Ziel war eine Formation, die Southern- und Bluesrock mit eigener Note spielt
Nocturn / Nocturn
Nocturn
Gegründet wurde die Hamburger Band Nocturn 1994, um "Southern und Bluesrock mit eigener Note" zu spielen. Nach mehreren lokalen Gigs im Raum Hamburg erweiterte man den Aktionsradius und trat in weiterem Verlauf der Entwicklung u. A. - teilweise als Opener - mit und für diverse Southern-Rock Bands wie Molly Hatchet, Lizard, Doc Holliday oder Rebel Storm auf.
Wurden anfangs auch Cover gespielt, um die Set-list der Konzertdauer anzupassen, ging man bald dazu über, mehr eigene Songs zu schreiben.
Die mir vorliegende CD "Nocturn" ist das Debütalbum und gleichzeitig die einzige bisher erschienene CD von Nocturn. Sie kam im Jahre 2001 auf den Markt und enthält 12 Songs, wobei 11 der Tracks Eigenkompositionen sind und einer ("Maydell") aus der Feder von Haynes/Neel stammt.
Das Line Up ist wie folgt:
Alfie Mizrahi: Lead Vocals
Kay-Hendryk Speer: Guitars, Banjo, Backing Vocals
Arne Bihn: Keyboards
Lutz Melzer: Bass, Backing Vocals, Acoustic Guitar (Track 12)
Johann Kloevekorn: Drums
In den meisten Fällen hat man es mit eingängigen und recht verspielten Rock - Variationen zu tun, die unbeschwert und locker gebracht werden.
Stark präsentieren sich dabei Kay-Hendrik Speer an der Gitarre und - vor allem auch -der leider im Oktober 2003 unerwartet verstorbene Arne Bihn, der sich - wie beispielsweise bei dem Opener "Lady´s Blues" - an den Tasten so manches Mal als tragender Bestandteil in der Melodieführung erweist und in vielen der Stücke auch schöne und anspruchsvolle Keyboard- und Pianosoli einfliessen lässt.
Ich schrieb weiter oben "verspielt" - damit meine ich einerseits die Art, wie einige der Stücke arrangiert sind. So fängt das zweite Stück "Carolina" mit sanften und "verspielten" Gitarrentönen an, locker gesellt sich, langsam von unten kommend, das Schlagzeug dazu und schon befindet man sich in einem Bereich, der ein wenig an die "Fillmore East" - Zeiten der Allman Brothers aus den frühen Siebzigern erinnert. Schade nur, daß "Carolina" an einer Stelle plötzlich ausgeblendet wird, an der gerade ein recht "flockiges" Gitarrensolo angestimmt wird und wo man eigentlich noch auf eine Steigerung wartet.
Und "verspielt" andererseits, denn mit "Good As Gone" folgt beispielsweise ein recht solider mittelschneller Rock, der an manchen Stellen seine Eingängigkeit wieder verliert, weil er mir zu viele Kapriolen in Form von Breaks und Wechseln enthält, um wirklich zu "zünden".
"Gettin´Restless Again" kommt durchaus "Southern" und ist gut durcharrangiert - aber zum Teufel - warum wird auch dieses Stück wieder genau mittels Ausblendung an einer Stelle abgewürgt, an der Kay-Hendrik Speer solotechnisch warm zu werden scheint? Schade, ich hätte es gerne zu Ende gehört!
Auch "Grown" passt in die vorab beschriebene Kategorie. Wobei ab und an ein wenig ZZ-Top mit durchlächelt, vor Allem beim Wechsel in die Soloparts. Gefällt mir gut - wobei ich allerdings auch hier wieder finde, daß weniger in diesem Fall mehr gewesen wäre. Damit meine ich die Summe der in dem Stück enthaltenen rhythmischen und musikalischen Elemente.
"Atlanta" ist rockig-jazzig angehaucht, hier gefällt mir Arne Bihn bei seiner Keyboardeinlage einmal mehr sehr gut. Mit "Day By Day" gibt es dann ein Stück, das mehr in die "Countryecke" passt und mich nicht so anspricht. Dann folgt mit "Rambler" ein in den Anfängen härterer Rock, der in seiner Performance durch zu viele Breaks und allgemeine "Verspieltheit" im weiteren Verlauf des Stückes leider einiges wieder einbüßt.
Bei "Maydell" von Haynes/Neel macht sich Nocturn selber vor, was man noch an so manchen Eigenkompositionen verbessern könnte. Eingängiger und leicht boogiebehafteter Rhythmus und vor allem - und genau das ist der Punkt: um einiges schnörkelloser kommt es daher und zieht auf diese Weise den anfangs aufgenommenen roten Faden bis zum Ende durch.
Nach "On The Run", einem langsameren und recht eingängigen Song, folgt "T-Bird", das mit einem starken Gitarrenintro und sehr rockig beginnt. Aber auch hier sind mir dann in der Folge wieder ein Touch zuviel "Richtungswechsel" und "Verspieltheiten" (ß da isses wieder...) enthalten, die das Stück zu sehr aufsplittern. Das letzte Stück "Leavin´ You" ist balladesk gehalten und bekommt seine Farbe in erster Linie durch einfühlsame Pianoklänge. Dazwischen gibt es dann einen wieder schnelleren Teil...
Auf den Punkt gebracht:
Im Großen und Ganzen handelt es sich um gute und durchaus gelungene Ansätze, die fast immer mein Interesse wecken und Lust auf mehr machen. Schade ist jedoch, daß so manchesmal nicht konsequent genug zu Ende gebracht wird, was anfangs "auf den Tisch" kommt.
Durch zu viele Breaks und Wechsel in den Grundakkorden und Grundmelodien wirkt mir persönlich die Musik infolgedessen einen Touch zu überladen. Dabei bin ich - zugegebenermaßen - jemand, der es eben gerne auf einfachere und durchgängigere Art grooven hört und denke, das Material hätte für locker zwei CDs gereicht. Die wären dann vermutlich alle beide bei mir besser angekommen.
Aber vielleicht ist es gerade das, was Nocturn als einen beabsichtigten und besonderen Anspruch ihrer Musik betrachtet?
Spielzeit: 49:27, Medium: CD, Eigenvertrieb, 2001
1:Lady´s Blues 2: Carolina 3:Good As Gone 4: Gettin´Restless Again 5:Grown 6:Atlanta 7:Day By Day 8:Rambler 9:Maydell 10:On The Run 11:T-Bird 12:Leavin´ You
Peter Rodenbüsch, 15.02.2005