Joe Pitts Band / Payin' The Price
Payin' The Price Spielzeit: 53:52
Medium: CD
Label: Kijam Records, 2013
Stil: Southern Blues Rock Jam

Review vom 28.10.2013


Jürgen Bauerochse
Als ich im März des Jahres 2011 die Gelegenheit hatte, die Joe Pitts Band live auf der Bühne zu sehen, erlebte ich eine der positivsten Überraschungen meines bisherigen Konzertlebens. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir der Name des Sängers/Gitarristen aus Arkansas nur einmal untergekommen, als mein geschätzter Kollege und Konzertpartner Jürgen Berking im Jahr 2008 das Live-Album One Night Only besprochen hatte. Zu meinem Erstaunen stellte ich dann fest, dass sich nacheinander auch die Redakteure Norbert und Joe schon mit ihm auseinander gesetzt hatten. Außerdem war auch RockTimes-Papst Ulli schon an ihm dran, indem er sich in den Anfangstagen unseres Magazins unter anderem mit Liquid Groove Mojo, der Vorgängerband von Joe Pitts beschäftigte. Der Mann, der nur äußerst selten durch Deutschland tourt, ist also innerhalb der Redaktion weiß Gott kein unbeschriebenes Blatt mehr.
Seit dem oben erwähnten Konzert also, bei dem ich den Musiker außerdem als äußerst sympathischen Menschen kennengelernt habe, verfolge ich das Geschehen um die Joe Pitts Band mit großem Interesse. Und so war ich sehr froh, dass mir die Gruppe jetzt ihren aktuellen Longplayer "Payin' The Price" zum Besprechen zuschickte.
Das Live-Album wurde am 18. Mai 2013 im Postmaster's Grill, Camden/Arkansas mitgeschnitten und enthält zehn Songs, die sich zwischen einer Spielzeit von 3:55 und 9:14 Minuten bewegen. Dabei enthält die Tracklist, in guter alter Joe Pitts-Tradition, sowohl Eigenkompositionen als auch Coverversionen, denen der Gitarrist seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Erneut hat Mastermind Joe seine Band völlig neu formiert und ist momentan, im Gegensatz zu dem Gig in der Bluesgarage, wieder als Quartett unterwegs, wobei die zusätzlichen Keyboards durchaus positiv ins Klangbild passen. Des Weiteren fällt sofort die hervorragende Soundqualität dieses Silberlings auf, was gerade bei der Schlagzeugarbeit von Chris Moore sehr wichtig ist, der sehr viel mit den Becken arbeitet und so für ein sehr differenziertes Spiel sorgt, bei dem jede Kleinigkeit wichtig ist.
Das Album beginnt gleich mit dem schwerblütigen Blues-Rocker "Time Is Running Out", bei dem Joe Pitts gleich mal die Saiten auf die richtige Betriebstemperatur bringt. Klasse Start ins Konzert! Das folgende "High Price" geht dann in den Southern Rock-Bereich mit fast balladesken Zügen. Ein wunderschönes, gefühlvolles Stück Musik.
Richtig funkig wird es dann mit "Grits Ain't Croceries". Nicht unbedingt meine bevorzugte Musikrichtung, allerdings durch den starken Hammond-Einsatz perfekt arrangiert und durch ein bretthartes Gitarrensolo am Schluss ergänzt. Mit "Black Cat Bone" wird das Tempo dann erstmal etwas gedrosselt. Der Funk ist aber weiterhin ein Grundthema, wobei Organist Don Collins zu einem ersten Solo kommt, dem sich Joe Pitts dann gleich sehr eindrucksvoll anschließt.
Nachdem mit "And She Cried" ein richtig eingehender Ohrwurm mit tollem Refrain, eindringlichem Slide-Solo und ruhigem Mittelteil beste Unterhaltung geboten hat, geht es mit dem staubtrockenen Blues Rock-Stück "Pack it Up" weiter, das erneut mit einer glasklaren Gitarreneinlage punkten kann.
Es folgen die für mich vier stärksten Songs des Albums. Zunächst lässt Walter Trout in dem intensiven Rocksong "Clouds On The Horizon" an allen Ecken grüßen. Herrlich, mit welcher Intensität die Band hier zur Sache geht. Im ruhigeren Mittelteil kann Joe Pitts dann auch noch ausgiebig jammen. Großartig! "From The Cradle" ist dann, schwer rockend, ein Garant für den Einsatz der Fußwippe. Tonnenschwere Sounds bestimmen das Geschehen. Es folgt das Glanzstück an der Slide-Gitarre. "If I Had Possession Over Jogdement Day" aus der Feder von Blues-Legende
Robert Johnson strotzt nur so vor Power. Jede Wette, dass Joe Pitts nach diesem Einsatz des Slide-Röhrchens Brandblasen an den Fingern hatte. Das Album wird mit der Eigenkomposition "Midnight Blue" abgeschlossen. Der längste Titel der CD belegt einmal mehr das enorme Feeling von Joe Pitts und zeigt gleichzeitig seine Vorliebe für die Musik der Allman Brothers Band, denen er im Solopart auch gleich den nötigen Respekt zollt, in dem er deren Song "Jessica" ausführlich einstreut. Ein perfekter Abschluss dieser tollen Live-CD.
Ich kann nur jedem dringend raten, sich mal etwas intensiver mit der Musik von Joe Pitts zu beschäftigen, denn sonst verpasst ihr wirklich etwas. Ganz zu schweigen von den Live-Konzerten. Unbedingt hingehen, wenn sich die Joe Pitts Band mal wieder in unseren Breitengraden sehen lässt. Ihr werdet es nicht bereuen, und hier weiß ich genau wovon ich rede.
Line-up:
Joe Pitts (guitars, vocals)
Al Hagood (bass)
Chris Moore (drums, percussion)
Don Collins (organ)
Tracklist
01:Time Is Running Out (5:04)
02:High Price (4:14)
03:Grits Ain't Groceries (4:09)
04:Black Cat Bone (4:14)
05:And She cried (7:30)
06:Pack it Up (4:09)
07:Clouds On The Horizon (6:13)
08:Cradle To Grave (3:55)
09:If I Had Possession Over Judgement Day (5:08)
10:Midnight Blue (9:14)
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