Ben Poole / Live At The Royal Albert Hall
Live At The Royal Albert Hall Spielzeit: 53:57
Medium: CD
Label: Manhaton Records, 2014
Stil: Blues Rock

Review vom 07.10.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Eine Live-Veröffentlichung schwebte schon längere Zeit durch Ben Pooles Blues Rock-Orbit. Nun ist es soweit: "Live At The Royal Albert Hall" ist in den Plattenläden und wird definitiv keinen Staub ansetzen. Im Gegenteil, die Hüter der Regale sollten für ausreichend Nachschub in den Lagern sorgen, denn die acht Livemitschnitte und ein Bonus-Studio-Track sorgen für besonders gute Laune.
Aufgenommen wurden die Lieder »for the Paul Jones Show on BBC Radio 2 at Bluesfest in the Royal Albert Hall«. Die ersten acht Lieder erleben wir in Quartettbesetzung und der Chor-Dame Amy Eftekhari. "Starting All Over Again" kommt ohne ihre Backing Vocals aus.
Wer Ben Poole schon einmal (oder mehrmals) live erleben durfte, wird auf vorliegender Platte alte Bekannte wiederhören, gute alte Bekannte.
Vier Eigenkompositionen stehen vier Coversongs gegenüber. Von der Spielzeit her schieben sich die Temptations-Nummer "(I Know) I'm Losing You" sowie das unter anderem von Freddie King bekannte "Have You Ever Loved A Woman" in den Vordergrund. Eindeutig stellt der Protagonist die Fremdkompositionen unter sein eigenes Licht.
"(I Know) I'm Losing You" hat den bekannt-herrlichen Deep Purple-"Black Night"-Abgang und davor wird dieses Stück von vielen Feinheiten des Gitarristen gespickt. Glänzend ist Ben Pooles rau-emotionale Stimme, die für Funk-, Rock- oder Soul-Gelegenheiten wie geschaffen zu sein scheint. Sein Arbeitsgerät ist Ausdruck seiner inneren Stimme und die kann sich auch in plötzlichen, vehementen Emotionsschüben äußern. Dabei findet der Frontmann aber stets zurück zu den wohltemperierten Gefühlen, die aber nicht minder intensiv sein können. Das Temptations-Stück ist schon ein Hammer.
In den Händen von Ben Poole ist die Otis Redding/Steve Cropper-Komposition "Mr. Pitiful" immer ein Genuss, der den Charme der Sechzigerjahre mit dem R&B der Jetztzeit verknüpft. Dafür zuständig ist auch der Keyboarder Sam Mason, der hier aus den schwarzen und weißen Tasten alles rausholt. Klasse Solo! Logisch bringt Ben Poole die Saiten ebenfalls mit viel Rücksicht zum Schwingen.
Bei "Have You Ever Loved A Woman" darf man schon einmal die Kniegelenke warm machen, denn auch aus der Konserve serviert ist Ben Poole »ein Mann dieser großen Töne, die den Blues zu einem unvergesslichen Moment werden« lassen. Nachzulesen im Bericht zum Blues Moose Café-Konzertbericht 2013. In der Café Bar De Komm spielte er in Triobesetzung. Mit Tastenklängen getunt klingt es noch eine Nummer besser. Sam Mason hat aber auch feinfühlige Finger. So entwickelt sich "Have You Ever Loved A Woman" zu großem Kino in den eigenen vier Wänden.
Mit einer komplett anderen Band wurde "Starting All Over Again" im Studio eingespielt. Der umtriebige Schlagzeuger Wayne Proctor wirbelte bei der Nummer mit den Drumsticks und hat auch produziert. Der unter anderem für Dana Fuchs, King King feat. Alan Nimmo, John F. Klaver oder
Eric Steckel spielende Bob Fridzema trägt die Verantwortung für die toll groovenden Tastensounds und überhaupt hat Ben Poole hier einen nicht von der Hand zu weisenden, herrlichen Soul-Swing in die Nummer gebracht. Klasse! Selbstredend beeindruckt der Mann ebenfalls mit seinen eigenen Kompositionen. Die Balladen sind genauso Höhepunkte wie die rockende Seite des Engländers.
Warum Ben Poole gerade diese Aufnahmen für ein Livealbum wählte erklärt er im Digi-Pak-Begleittext so: »The band were on fire towards the end of a long years touring throughout Europe und America, and I feel that due to this combination of familiarity with the material, combined with a sense of freedom and fearlessness to experiment and improvise with it, has resulted in a hard edged, no holds barred, emotional journey through a set that draws from many influences and musical styles.« Okay, kann man unterschreiben. Allerdings sorgt es, Ben Poole bereits dreimal live erlebt zu haben, aus meiner Sicht bei jedem Auftritt für besondere Momente.
So weit so gut. "Live At The Royal Albert Hall" ist sehr gut. Der Hörer bekommt hautnah Eindrücke von den Qualitäten eines sich vom Insider zum mittlerweile in der Blues Rock-Szene umtriebig Etablierten gemausert zu haben.
Line-up:
Ben Poole (guitar, vocals)
Craig Bacon (drums)
Wayne Proctor (drums - #9)
Mat Beable (bass)
Steve Amadeo (bass - #9)
Sam Mason (keyboards, backing vocals)
Bob Fridzema (keyboards - #9)
Amy Eftehari (backing vocals)
Tracklist
01:Intro (0:50)
02:Let's Go Upstairs (3:54)
03:Love Nobody No More (6:19)
04:(I Know) I'm Losing You (9:48)
05:Mr. Pitiful (5:23)
06:It Doesn't Have To Be That Way (7:49)
07:Leave It On (5:06)
08:Have You Ever Loved A Woman (11:00)

Bonus Studio Track:
09:Starting All Over Again (3:49)
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