Henning Pertiet / Blues & Boogie Piano - Solo Live 2016
Blues & Boogie Piano Solo Spielzeit: 77:19
Medium: CD
Label: Stormy Monday Records, 2016
Stil: Boogie Woogie, Blues

Review vom 06.05.2016


Joachim 'Joe' Brookes
Mehr geht kaum noch. Mit etwas über siebenundsiebzig Minuten bietet der 1965 in Hamburg geborene Boogie Woogie-/Blues-Pianist Henning Pertiet auf "Blues & Boogie Piano - Solo Live 2016" jede Menge Musik. Neben dem extrem hohen Niveau des Künstlers spielte er die zwanzig Songs der vorliegenden Platte auf einem Steinway & Sons Model B built 1917 ein. Wie im Informationsblatt steht: »[...] authentischer geht's nicht mehr!«
Henning Pertiet ist ein vielbeschäftigter Mann. Auf seiner Visitenkarte stehen die österreichische Mojo Blues Band, Michael Maass, Henry Heggen (beide auch Crazy Hambones), Abi Wallenstein oder Andreas Bock, mit dem er The Fabulous Boogie Duo bildet.
Als vielleicht größter Einfluss wird Jimmy Yancey genannt. Außerdem befinden sich in Henning Pertiets Kreis der Vorbilder unter anderem auch Hersal Thomas, Albert Ammons, Meade 'Lux' Lewis, Thelonious Monk, Keith Jarrett oder Esbjörn Svensson. Von einigen der genannten Künstler befinden sich handverlesene Coversongs auf der Scheibe.
Ganz abgesehen von der hervorragenden Musik präsentiert sich das Album in einer super Tonqualität. Henning Pertiet weiß zu unterhalten. Ob mit Liedern aus der Musikgeschichte oder eigenen Kompositionen ist der Hörer in jedem Moment des Konzertes bei der Sache. Henning Pertiet zieht einen mit seiner Finger-Virtuosität in den Bann.
Die Begeisterung braucht nicht lange, um auf die Person vor den Lautsprechern überzuschwappen. Im Frühjahr 2016 wurden die Songs an zwei Tagen im Oldenburger Pianohaus Rosenkranz eingespielt. Wohl dem, der bei einem der Konzerte live dabei war. So etwas möchte jeder Blues-/Boogie Woogie-Fan erleben. Nicht wegen des Konzertmitschnitts, nein, wegen Henning Pertiet, der die Genres ohne Trennschärfe fließend miteinander verquickt darbietet.
Das Piano ist das Sprachrohr für fantasievolle Ideen, die jede Nummer zu einer individuellen Angelegenheit werden lassen. Wie sehr der Protagonist seine persönliche Spielweise einbringt, verdeutlicht die Tatsache, dass sich die Fremdkompositionen nahtlos in das Gesamtkonzept der Scheibe ganz geschmeidig einfügen.
Der Künstler kann darüber hinaus auch durch geschickte Kontraste gefallen. Dazu muss man nur das Song-Tripel "Spanish Boogie", "Roosevelt Boogie" sowie "Chicago Blues" hintereinander genießen. Klasse!
Aus meiner Sicht ist, nicht unbedingt wegen der Spielzeit, "Lingony Extended" das Herzstück von "Blues & Boogie Piano - Solo Live 2016". Hinter den fast neuneinhalb Minuten werden Henning Pertiet und Thelonious Monk als Autoren angegeben. Hier treffen die hohe Kunst im Umgang mit den schwarzen und weißen Tasten auf Faszination und Freude. Sagenhaft, was Henning Pertiet hier darbietet. Spieltechnik verwandelt sich in Emotionalität, Ausdruckskraft und Dramatik. Wahnsinn!
Henning Pertiets "Blues & Boogie Piano - Solo Live 2016" ist ein Muss für jeden Blues- und Boogie Woogie-Fan. Hier kommen alle auf ihre Kosten. Der Musiker zeigt mit der Überzeugungskraft seiner Künste und dem Respekt vor der Tradition, dass ein instrumentales Solo-Konzert auf dem Piano verdammt unterhaltend sein kann. Auch über siebenundsiebzig Minuten. Wenn man nicht schon lange ein Anhänger von Henning Pertiet ist, wird man es definitiv durch "Blues & Boogie Piano - Solo Live 2016".
Line-up:
Hennning Pertiet (piano)
Tracklist
01:Opening Boogie (3:52)
02:Boogie De Lux (3:01)
03:Bluestime! (4:29)
04:Down In The Alley (2:49)
05:Boogie For You (2:37)
06:Cecil's Boogie (3:57)
07:Dee Dee & The Vegetable Cake (3:53)
08:CMP Boogie (4:03)
09:Lingony Extended [Lingony/Well You Needn't/In Walked Bud/Cuncta Fluunt/In Aeternum] (9:25)
10:Headin' Home (3:53)
11:Spanish Boogie (3:17)
12:Roosevelt Boogie (3:48)
13:Chicago Blues (3:37)
14:The Fives (2:50)
15:Jimmy's Rocks (3:29)
16:Honky Tonk Train Blues (2:10)
17:Lil' Ol' Blues 4 U (5:17)
18:Grasser's Blues (3:14)
19:DD's Boogie (3:14)
20:How Long Blues (4:26)
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