Nine Below Zero
18.01.2008 Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
Nine Below Zero
Bluesgarage, Isernhagen
18. Januar 2008
Stil: Blues Rock


Artikel vom 23.01.2008


Jürgen Bauerochse
Nine Below ZeroNachdem es beim letzten Gastspiel von Nine Below Zero im Oktober 2006, bedingt durch einen Stau auf dem Highway, noch einigermaßen hektisch zugegangen war (die gesamte Anlage konnte erst in letzter Minute aufgebaut werden, und der Soundcheck lief schon vor den Frühaufstehern unter den Fans ab), gab es an diesem Freitagabend keinerlei Schwierigkeiten. Die Band wirkte schon vor dem Auftritt total locker und aufgeräumt und hatte für alles und jeden ein offenes Ohr. Es ist immer wieder schön, wenn man es mit Musikern zu tun hat, die in jeder Beziehung auf dem Teppich geblieben sind und nicht den 'Star' raushängen lassen. So hatte ich auch keinerlei Probleme, mir mein Exemplar des Buches On The Road signieren zu lassen, und das war ja sozusagen eine Pflichtübung, wenn einem Gerry McAvoy und seine Kollegen schon mal über den Weg laufen.
Nine Below ZeroMusikalisch angesagt war eigentlich nicht viel Neues, denn momentan ist keine aktuelle Studio-Produktion auf dem Markt, die eine Änderung der Setlist erforderlich gemacht hätte. Die Band konnte also auf ihre altbewährten und hundertfach live-erprobten Songs zurückgreifen, was eine bunte Mischung aus Blues, Boogie, Sixties-Beat und Rock'n'Roll versprach. Trotzdem gab es einige Veränderungen, die sich hauptsächlich in der Reihenfolge der Titel bemerkbar machte. So wurde mein absoluter Lieblingssong "On The Road Again" (was auch sonst bei mir als Hardcore Canned Heat-Fan!) ganz an den Anfang des Sets gestellt, was natürlich zu einer wesentlich kürzeren Version führte. Pech für mich, denn bislang wurde der Titel fast immer an das Konzertende gelegt und dann auf zehn Minuten und mehr gestreckt.
Nine Below ZeroAber es gibt Schlimmeres. Wie üblich gab es wieder einen zweiteiligen Auftritt auf die Lauscher, bei dem vom ersten Ton an die Spielfreude von Nine Below Zero sichtbar wurde. Auch dafür ist die Gruppe geradezu bekannt. (Fast) jeder Gig sprüht nur so vor Energie und guter Laune. Immer wieder suchen die Musiker den direkten Kontakt zum Publikum und erzeugen so eine intime Atmosphäre mit lockeren Sprüchen und fröhlicher Kommunikation. Wie heißt es immer so schön - die Chemie muss stimmen - und das tut sie bei dieser Band und ihrem Publikum eigentlich immer!
Nine Below ZeroAuch auf der Bühne selbst scheint ein sehr vertrautes und gutes Verhältnis vorzuherrschen. Immer wieder kommt es zu Frotzeleien untereinander, die aber nicht darüber hinwegtäuschen können, dass Nine Below Zero sehr konzentriert zur Sache gehen. Bei Musikern dieses Kalibers sieht eben alles so leicht und locker aus, obwohl eine Menge Erfahrung und viel Gefühl hinter diesen Sounds steckt. So ein Zusammenspiel kommt nicht von alleine, sondern muss in hunderten von Konzerten wachsen und reifen, um diesen Standard zu erreichen.
Nine Below ZeroDie Rhythmusgruppe mit Gerry McAvoy und Brendan O'Neill versteht sich blind. Kein Wunder, denn schließlich haben sie schon lange vor Nine Below Zero jahrelang den seligen Rory Gallagher auf seinen Touren durch die ganze Welt begleitet. Trotzdem sind die Zwei immer wieder ein Erlebnis. Allein optisch sind der ruhige Schlagzeuger und sein Kollege am Tieftöner, der die ganze Zeit in Bewegung ist und sein Spiel mit einem heftigen Minenspiel noch unterstreicht, ein wahrer Augenschmaus. Ganz klar, dass Gerry auch reichlich Gelegenheit bekam, um seinen pumpenden Bass so richtig in Szene zu setzen.
Nine Below ZeroMark Feltham, wie immer im schwarzen Anzug und mit Sonnenbrille, brillierte am rechten Bühnenrand mit einem perfekten Harp-Spiel. Egal, ob er in Höchstgeschwindigkeit für den richtigen Groove sorgte, oder den Blues mit langen klagenden Lauten ertönen ließ, dieser Mann ist ein wahrer Könner auf dem 'Mississippi-Saxofon', der zusätzlich auch über eine starke Stimme verfügt, was er des Öfteren unter Beweis stellte. Überhaupt muss man festhalten, dass der mehrstimmige Gesang der Bandmitglieder diesmal stärker im Vordergrund stand. Dabei machten alle Vier eine wirklich gute Figur.
Nine Below ZeroLast but not least sorgt Dennis Greaves an den sechs Saiten für die Feinheiten im Programm. Neben dem Lead-Gesang bei den meisten Songs setzt er die Gitarre immer im rechten Moment in Szene, ohne jedoch den Alleinunterhalter zu geben. Auch in der reinen musikalischen Begleitung von Felthams Solo-Parts zeigt er sich als Meister seines Fachs. Sein mal trockenes und hartes Spiel verändert sich in Sekundenschnelle hin zu leisen und gefühlvollen Tönen, um dann gleich wieder den nächsten Boogie voranzutreiben. Auch ihm steht der Spaß an der Musik buchstäblich ins Gesicht geschrieben, wenn er mit einem breiten Lächeln zum nächsten Solo ansetzt.
Nine Below ZeroFür meinen Geschmack waren bei diesem Set allerdings die Gesangseinlagen mit Publikumsbeteiligung etwas übertrieben. Das ist natürlich eine reine Geschmacksfrage, wie man an den Reaktionen der Zuhörer deutlich spüren konnte, mir persönlich wären aber dennoch ein paar mehr bandeigenen Sounds lieber gewesen.
Zum Ende des Konzertes machte Nine Below Zero dann noch einmal richtig Feuer im Kessel und ließ einige Rock'n'Roll-Standards vom Stapel, was natürlich, vor allem bei den weiblichen Fans, ihre Wirkung nicht verfehlte. Von nun an sah man von vorn bis hinten im Rhythmus tanzende Menschen vor der Bühne. Die gelungenen Coverversionen von Sam The Sham & The Pharaos ("Wooly Bully") und Ray Charles taten ein Übriges, um eine sehr ausgelassene Stimmung in der Bluesgarage zu erzeugen.
So ging ein über zweistündiges und sehr abwechslungsreiches Konzert wie im Fluge zu Ende.
Line-up:
Dennis Greaves (guitar, vocals)
Mark Feltham (harp, vocals)
Gerry McAvoy (bass, vocals)
Brendan O'Neill (drums, vocals)
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