Es gibt ja wahrlich genügend junger Bands, die dem Glam Metal, Sleaze Rock oder Hard Rock der großen Vorbilder frönen und dieses auch in ihrer Musik mehr als deutlich zum Ausdruck kommen lassen. Oft resultiert das im simpler Nachmacherei, die wenig Eigenständigkeit erkennen lässt und ebenso oft fristen diese Bands ein Dasein am Rande, lösen sich schnell wieder auf oder erkennen den Makel und orientieren sich um. Bei den fünf Herren aus der Pfalz trifft zuerst einmal die Sache mit den Vorbildern zu, denen sie sich optisch und akustisch verschrieben haben. Sie verleugnen den Einfluss bekannter Kollegen aus deren Hochphase in den Achtzigern nicht.
Dokken,
Whitesnake,
Poison oder
die Crüe zählen sie mit zu den wichtigsten Impulsgebern. Auch in Sachen Optik haben die Jungs aus Landau beste Adaptierung betrieben. Spandexhosen, Cowboystiefel und mächtig Matte lassen in Kombination mit dem Cover Parallelen zu
Balls Out erkennen - übrigens der erste Gedanke, der mir beim Betrachten des Covers durchs Hirn schoss. Zwar differieren die Motive ein wenig, aber das Genre wird sofort klar und zudem passt die Farbgebung wie die Faust aufs Auge. Da muss man zwangsläufig an eine Coverband denken und in der Tat haben
Nasty Bulletz 2008 ihre Karriere mit dem Covern begonnen. Schnell kam dann aber eigenes Material hinzu und irgendwann war es Zeit für ein erstes ordentliches Album mit eigenen Stücken.
"Right Time To Rock You" heißt das gute Ding, das sich da in meinem Player dreht und es kommt mit zwölf Songs auf rund 46 Minuten rüber. Als erstes fallen natürlich viele Parallelen zu den Referenzbands oder zumindest zur damaligen Zeit auf. Da gibt es Variationen in schnelleren oder auch verhalteneren Tempi, viel Gitarrenarbeit und melodiöse Gesangslinien. Die Arrangements sind eingängig und eindeutig dafür geeignet, auf der Bühne einem bunten Haufen feierwütiger Kids zum Abrocken präsentiert zu werden. Textlich reden, ähh singen sie davon, wie sehr man es rocken wird, ob man einen Pakt mit dem Teufel machen kann und natürlich von Weibern, Weibern, Weibern - dicke Eier halt. Und alles ohne den derzeit angesagten angepunkten, sleazigen 'Scandi-Metal', den man an jeder Ecke um die Ohren gehauen bekommt.
Das ist trotzdem alles nix Neues, macht aber durchaus Spaß und so soll es ja nun mal sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Nasty Bulletz ausgezogen sind, den Markt mit ihrem Debütalbum ernsthaft zu revolutionieren. Dazu geben sie sich auf den Fotos zu bewusst überzogen, haben auch mit der Wahl ihrer Künstlernamen sicherlich einen Touch übertrieben, aber vor allem sind sie musikalisch-handwerklich nun wirklich keine Anfänger. Gitarrist Rexx Tiger ist zum Beispiel Profimusiker und auch seine Kollegen können auf viel Erfahrung zurückblicken. Interessant ist sicherlich, den weiteren Werdegang zu beobachten und zu sehen, ob sie wieder in den trüben Wassern der Coverbands fischen gehen, oder sich frei schwimmen und sich zukünftig mit noch mehr Eigenständigkeit und vielleicht dann doch ein wenig Innovation von der Masse erfolgreich absetzen. Dass sie ihre Sache sehr gut machen, beweist vielleicht auch die Tatsache eines Arrangements im legendären Whiskey A Go Go-Club auf dem Sunset Strip in Hollywood, für den sie gebucht worden sind. Auch für mich habe ich schon eine 'mental note' gemacht, um mir die Jungs bei nächster Gelegenheit mal live reinzuziehen.