Luke Powers / Running To Paradise
 Running To Paradise Spielzeit: 55:45
Medium: CD
Label: Phoebe Claire Publishing, 2008
Stil: Americana

Review vom 27.12.2009


Wolfgang Giese
Lassen wir Luke die Einleitung selbst sprechen:
»All the songs on the album are about the way we 'Run To Paradise' - myself included. «
Hatte Powers mit Texasee bereits relativ frisch ein Album präsentiert, legt er nun noch einmal mit diesem in Franklin, Tennessee, aufgenommenen, nach. Zweimal sind die Songs autobiografischer Natur, nämlich "The Getaway" und "The Great Awakening". Beide handeln von nicht so guten Zeiten des Musikers und die übrigen Textinhalte sind stark geprägt von seiner Vorliebe für die Schriftsteller W.B.Yeats und William Blake.
Einige Titel haben einen speziellen Bezug:
"Sea Of Tranquility" zum 40.Jahrestag der Mondlandung, "The Real Elenor Rigby", ein Hinweis auf den Beatles-Titel, nur welcher (im übrigen schreibt er hier 'Elenor' statt 'Eleanor')? Der Gitarreneinsatz erinnert dann auch ein wenig an ein Stück der Pilzköpfe (ist es "And Your Bird Can Sing"?).
"Quaternion" bezieht sich auf die Entdeckung der vierdimensionalen Algebra im 19. Jahrhundert und "Ziwatanexo" ist ein Verweis auf eine fehlgeschlagene Idee einer Kommune von Timothy Leary.
Erneut ist der Steeler Tommy Spurlock mit an Bord, aber auch sonstige nicht unbekannte Musiker helfen hier aus: Richard Lloyd (Television) und Tim Lorsch (Goose Creek Symphony).
So können wir eigentlich eine bunte Mischung erwarten, oder? Und was hören wir nun tatsächlich? Was hat sich gegenüber "Texasee" verändert?
Zuerst fällt mir auf, dass sich Powers Gesang verbessert hat, er wirkt professioneller und zupackender, ohne seine Eigenart des etwas 'Dahingenuschelten' verloren zu haben. Es herrscht eine sehr harmonische Stimmung, die Steel scheint hier mehr präsent zu sein, was mich freut.
Die Musik erinnert mich an jene der neueren 'Outlaw Country-Szene' und solche Musiker wie Butch Hancock und Terry Allen, also etwas ‚'erdiger', direkter, rauer, karg und 'reduziert' im Sound, eben auf gewisse Art ‚'spröde und trocken' im Ausdruck, etwas Calvin Russell schwingt mitunter auch mit.
Ein toller Auftakt, das könnte ein Song werden, über den man noch lange spricht: "Johnny Rotten Come To Jesus"! Powers sieht den Titel als Fortsetzung eines Stückes von Neil Young, der sang "This Is The Story Of Johnny Rotten".
"Getaway", aber wirklich - das hat einen Hauch der Sessions, die Johnny Cash zum Ende seines Lebens mit dem Produzenten Rick Rubin einspielte. Leicht brüchig im Vortrag, aber sehr intensiv, ein starker Titel!
"Let The Light In" ist ein sehr überzeugendes Stück, voller Inbrunst vorgetragen, viel Druck im Ausdruck sozusagen. Powers singt von Licht und Liebe, herrlich, die begleitende Steel Guitar! "Runaway Drive", ein mehr energisches Stück bringt etwas Druck und Abwechslung!
Abwechslung auch, mehr in akustischem Ambiente mit Mandoline und Fiddle, auf "Sea Of Tranquility", einem meiner persönlichen Lieblinge der Scheibe. Bereits bei diesem Track verfestigt sich mein Eindruck, dass die Musik dieser Platte 'reifer' geworden ist, da hat Powers eine ordentliche 'Schippe nachgelegt'!
Schade ist eigentlich nur, dass die Titel alle relativ kurz sind. Immer dann, wenn es schön ist, könnte es noch gern weiter gehen.
Weitere Höhepunkte aus meiner Sicht sind die Titel "Ziwatenexo", auf dem Tim Lorsch mit drei verschiedenen Streichinstrumenten für den 'streichenden' Untergrund sorgt, "Good Revolution" in feiner 'Texas Outlaw-Tradition' und einer 'unbequem' wirkenden, angezerrten E-Gitarre (ein kleiner Verweis auf die Spät-Sechziger), "Madman Of Music Row", eine feine Uptempo-Ballade über einen Typen aus Nashville und das rockig schleppende und mit satter E-Gitarre versehene "Hawk".
Fazit: Klare Steigerung zum Vorgänger, eine wirklich gute Scheibe im weiten Feld des Americana, Akzent Country, Richtung Texas Outlaws.
Ich mag die neue Scheibe lieber und halte sie musikalisch für gelungener als das vorherige Album!
Line-up:
Luke Powers (vocals, guitars, mandolin, bass, fx)
Suzi Ragsdale (vocals)
Tommy Spurlock (steel guitar)
John Davis (vocals, guitars, bass)
Sam Powers (guitars, bass)
Steve Duncan (drums, percussion)
Tim Lorsch (violin, cello, mandolin, 'longboy')
Richard Lloyd (guitars)
Michael Smotherman (piano, B3)
Randy Hardison (drums)
Matt Hill (bass)
Tracklist
01:Johnny Rotten Come To Jesus (2:33)
02:The Getaway (3:30)
03:Let The Light In (3:49)
04:Runaway Drive (3:27)
05:Sea Of Tranquility (3:56)
06:The Real Elenor Rigby (3:23)
07:Apache Kid (3:40)
08:Great Awakening (3:46)
09:Dahlia (3:28)
10:Ziwatanexo (3:21)
11:Running To Paradise (3:23)
12:Aiyshwariya (3:54)
13:Good Revolution (3:23)
14:Madman Of Music Row (3:07)
15:Hawk (3:30)
16:Quaternion (3:37)
(All songs written by Luke Powers)
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