Iggy Pop / Live In Cleveland - 1977
(feat. David Bowie)
Live In Cleveland 1977 Spielzeit: 51:53
Medium: CD
Label: Golden Core/ZYX, 2009 (1977)
Stil: Punk Rock


Review vom 13.07.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Ausgerechnet der Velvet Undergrounder John Cale hatte sich den Stooges angenommen und deren erste Platte produziert.
Punk hatte man sich auf die Fahnen geschrieben. Dermatologisch getestet, ph-hautneutral hin oder her: Imaginär prangte Punk wohl auch auf der oft blutgetränkten Brust des Sängers Iggy Pop.
Nach "The Stooges" spielte man noch zwei weitere klasse Alben ein: "Fun House" (1970) sowie "Raw Power" (1973), wofür bereits David Bowie als Produzent Regie führte.
Eine Liaison, die später noch positive Auswirkungen auf Pop haben sollte. Letzteres Album war apokalyptisch, am Rande des Untergangs und zerstörerisch. Zu der Zeit fuhren die Musik-Anhänger noch auf andere Sachen ab und irgendwie waren für die Punk-Welle nicht nur die Stooges zu früh auf dem Plan. Das Aufbegehren gegen die Hippies war noch ein Streichholz-Feuerchen in der Öffentlichkeit und erst später entfaltete sich daraus ein Flächenbrand.
1974 war Schluss mit The Stooges...
In Pops Leben hielten vermehrt Drogen Einzug und Bowie war es, der ihn im damaligen West-Berlin zu einem neuen Plattenvertrag verhalf.
Pop war wieder auf der Schiene und gab 1977 direkt zwei Alben an die Fans ab: "The Idiot" und "Lust For Life", beide mit starker Unterstützung von Bowie. Zusammen schrieb man fast alle Songs. Bei letztgenannter Platte waren auch einige der Musiker beteiligt, die auf vorliegendem Album spielen und ihn später auch begleiten sollten.
Die beiden Gitarristen waren Ricky Gardiner (Beggars Opera, später Bowie) sowie Stacey Heydon (Bowie, Long John Baldry), die Brüder Tony (Tin Machine) und Hunt Sales (Tin Machine,
Todd Rundgren) bildeten die Rhythmus-Abteilung. An den Keyboards saß Scott Thurston (New Order, The Stooges, Bonnie Raitt, Melissa Etheridge, Tom Petty). Als Keyboarder fehlte Pop-Mentor David hier auch nicht.
Die Diskografie des Protagonisten ist länger als die der Stooges, auch wenn sie 2002 wiederbelebt wurden. Daraus resultierte 2003 ein weiteres Album mit dem Titel "The Weirdness". Bezeichnend, aber es war relativ wenig los auf der Platte.
Im Endeffekt führt eine Diskussion darüber, ob Pop der 'Godfather of Punk' ist, zu keinem Ergebnis, weil Ansichtssache. Ist mir auch relativ egal.
Er ist sehr wohl eine schillernde Figur im Rock'n'Roll und so etwas wie Stilikone haftet schon an seinem nackten Oberkörper.
Alle am 30.03.1977 Aktiven sind in Topform und für die über dreißig Jahre alten Aufnahmen kommt die Platte in einer tollen Klang-Qualität rüber.
So ist es auch mit dem Dutzend Songs, die es zusammen auf fast 52 Minuten Spielzeit bringen.
Ein schweißtreibendes Theater Furioso wird geboten. Der Punk in seinen Allgemeinplätzen und Besonderheiten ausgelotet, steigert die Hörfreude in einer auditiven Spirale zu nicht geahnten Höhen. Zwei Gitarristen und Keyboarder sorgen für einen satten Sound hinter Pops Gesang, der so flexibel ist wie ein Gummiband.
Die Tracklist besteht zum größten Teil aus Stooges-Songs und ein wenig "The Idiot".
Unspezifiziert sind viele Tracks aus dieser Zeit zu Klassikern geworden. Dies verdeutlich das enorme Niveau der Kompositionen, angefangen bei dem Punk-Rock'n'Roller "Raw Power" über das Wah Wah-getriebene "1969" mit rauchenden Gitarren und kaum zu vernehmenden Keyboards.
"Turn Blue", eine Ballade mit Pop, der den Text sowohl spricht als auch singt, entwickelt sich zur beklemmenden Intensiv-Behandlung der anderen Art und zeigt den Sänger in Höchstform.
Oh ja, man fingert am Lautstärkeregler, spätestens bei den ersten Riffs von "Sister Midnight". Keyboards und Gitarren führen gemeinsam laut und zerrend durch den Track und dieser Song hat den Blues, ebenso, wie "I Need Somebody". Kein Wunder, denn diese Nummern wurden vom Stooges-Gitarristen James Williamson mitgeschrieben, der seinerzeit für einen erdigeren Stil stand als Ron Asheton.
Mit Punk der heftigeren Sortierung geht es weiter... "Search & Destroy".
Wild, frisch und hemmungslos ist die Atmosphäre. Die Band erweist sich als verdammt tight und "TV Eye" ist nicht nur mit seinen flirrenden Keys ein weiterer Killer des Albums. Mit "Dirt" folgt ein theatralischer Slow-Song.
Das folgende "Funtime" hat deutliche Bowie-Charakteristik, "No Fun" macht richtig Spaß. Klasse Gitarren und der pumpende Bass von Tony Sales sind und waren auf dieser Scheibe allgegenwärtig. Ein fettes Gitarrensolo krönt die Geschichte.
Zum Schluss gibt es mit "I Wanna Be Your Dog" einen 'Punk Rock at its best' auf die Ohren.
"Live At Cleveland - 1977" ist ein Tondokument einer damals sehr erfolgreichen Tour durch Amerika und Europa. Die CD kann ohne jegliche Bedenken weiter empfohlen werden, weil rau, powervoll und mitreißend. Diese Pop-Platte im Digipack ohne Booklet zählt mit zu den besten Live-Alben der Kultfigur.
Line-up:
Iggy Pop (vocals)
Ricky Gardiner (guitar)
Stacey Heydon (guitar)
David Bowie (keyboards, backing vocals)
Scott Thurston (keyboards, piano, guitar)
Tony Sales (bass)
Hunt Sales (drums)
Tracklist
01:Raw Power (4:30)
02:1969 (2:56)
03:Turn Blue (6:57)
04:Sister Midnight (4:03)
05:I Need Somebody (4:41)
06:Search & Destroy (3:37)
07:TV Eye (4:17)
08:Dirt (5:21)
09:Funtime (3:06)
10:Gimme Danger (4:36)
11:No Fun (3:12)
12:I Wanna Be Your Dog (4:37)
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