Anders Osborne / American Patchwork
American Patchwork Spielzeit: 44:11
Medium: CD
Label: Alligator Records, 2010
Stil: Blues, Singer/Songwriter

Review vom 04.05.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Nach Coming Down bringt der in Schweden geborene Anders Osborne sein nächstes Album auf den Markt. Nach der Begeisterung unseres Franken Norbert schwappt die Freude nun an den beschaulichen Niederrhein hinüber. Anders Osbornes dreiviertel Stunde Unterhaltung zieht seine Faszination aus verschiedenen musikalischen Lagern. Einerseits kann er mit seiner Combo den Blues rocken, andererseits liefert er Songs, die in die Kategorien Singer/Songwriter oder Roots Music gehören.
Im Gegensatz zum Vorgänger "Coming Down" verzichtet der Protagonist auf einen Bassisten. Der Keyboarder Robert Walter versorgt die ausschließlich von Osborne komponierten Songs mit den tiefen Tönen. Walter kommt aus dem Jazz und schaut durch das Mitwirken bei Susan Tedeschi beziehungsweise MOFRO zuweilen schon einmal über den Tellerrand. Die Gitarre zupft auch Pepper Keenan (Mitglied bei Corrosion Of Conformity) und der Galactic-Mann Stanton Moore bedient die Drums. Eric Lindell legt ebenfalls Wert auf seine Dienste.
Im letzten Track lässt Osborne alle seine Musiker hinter sich und gönnt ihnen eine Pause. Er schnappt sich seine akustische Gitarre und bei dem innigen Song kann man sich richtig gut vorstellen, wie der Singer/Songwriter auf einem Barhocker vor dem Gesangsmikrofon sitzt. Okay, etwas Unterstützung hat er doch zugelassen, denn Pepper Keenan singt Backing Vocals. Mit "Call On Me" findet das Album einen eher melancholischen Abschuss.
Ganz anders ist der Beginn.
Tonnenschwere, verzerrte Gitarrensounds machen gleich zu Anfang die Runde und Walter gibt seiner heulenden wie funky Hammond B3 Pfeffer. Da klingen einzelne Riffs ganz lange nach, bei anderen werden herrlich bluesige Licks nachgelegt. Im Soloteil überschlagen sich die Ereignisse, denn beide Gitarristen überlagern sich in zeitgleich gespielten Soli mit ihren mächtig rockenden Klängen. Wie Buchstützen kann der Anfang und das Ende von "American Patchwork" nicht besser verdeutlichen, wie es um die Musik eines Anders Osborne steht. Sehr gut, kann man da nur schreiben, denn dazwischen geschieht auch noch mächtig viel für die Gefühlswelt des Hörers.
"Echoes Of My Sins" ist eine schöne Shufflenummer mit dezentem Reggaerhythmus und herrlichem Melodiebogen. Mit zart und zornig könnte man diese Komposition zusammenfassen, denn die Gitarren sind so gar nicht auf die schöne Melodie eingestellt und ebenso geht Osborne mit seinem Gesang zur Sache... eher rau, als mit einem feinen Schmelz. Den etwas anderen Reggae hat man gleich danach parat. Die feine Hammond gestaltet das Umfeld für hallige Gitarrenklänge und der Rhythmus, den Moore sowie Walter zimmern, hat was ganz Besonders.
Ist "Meet Me In New Mexico" eine Einladung für ein Treffen mit Billy Joel?
Könnte so sein, denn mit diesem Track lenkt er die Gedanken schon in die Richtung dieses Musikers. Was aus der rockigen Ecke aus den Lautsprechern strömt, gipfelt in "Love Is Taking Its Toll". Hier sind die Sechssaiter richtig stramm verzerrt und in einem verschleppten Tempo macht die Orgel auch noch furios mit. Nur im Refrain bringt eine Taschenlampe mehr Licht in dieses Highlight. Wer in seinem Gitarrensolo einen Kurztrip in den Jazz veranstaltet, sei dahingestellt. Bei den schwarzen und weißen Tasten ist es eindeutig Walter.
Mit einer solchen Brillanz darf es ruhig noch einen Nachschlag geben.
Den servieren Anders & Co. etwas anders schon vorher. Dazu heißt es "Darkness At The Bottom" und natürlich hat man sich schon lange mit den verzerrten Gitarren angefreundet. Die wirbeln in dieser Nummer ebenfalls, nur ausgiebiger, denn der Song hat gegenüber den anderen mit sechs Minuten eine leckere Überlänge. Genügend Zeit für Osborne, auch noch das Bottleneck überzustreifen und das Metallröhrchen hat er an anderen Stellen oft genug im Einsatz.
Anders Osborne zeigt, wie man guten Blues beziehungsweise Roots Music komponieren und arrangieren muss. Im Trio mit Moore sowie Stanton hat Osborne auch noch produziert. Die CD hat einen sehr guten Sound. Man fühlt sich im Studio In The Country anwesend und der Albumtitel "American Patchwork" trifft den Nagel auf den Kopf.
Line-up:
Anders Osborne (vocals, electric guitars, acoustic guitars, piano, percussion)
Pepper Keenan (guitars, percussion, backing vocals)
Robert Walter (Hammond B3, Moog, clavinet, keyboard bass)
Stanton Moore (drums)
Tracklist
01:On The Road To Charlie Parker (4:15)
02:Echoes Of My Sins (4:33)
03:Got Your Heart (4:05)
04:Killing Each Other (4:08)
05:Acapulco (3:48)
06:Darkness At The Bottom (5:58)
07:Standing With Angels (5:15)
08:Love Is Taking Its Toll (5:01)
09:Meet Me In New Mexico (3:59)
10:Call On Me (2:58)
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