Kommt mir eine Band auf ihrem Promo-Sheet mit Attributen wie »Noncept-Prog« und wirbt mit der Maßgabe »free run for everything«, dabei Stilrichtungen wie Rock, Blues, Metal, Jazz und Klassik in den Topf wirft, so klingt das erst mal etwas anstrengend. Werden dann noch Zitate wie »hinter der scheinbaren Konzeptlosigkeit« oder »aller beteiligten Musiker, die in unterschiedlichen Genres beheimatet sind« hinzugefügt, so fragt man sich, ob man denn wirklich bereit ist für das, was da so aus den Lautsprechern dringen mag. Strafmildernd wird dabei allerdings die Tatsache gewertet, dass allesamt erfahrene Musiker sind und sich bereits in teilweise namhaften Combos hervortun durften, wie Michael Ehré, der Drummer Nitewalks, mit beispielsweise Firewind oder bei Produktionen von Uli Jon Roth.
Christian Jungebluth, vormals Gitarrist bei den Hamburger Melodic Prog Metallern Accid Reign, hat die vier, respektive zum Teil mit Gast-Keyboarder Marek Arnold fünf Musiker zusammengetrommelt, um »mal alles anders zu machen«. So fand man sich bereits im April 2009 als Quartett wieder, schrieb erste Arrangements und brachte die Grundideen aufs Tablett. Nach und nach kamen das Drumming und die Vocals dazu, bis nun endlich mit "Darker Shades Of Gray" das Erstlingswerk vorliegt. Zurückkommend auf die eingangs angeführten Zweifel, möchte ich feststellen, dass es sich zwar einerseits nicht um Musik der handelsüblichen Kategorie des Easy Listening handelt, andererseits aber auch das Zuhören nicht anstrengend wirkt. Track für Track sollte man sich allerdings schon aufmerksam zu Gemüte führen, um die vielen stilistischen Feinheiten zu entdecken, die auf diesem Album verewigt sind.
Bezeichnenderweise ist auch direkt der erste Song der Scheibe als "Treasure Land" betitelt und in der Tat, da steckt so manch ein Schätzchen drin. Wir hören interessante Tastenarbeit untermalt von Saitenwerk, dessen Verursacher Jungebluth wohl weiß, was er da tut. Das Ganze lässt einen zwar durchaus zu Beginn in Richtung Free Jazz denken, die Gitarre macht das mit ihrem heavy Riff aber ganz schnell wieder 'kaputt'. Bemerkenswert sind auch die Vocals von Sänger Daniel Fischer, der eine schöne Bandbreite draufhat. "Gush Of Life" knallt uns direkt mal einen finsteren Riff um die Ohren, der uns auch immer wieder durch diesen von kleineren Breaks, Rhythmus- und Tempiwechseln getragenen Song führt. Und in diesem Stil geht es weiter, durchaus filigran arrangiert, mit einem gefühlt ständigen Wechsel zwischen Tasten und Saiten sowie zwischen bluesig-jazzig-klassischen Einlagen mit denen aus verschiedenen Metal-Subgenres. Der Track "Rhymes" fällt dabei ein wenig heraus, weil er m. E. zu 90 % purer und klarer aus der angeproggten Metal-Ecke stammt. Aber auch hier kommt die Band nicht ohne ihre kleinen hineinarrangierten Tricks aus, bricht immer wieder den Melodie-Fluss auf und fügt andere Elemente ein.
Noncept-Prog schreibt die Band auf ihre Fahne und genau das bietet sie uns auch auf diesem Longplayer. Wobei ich weit davon entfernt bin, ihr kein Konzept bei ihren Arrangements zu unterstellen. Da wurde mit viel Sachkenntnis getüftelt und zusammengeschmiedet. Es mag den einen oder anderen Hörer geben, der sich vielleicht beim ersten Anhören ein wenig mehr durchgängige Melodien wünschen würde. Aber ich wiederhole meine bereits getätigte Aussage und lege dem Hörer ein aufmerksames und vor allen Dingen wiederholtes Lauschen ans Herz - dann wird die Klasse dieses Werks offensichtlich.
Line-up:
Daniel Fischer (vocals)
Christian Jungebluth (guitars)
Kai Kleinewig (bass)
Michael Ehré (drums)
Marek Arnold (guest keyboards)
Tracklist |
01:Treasure Land
02:Gush Of Life
03:Red Blades
04:Rhymes
05:Fire
06:Blue
07:Gray Angels
08:Watchtower
09:Secrets
10:Black
11:Foolin'
12:Pet Stories
13:The End
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