheifert, auch das Cover löst bei mir nicht unbedingt den ultimativen Kaufreiz aus (Brechreiz allerdings auch nicht. Das Cover passt schon ganz gut)... umso schöner, dass ich mich diesmal doch getäuscht habe. Von dem üblichen Thrash-Gedöhns sind die 'Nagelpistolen' sooo weit entfernt wie die Wüste von Wasser.
Zum Thema 'Wüste' komme ich später...jetzt erst mal zur Musik, denn auch wenn ich textliche Konzepte oder intelligente Messages sehr schätze, letztlich ist es die Musik, die zählt.
Und nach anfänglicher Skepsis muss ich sagen, dass "Desolation" mit das Beste ist, was ich in letzter Zeit durch meine Anlage geballert habe (zumindest in dieser Richtung - Doom, Death, Black mal außen vor). Besonders, dass die Scheibe herrlich undeutsch klingt, macht Spaß - soll heißen, man kann nicht sofort erkennen, dass hier Landsmänner am Werk sind. Leider ist das oftmals für mich ein NOGO.
"Desolation", der dritte Longplayer der Baden-Württemberger, kommt mit einer richtig wuchtigen Produktion ums Eck. Nicht zu überproduziert, aber auch nicht zu dünn. Genau richtig dosiert, zwischen Moderne und In-die-Fresse.
Besonders die tollen Melodien und die Stimme erinnern mich oft an Risk zu ihrer "Turpitude"/"The Reborn"-Phase, die empfand ich damals auch als untypisch, eben undeutsch. Herrlich! Sänger Manuel weiß mit einer sehr gefühlvollen, dennoch kräftigen Stimme zu gefallen. Und bringt Abwechslung zu den in letzter Zeit terrierartigen Shoutern der (Thrash)Metal-Szene, indem er nicht nur rumbrüllt, sondern richtig singt! Besonders die Melody Lines der Vocals sind der große Aufhänger der Scheibe.
Aber auch die Gitarrenarbeit kann sich sehen lassen. Die Äxte versprühen oftmals ein leicht orientalisches Flair und harmonieren dadurch perfekt mit den Vocals.
Aber auch der Rest der Mucker braucht sich nicht zu verstecken. Alles tönt wie aus einem Guss - modern, manchmal nach alten Nevermore klingend.
Was ich anfangs mit der Wüste meinte, ist ein Teil des textlichen Konzeptes von "Desolations". "The Libyan Liberation Chronicles" dreht sich um den Aufstieg und Niedergang Muammar al-Gaddafis und den daraus resultierenden Bürgerkrieg in Libyen, im Zuge des Arabischen Frühlings.
Endlich mal keine stinklangweiligen Nuklear-Horror-Sauf-Lalala-Texte, die von den Altvorderen der Thrashszene schon in den 80ern zu Tode gebetet wurden.
Auf Dauer der Spielzeit kann die Scheibe nicht immer die hohe Spannung halten, dennoch sind viele echte Ohrwürmer mit an Bord. Anspieltipps??? Die oben erwähnten "The Libyan Liberation Chronicles" oder der Opener, auch "Calamity" weiß zu gefallen.
Fazit: Wer so wie ich die alten Risk zu deren Endphase liebt und schätzt, abzüglich des leichten Depri-Einschlages und endlich mal wieder guten (Groove, Thrash???) Metal hören möchte, sollte dieser Scheibe mal beide Lauscher leihen.
Line-up:
Manuel Blesch (vocals)
Sven Rakowitz (bass)
Daniel Morsch (guitar)
Nenad Eppli (guitar)
Steffen Wiesel (drums)
Tracklist
01:The Message
02:Asylum
03:Crimean Crisis
04:Devil's Ground

The Libyan Liberation Chronicles
05:Part 1 - Rise of Evil
06:Part 2 - Tyrant's Fall

07:Calamity
08:A Fading Existence
09:Catch My Fall
10:End Of An Era
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