Ted Nugent / Love Grenade
Love Grenade Spielzeit: 65:31
Medium: CD
Label: Eagle Rock / Edel, 2007
Stil: Hard Rock


Review vom 03.10.2007


Jürgen B. Volkmar
Mehr als 35 Millionen Scheiben hat er inzwischen verkauft, der Motor City Madman aus der Autostadt Detroit. Man mag es kaum glauben, dass er bereits 1965 mit den Amboy Dukes die ersten Gehversuche in der Rock-Landschaft machte und 1968 mit dem Hit "Journey To The Center Of Your Mind " international bekannt wurde. Eine beeindruckende Solokarriere folgte und nach weiteren Meilensteinen wie "Stranglehold" und "Little Miss Dangerous", um nur einige zu nennen, wurden auch die zusammen mit den Damn Yankees produzierten Veröffentlichungen mit Edelmetall belohnt. Zwischenzeitlich wieder solo, erfreut uns Ted 'The Nuge' Nugent seit dem 2002 erschienenen Werk "Craveman", wieder mit einem musikalischen Lebenszeichen.
Im Gegensatz zum letzten Produkt, deren Härtegrad mit Nu Metal-Einflüssen veredelt wurde, stellt "Love Grenade" einen deutlichen Ruck in Richtung zeitgemäßen Rock'n'Roll dar. Man könnte schon fast geneigt sein zu behaupten, dass eine Fortsetzung von "Free For All" mit den Mitteln des modernen Rock erfolgte. Seinen Ruf als 'Gitarren-Tarzan' muss er nicht mehr unter Beweis stellen, bereits der Titelsong "Love Grenade" stellt beeindruckend seine Fähigkeiten an der Sechssaitigen unter Beweis. Homogen und prägnant kommen die Hooklines, rockig die Riffs, die Texte passen wie eine Eins in den Rock'n'Roll-Kontext und das Timing der Rhythmussection steht wie einbetoniert.
Weiter geht es mit "Still Raising Hell", das sowohl in der Studioversion, wie auch als Live Bonus-Track enthalten ist. Knallig und technisch auf dem höchsten Level, werden mitreissende Songstrukturen ausgepackt. Klar, dass die Gitarre immer dominiert, dennoch kommen die im Trio spielenden Mitmusiker nicht zu kurz. Mit dichtem Drumming und fetten Basslinien stimmt die Ausrichtung. Uptempo ist über die meisten Strecken angesagt. "Funk You" mit beinahe Sweet-artigem verbalem Intro, "Ballroom Blitz" lässt grüßen, kracht wie ein Herde Buffalos in die Hörmuscheln, Gitarrensoli und Shoutings in den höchsten Lagen, machen diesen Track zu einem Riffmonster. Bei "Girl Scout Cookies" hat wohl Capt. Beefheart zufällig im Studio vorbeigeschaut, so tief wurde die Stimmlage abgesenkt. Stakkato-Gitarrenläufe am Anfang und Chorusse zum niederknien, heben diesen Midtempo-Knaller in der Wertung nochmals um eine Stufe höher. Beeindruckend zuerst die griffigen Refrains und dann ergießt sich die Gibson Byrdland in allerfeinste Power-Riffs.
Einer der gelungenen Überraschungen auf diesem Album dürfte die Neuaufnahme des Hits "Journey To The Center Of Your Mind" in einer zeitgemäßen Version sein. Die Wurzeln in den Sechzigern und die Technik von heute, machen aus diesem Song ein Neo-Psychedelisches Glanzstück. Retro-Rocker alle herhören, so muss das klingen, wenn Klassiker ohne Verlust auf der Schiene der Jetztzeit bewegt werden. Kein pures Kopieren, sondern mit Ausschöpfung der richtigen Stilmittel es schaffen, ein Zeittor in die Vergangenheit zu kreieren. "Geronimo & Me" eröffnet in erster Linie einen Ausblick auf die amerikanische Geschichte und deren Huldigung in der Gegenwart. Das Instrumental "Eagle Brother" erzeugt gefühlvolle Melodien mit siebziger Jahre Reminiszensen. Jagd-Fan Nugent beschwört mit "Spirit Of The Buffalo" ein Thema, das wiederholt in seinen Songs vorkommt, die Erhaltung eben dieser Spezies und legt gleichzeitig damit ein musikalisches Gerüst zu einem der Höhepunkte mit maximalem Wiedererkennungswert. Abwechslungsreich und in der Tradition von "The Great White Buffalo" und "Fred Bear" wurde ein kompositorisches Sahnestück mit Gänsehauteffekt erschaffen. Ein Paradebeispiel für virtuose Songwriterkunst.
"Broadside" und "Bridge Over Troubled Daughters", das letztere sollte wohl als Persiflage zu Simon & Garfunkel dienen, ist aber nur vom Titel her identisch, haben eines gemeinsam: Ein treibendes Gitarrenthema, das nahtlos in die Tradition grandioser Riffmelodien mit dem typischen Nugent-Touch passt. Sogar der Blues kommt nicht zu kurz, "Lay With Me", eigenwillig und knarzend, befriedigt auch die Anhänger dieser Stilistik. Aber Nugent wäre nicht Nugent, wenn nicht noch eine Überraschung eingebaut worden wäre. Die europäische Version bietet als Bonus noch zwei Live-Tracks vom Schweden Rock-Festival: Den Klassiker "Cat Scratch Fever" und das bereits erwähnte "Still Raising Hell", die mehr als eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass der nunmehr 59-Jährige auch live immer noch eine Macht ist. Auch im fünften Jahrzehnt seiner hart rockenden Karriere, zeigt der Gitarren-Exzentriker keine Anzeichen von Schwäche. Eine Produktion, bei der die Nadel in punkto Ausdrucksstärke und Dynamik, ausschließlich im roten Bereich ausschlägt.
Hier stellt sich nur die Frage: Wie sollen wir die Wartezeit bis zur nächsten CD überbrücken?
Tracklist
01:Love Grenade
02:Still Raising Hell
03:Funk U
04:Girl Scout Cookies
05:Journey To The Center Of The Mind
06:Geronimo & Me
07:Eagle Brother
08:Spirit Of The Buffalo
09:Aborigini
10:Stand
11:Broadside
12:Bridge Over Troubled Daughters
13:Lay With Me

Bonustracks:
14:Still Raising Hell
15:Cat Scratch Fever
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