Leroy Powell And The Messengers / Atlantis
Atlantis Spielzeit: 65:38
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Southern Rock

Review vom 22.04.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Was hat der Mann denn alles drauf? Leroy Powell geht seinen musikalischen Weg auf seiner mittlerweile vierten Platte nun zusammen mit den Messengers. Der Ex-Shooter Jennings-Gitarrist liefert mit "Atlantis" ein Album ab, nach dem man sich alle zehn Finger leckt und diese Platte gehört einfach in jede gut sortierte Sammlung.
Powell wurde in Kalifornien geboren, verbrachte einige Zeit in Nashville, wo er, nach einer Rückkehr in den Sonnenstaat, vor zwei Jahren wieder seine Zelte aufgeschlagen hat. Gemeinsam mit den Bassisten Dean Tomasek (unter anderem Nashville Chamber Orchestra, Will Hoge) und dem Drummer Scott 'Scooter' Easley sind die Messengers schon beisammen und bereits hier seien die Sängerinnen Gale Mayes sowie Angela Primm erwähnt, denn auf der gesanglichen Seite bieten die beiden Damen hervorragende Leistungen.
Auf der musikalischen Ebene stellt sich schon von den ersten Takten des Openers "I Ain't Human" ein spontanes Aha-Erlebnis ein. Ohne Umwege brodelt die dicke Blasen schlagende Southern-Suppe. Fett tönen die Gitarren in diesem Blues-lastigen Track und das Arrangement dieser Nummer ist über jeden Zweifel erhaben. Da lechzt man direkt nach mehr von Leroy Powell And The Messengers und man bekommt eine beachtliche Vollbedienung, bei der man gar nicht weiß, was man zuerst hören soll. Jeder Song trifft auf seine ganz persönliche Art und Weise voll ins Herz. Dabei ist das Genre Southern Rock beileibe nur ein hauchdünnes Etikett für den schnörkellosen Rock eines Powell.
Die akustische Gitarre und eine Harp stehen am Beginn von "Tumblin' Down". Dazu gibt es zuckersüßen Gesang vom Vokaltrio Powell, Mayes sowie Primm. Alles scheint auf Ballade getrimmt zu sein und dann brechen die schwer riffenden Gitarren über die Stimmung ein und fegen alles vom Tisch. Diese Phase ist allerdings nicht von langer Dauer, denn nach einem schwebenden E-Gitarren-Solo geht es wieder in ruhigeren Fahrwassern weiter. Beim Gesang im heftigeren Teil halten sich die beiden Mädels zurück und lassen Powell mit seiner prägnanten Stimme alleine wirken. Die folgende, rockige Seite nimmt einem den Atem. Oh Mann, welch ein Track!
"Telluride" beginnt wieder ruhig. Man wartet schon auf den Vulkanausbruch, die Combo bleibt in der verträumten Spur und dieser Powell vertritt mit seiner Emotionalität auf den Stimmbändern jedes einzelne gesungene Wort. Die Pedal Steel wimmert im Hintergrund und auch der Rhythmus-Abteilung muss man ein großes Lob aussprechen. Das Gitarrensolo schraubt sich in ungeahnte Höhen und der weibliche Gesang ist so beseelt.
"It's Our Turn Now" ist völlig anders, denn man wartet mit einer fast akustischen Nummer auf. Doug Kahan sorgt für den einzigen Tasteneinsatz der Platte und das kurze Saiten-Solo stammt von der E-Gitarre. Ach, ist das schön, denn die Band scheint die Stimmungen zu wechseln, wie andere Leute ihre Hemden. Mit "Evil" steht der längste Track an. Knapp über sieben Minuten bekommen wir eine Vollbedienung in Sachen bluesiger Ballade. Die Vehemenz weicht einem bezaubernden Ambiente, wobei es hier gar nicht vieler Töne bedarf, um zu gefallen. Das Stück ist ein fantastisches Spiel mit der Dynamik und man höre nur auf die kleinen Gitarrenparts in den relaxten Phasen. So müssen Emotionen beim Hörer geweckt werden. Das Saitensolo ist nur eines der Highlights des Songs, der zum Ende dann zu einer wahren Hymne aus Gesang und Instrumenten wird.
"Gravedigger's Blues": Wo Blues daraufsteht, ist auch Blues drin. Schwere Rhythmik begleitet E-Gitarren im Spannungsfeld von Psychedelic und Twin-Sound. Hammer, was diese Band zu bieten hat! Leroy Powell & The Messengers sind immer noch nicht am Ende ihrer Fahnenstange angekommen, denn mit "Look Out World (I'm Coming)" serviert man eine der besten Blues-Boogie-Nummern, die mir bisher untergekommen sind.
Auch alle weiteren Kompositionen sind Perlen. Da braucht es jetzt auch keiner weiteren geschriebenen Belege über die hohe Qualität der anderen, nicht erwähnten Tracks. "Atlantis" ist rundum ein perfekt gemachtes Album, das beste Chancen hat, in die engere Wahl zur Platte des Jahres zu wandern. Viel Spaß mit Leroy Powell And The Messengers.
Line-up:
Leroy Powell (vocals, guitars, harmonica, pedal steel, percussion)
Dean Tomasek (bass, percussion)
Scott 'Scooter' Easley (drums, percussion)
Gale Mayes (vocals)
Angela Primm (vocals)

Additional Players:
Johnny Stachela (guitar - #4)
Steve Fishell (pedal steel - #4)
Mike Savino (bass - #4)
Mathias Kunzli (drums - #4)
Doug Kahan (piano - #5)
Britton Cameron (vocals - #5)
Tracklist
01:I Ain't Human (3:45)
02:Tumblin' Down (3:45)
03:Telluride (5:36)
04:Break It Easy (4:09)
05:It's Our Turn Now (4:02)
06:Evil (7:09)
07:Gravedigger's Blues (6:05)
08:The House Is Rockin' (3:34)
09:Family Tree (5:19)
10:Look Out World (I'm Coming) (5:23)
11:You Can Count On Me (4:19)
12:One Kiss, One Love (4:13)
13:When The Morning Comes (5:20)
14:Song For You (2:29)
Externe Links: