Anders Osborne / Black Eye Galaxy
Black Eye Galaxy Spielzeit: 55:35
Medium: CD
Label: Alligator Records, 2012
Stil: Blues, Singer/Songwriter

Review vom 13.06.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Mein lieber Schwan! Anders Osborne spielt mit dem Feuer und entfacht ein wahres Feuerwerk. "Black Eye Galaxy" heißt sein neues Album und damit füttert er Musik-Fans aller Couleur. Wer schaffte es schon R&B sowie zum Beispiel Psychedelic unter einen Hut zu bekommen. Da muss man wahrscheinlich etwas länger nachdenken als zum Beispiel bei der Frage nach einem Bluesmusiker. Ach so, den 12-Takter hat der in New Orleans lebende Schwede auch noch und noch viel mehr. Sein Stil passt in keine Genre-Schublade. Eine reicht da nicht und eine Bezeichnung trifft es auch nicht.
Anders Osbornes "Black Eye Galaxy" ist ein Synonym für Kontraste. Dunkelheit und Helligkeit oder gen Himmel streben und dem Teufel hinterher sein oder extrovertiert/introvertiert. Oder, oder, oder... oder vielleicht auch noch etwas Country à la Osborne oder Slide-Gitarre nach Derek Trucks-Art. Nein, schon der falsche Ansatz. Den Protagonisten mit anderen Künstlern zu vergleichen, wäre nicht fair.
Wer den Opener "Send Me A Friend" gehört hat, weiß lange nicht, was noch auf ihn zukommt. Irgendwie begegnet man auf vorliegendem Album immer wieder Louisiana beziehungsweise New Orleans. Osborne identifiziert sich mit der Stadt. Kontraste: Osborne leidet und strahlt Freude aus. Der Titelsong "Black Eye Galaxy" ist ein Monster-Track. Dagegen sind die kürzeren Nummern aber keine Kleinigkeiten des Osborne-Kosmos. Mit tonnenschweren beladenen Rhythmus-Schultern kommt "Send Me A Friend" daher. Osbornes Gesang hat die Sehnsucht gepachtet und die Gitarren propellern sich gen Wolken. Dort, wo es schon einmal zu Turbulenzen kommen kann. Osborne serviert gefällige atmosphärische Störungen.
»My soul is like a hurricane« singt er in "Mind Of A Junkie". Dieses phasenweise balladesk gehaltene Stück ist seine Art der Lebensabschnittsbewältigung... den Teufel der Drogenabhängigkeit besiegt zu haben. Aus dem emotionalen Dasein unter der Brücke dreht Osborne für "Tracking My Roots" den Schlüssel des Treckers im Zündschloss und beackert den Country. Man kommt auf den Gedanken, dass die beiden letztgenannten Songs nicht von einer Person stammen. Fast traditioneller Country schlägt hier auf. Aber eben nur fast, denn in diesem Song gibt es tolle Gitarren-Zwischentöne, die die Sache höchst interessant machen.
Na ja, dann ist da natürlich noch der bereits erwähnte Titeltrack, der nicht nur mit seinen gut elf Minuten Spielzeit an der Spitze steht. Was mit musikalisch sanftmütigem Southern Rock beginnt, entwickelt sich zu einer experimentell-psychedelischen Hymne des Rocks. Mit einem großen instrumentalen Part ist der gesungene Anteil dabei relativ gering. Ein Hammer von Song!
Kontraste sind angesagt. Im letzten Track des Albums ist der Protagonist ganz Singer/Songwriter. Zum hymnischen Osborne-Gesang serviert Steve Blacke Streicher-Klänge. Dazu füllt noch ein mehrstimmiger Chor den Raum. Dieser Mann ist unkalkulierbar. Was er hier abliefert, ist ohne Fehl und Tadel. Fast alle Songs hat er im Alleingang geschrieben. Bei zwei Nummern taucht
Paul Barrere auf und einmal Henry Butler.
Anders Osborne setzt sich zwischen viele Stühle und findet doch überall Halt. "Black Eye Galaxy" zeugt von viel Feingefühl und so wird vorliegendes Album zu einem großartigen Beispiel dafür, wie sich Musik und Aussagen zu einer bestechenden Mixtur vermengen. Anders ist anders... subtil und heftig. Er bietet uns Musik mit Substanz und so kann dieses Album mit beiden Daumen nach oben empfohlen werden.
Line-up:
Anders Osborne (vocals, electric guitar, acoustic guitar, piano, harmonica, percussion)
Billy Iuso (guitar, vocals)
Carl Dufrene (bass, vocals)
Eric Bolivar (drums, percussion, vocals)
Stanton Moore (drums, percussion)
Sarah Osborne (background vocals)
Rose Osborne (background vocals)
Aria Iuso (background vocals)
Stevie Blacke (strings, string arrangements - #10)
Tracklist
01:Send Me A Friend [Anders Osborne] (4:19)
02:Mind Of A Junkie [Anders Osborne] (7:29)
03:Lean On Me/Believe In You [Anders Osborne] (4:09)
04:When Will I See You Again? [Anders Osborne] (4:54)
05:Black Tar [Anders Osborne/Paul Barrere] (4:56)
06:Black Eye Galaxy [Anders Osborne] (11:15)
07:Tracking My Roots [Anders Osborne] (4:04)
08:Louisiana Gold [Anders Osborne] (5:46)
09:Dancing In The Wind [Anders Osborne/Paul Barrere] (4:41)
10:Higher Ground [Anders Osborne/Henry Butler] (3:56)
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