Axel Rudi Pell / Diamonds Unlocked
Diamonds Unlocked Spielzeit: 55:30
Medium: CD
Label: SPV, Steamhammer, 2007
Stil: Rock

Review vom 25.09.2007


Daniel Daus
Ich bin persönlich kein großer Fan von Coverbands oder von reinen Coveralben. Erstgenannte meide ich mittlerweile aus Prinzip. Es ist der reinste Horror für mich, jede Woche in unserer Zeitung zu lesen, wie begeistert diese meist Dritt- und Viertklässler von unserer Otto-Normal-Bevölkerung bei den üblichen Veranstaltungen angenommen werden. Innovative Acts werden in den sich abkämpfenden Clubs leidenschaftlich ignoriert. Lieber zum 10.000 mal "Smoke On The Water", "Radar Love", "Sweet Home Alabama", "Satisfaction", oder wie die üblichen Verdächtigen alle heißen, als auch nur einmal irgendwas kreatives Unbekanntes.
Bei einem Könner wie Axel Rudi Pell sehe ich die Sache angesichts seines neuen Coveralbums "Diamonds Unlocked" etwas differenzierter. Vor allem hat dieser ja in seiner fast zwanzig Jahre währenden Karriere, sein kreatives Potential und vor allem seine Gitarrenkünste zu Genüge aufblitzen lassen (s. auch meinen Review zum letzten Studiowerk Mystica) und dann auch mal ganz sicher das Recht, sich einem Spaßprojekt zu widmen. Dazu kommt noch, dass die vorliegende CD zum einen, aus meiner Sicht relativ viele Stücke aufweist, die ich aufgrund meiner vorherrschenden Southern Rock- und New Country-Passion nicht in meiner Sammlung habe, zum anderen dürfte bei ARP die eine oder andere Überraschung bei den auch mir in der Mehrzahl natürlich geläufigen Songs garantiert sein.
Das zehn (Cover-) Stücke umfassende Werk beginnt mit einem episch anmutenden Instrumentalintro als eine Art aufziehende Vorwarnung für den kurze Zeit später als Rockorkan namens "Warrior" über einen hinweg fegenden Song, bei dem Axel Rudi direkt seine filigrane Fingerfertigkeit glanzvoll und mit vehementer Power zur Schau stellt. Ein Highspeed-Kracher, mit fettem Drumming, da möchte ich das Riot-Original erst gar nicht kennen lernen, weil diese Klasse-Version aus meiner Sicht wohl kaum zu toppen ist.
Auffällig und zugleich mutig ist, dass der Wattenscheider Meister-Gitarrist seinen jetzt auch fast seit einer Dekade etatmäßigen Frontmann, Johnny Gioeli, gleich zweimal gegen den Übersänger
Paul Rodgers (bei Frees "Heartbreaker" und Chris Reas/The Laws "Stone") antreten lässt. Gerade bei der Law-Version nimmt man es in persona von Rea/Rodgers/David Gilmour/Kenny Jones mit vier gestandenen Rockgiganten auf. Das Ergebnis ist zufriedenstellend, wobei mir Rodgers doch letztendlich als der variablere Shouter lieber ist. Das entsprechende Free-Album habe ich mir damals (noch als LP) eigentlich wegen eines anderen Songs, "Muddy Water", gekauft, auf dem The Law-Album ist mit "Best Of My Love" ebenfalls ein anderer Track mein Favorit.
Überraschend aus meiner Sicht die Wahl von Michael Bolton, den ich eher als Warmduscher in Erinnerung habe. Seine Nummer "Fools Game" rockt aber ganz ordentlich mit 80er Van Halen-/Foreigner-Charme. Begeistert bin ich von Axels Interpretation des Phil Collins-Hits "In The Air Tonight". Zunächst erkennt man das Stück gar nicht, das Intro nähert sich dann von der Melodie her aber peu à peu dem Original, bis mit Einsetzen von Gioelis Stimme (der hier zeigt, dass es auch mal weitgehend ohne Kreischen geht) klar ist, was Sache ist. Die damalige, berühmte Drum-Einlage des Genesis-Schlagzeugers wird hier noch mit Percussion-, Akustik- und E-Gitarren-Elementen erweitert, Pells Gitarren-Solo/-Spiel ist naturgemäß viel dominanter. So bereitet ein Cover-Song auch mir großen Spaß.
Weniger überraschend "Love Gun" von Kiss, in einer Akustik-Version, das ARP auch im Live-Repertoire hat und das seiner Sparte bereits von Natur aus nahe stehende Montrose-Stück "Rock The Nation". Ganz nett auch die Interpretation einer mir bislang unbekannten Band namens The Mission ("Like A Child Again"), die zu ihrer Glanzzeit als Gegenpol zu U2 (die sind auch mit "Beautiful Day" in recht eigenwilliger Umsetzung auf dieser CD vertreten) gehandelt wurde. Axels pianobetonte, balladeske Fassung (inkl. starkem E-Solo) kommt mit gediegenem Bon Jovi-Esprit rüber. Zum Abschluss gibt es noch den Who-Klassiker "Won't Get Fooled Again", der durch ein rasantes Pell-Solo aufgepeppt wurde. Damit ist "Diamonds Unlocked" in der Summe ein insgesamt angenehmer und abwechslungsreicher Cover-Longplayer für den Rockfan jeglicher Couleur und für Leute mit Faible für exzellente Gitarrenarbeit geworden.
Apropos der anfangs erwähnten Dritt- und Viertklässler: Mit dem Autor dieses Berichtes teilt Axel Rudi Pell übrigens die Leidenschaft, sein Herz an absolut hoffnungslose Fälle der Fußball-Zunft verloren zu haben. Während seine einst angesehenen Bundesliga-Underdogs von Wattenscheid 09 mittlerweile in irgendwelchen, fast schon nicht mehr wahrzunehmenden Niederungen herumdümpeln, stümpert Rot-Weiss Essen, dank untoppbarer sportlicher Inkompetenz ebenfalls gleichen Abgründen entgegen.
Tracklist
01:The Diamond Overture
02:Warrior
03:Beautiful Day
04:Stone
05:Love Gun
06:Fools Game
07:Heartbreaker
08:Rock The Nation
09:In The Air Tonight
10:Like A Child Again
11:Won't Get Fooled Again
Externe Links: