Night / Same
Night Spielzeit: 44:00
Medium: CD
Label: Gaphals, 2013
Stil: Heavy Metal

Review vom 29.08.2014


Jochen v. Arnim
Hoppla, falsche Scheibe eingelegt? Ich hatte doch nicht nach Maiden gegriffen, oder? Nee, ist schon richtig und Maiden ist es auch nicht, was da aus meinen Speakern dröhnt - aber irgendwie ….
Schluss mit Rätseln, wir klären auf. Night heißt die Band, die sich, vertreten durch ihr Debütalbum, in meinem Player dreht. Ein schwedisches Quartett, das sich dem Heavy Metal verschrieben hat. Junge Burschen, gerade mal Anfang zwanzig und haben die Klänge der NWoBHM wohl mit der Muttermilch aufgesogen.
Seit 2011 ist die Truppe aus Linköping in Sachen Heavy Metal unterwegs und hat sich so manch Lorbeeren in der nordischen Heimat und den Nachbarländern eingefahren. Eine erfolgreiche Tour mit Ghost haben die Jungs schon hinter sich und die ersten Buchungen für 2015 sind auch bereits im Kasten. Das vorliegende dreiviertelstündige Debüt erschien Ende 2013 bei Gaphals Records und beinhaltet zehn knackige Tracks, die die musikalischen Vorlieben der Band durchaus verraten.
Wie schon angedeutet, die ersten Akkorde des Openers, "Fire And Steel", lassen eine gewisse Nähe zur Eisernen Jungfrau zu. Setzt aber dann die Stimme des Sängers Oskar Andersson ein, ist die Ähnlichkeit schon wieder futsch. Hohe und höchste Oktaven werden von ihm in äußerst gefälliger Weise bedient (aufmerksame Leser wissen, dass ich in der richtigen Laune durchaus auf so was stehe). Ansonsten preschen die Jungs in feinster NWoBHM-Manier nach vorne.
Dazu lassen wir den Sänger, der sich auch 'Burning Fire' nennt, mal nahezu unkommentiert selber zu Wort kommen: »[…] sounds like 80s heavy metal before '81…« Neben dem offensichtlichen Humor beinhaltet seine Aussage noch etwas anderes, nämlich die Wahrheit.
Gut, der Einfluss verschiedenster Bands ist offensichtlich und man ist als Hörer versucht, bei jedem Song den Bezug zu etwas Bekanntem herzustellen. Aber irgendwie klappt es dann doch nicht so wirklich, den Finger in die richtige Wunde zu stecken. Die Nähe zu den Vorbildern wird spätestens dann zunichte gemacht, wenn die Vocals einsetzen, die diesem Debüt, bzw. der Band eine eigene und ganz spezielle Note verleihen.
Ich weiß gar nicht, wo ich überall in der musikalischen Vergangenheit kramen soll. Es ist ein hoffnungsloses Unterfangen, zwischen all den Refernzbands. Aber, die Jungs machen das gut, sehr gut sogar und ich denke, dass sie zu Recht die Früchte ihrer Arbeit ernten dürfen. Es ist egal, ob da Maiden, Saxon oder wer auch immer aus den frühen Tagen des britischen Schwermetalls durchschimmert, Night vermögen es gekonnt, den Fans die eigene Leidenschaft zu vermitteln.
Tracks im mittleren Geschwindigkeitsbereich, wie das wirklich gute "Gunpowder Treason", überzeugen ebenso wie diejenigen, bei denen die Schweden kräftig am Gasgriff drehen. Hier sei exemplarisch "Into The Night" angeführt, das übrigens schon einige Zeit vor dieser Veröffentlichung als Vinyl-Single erhältlich gewesen ist.
Und wer am Ende der Scheibe beim Rausschmeißer meint, dieser coole Metal-Stampfer, "Keep The Fire Burning", wäre eine Reminiszenz an REO Speedwagon, die das Feuer erstmalig auf ihrer Good Trouble entfachten, der wird schnell eines Besseren belehrt - rein zufällige Titelgleichheit. Die Jungs verarbeiten hier noch ein letztes Mal alle Ingredienzien, die es braucht, um einen knackigen Song mit deutlicher NWoBHM-Provenienz zu basteln. Gut gemacht!
Ich bin mal gespannt, ob den Jungs irgendwann die Puste ausgeht, hoffe aber auf mehr Material aus Schweden. Das Debüt verspricht so einiges an musikalischem Vermögen, alte Dinge neu zu verpacken und eine Prise Eigenes hinzuzufügen. Spaß haben sie auf jeden Fall bei ihren Songs gehabt und dass sie manch andere Sache auch nicht so richtig ernst nehmen, vermag ein Blick auf die Künstlernamen verraten, die sie sich selber gegeben haben. Ansonsten empfehle ich zu Untermauerung, einen Blick auf deren offizielles Video zu "Out Of The Ashes" bei einer bekannten Plattform zu riskieren.
Line-up:
Oskar 'Burning Fire' Andersson (vocals, guitar)
Calle 'Midnight Proppen' Englund (guitar)
Sammy 'Highway Filip' Pettersson (bass)
Linus 'Lightning' Sigurd (drums)
Tracklist
01:Fire And Steel
02:Gunpowder Treason
03:Out Of The Ashes
04:Running In The Night
05:Taking You Down
06:Hang Them High
07:Stand Your Ground
08:Play It Loud
09:Into The Night
10:Keep The Fire Burning
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