O Lendário Chucrobillyman / The Chicken Album
The Chicken Album Spielzeit: 23:53
Medium: CD
Label: Off Label Records, 2011
Stil: Blues Punk

Review vom 25.11.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Wer Bob Log III oder The Juke Joint Pimps kennt und mag, ist bei dem Brasilianer Klaus Koti aka O Lendário Chucrobillyman genau an der richtigen Adresse. Wenn seine Musik eine Mischung aus Delta Blues und dem Stil der brasilianischen Viola-Spieler ist, dann haut dieser abgedrehte 12-Takter in die Vollen. Diese Viola ist eine zehnsaitige Gitarre.
O Lendário Chucrobillymans "The Chicken Album" hat bereits zwei Vorgänger. Einerseits ist es "E Sua Monobanda Orquestra" und andererseits die EP "Rock 'N Roll Primitivo". Klaus Koti betreibt O Lendário Chucrobillyman als Ein-Mann-Unterhalter. Da gibt es eine Parallele zu Bob Log III und die nächste besteht darin, dass Koti durch ein Megafon singt.
Meines Erachtens kann man die acht Tracks auf vorliegendem Album Blues Punk nennen und diese Bezeichnung ist definitiv nicht abwertend zu verstehen. Was der Protagonist hier zu bieten hat, findet man nicht sooft vor. Koti benutzt eine Vielzahl an Rhythmus-erzeugenden Gegenstände und diese brasilianische Viola steht dabei als Saiteninstrument im Vordergrund. Andere Klangerzeuger sind Dinge aus dem Müll, das Kazoo, die Bluesharp oder ein Megafon. O Lendário Chucrobillyman kann quasi alles gebrauchen.
Der Mann mit den zehn Armen und Beinen ist aber auch ein vorzüglicher Gitarrist. Fingerpicking und Bottleneck-Einsatz sind großartig und seine Songs haben etwas unwiderstehlich Gutes in sich. Wie oft er auf dem, wegen der tollen Musik, viel zu kurzen Album gackert, ist einfach nicht mitzuzählen. O Lendário Chucrobillymans abgedrehter, ja fast schon hypnotischer 12-Takter ist unfassbar gut. Der Protagonist sprüht vor Kraft und erweist sich auch noch als authentischer Songwriter, tief im Mississippi Delta verwurzelt.
Wenn man so etwas nicht schon von den Juke Joint Pimps oder Bob Log III gehört hätte, könnte man meinen, O Lendário Chucrobillyman würde diese Ein-Mann-Angelegenheit erfunden haben. Koti macht den Hörer schier wahnsinnig und vielleicht muss man als Künstler auch ein bisschen verrückt sein, um solche Darbietungen auf die Beine zu stellen.
Los geht das Vergnügen mit einem treibenden "Chicken Flow" und schon sind wir mittendrin im herrlichen Hühner-Gegacker. Der Alleinunterhalter zimmert einen ungemein ansteckenden Groove und er singt sowohl Englisch als auch Portugiesisch. "The Chicken Album" ist im Original nicht ganz so neu. Es wurde bereits 2008 veröffentlich und das deutsche Label Off Label Records, ansässig in Bäumenheim (Asbach/Nähe Donauwörth) hat sich der Platte nun noch einmal angenommen. Sehr gut!
In O Lendário Chucrobillymans Adlern fließt verdammt viel Gefühl für den Blues mit und bei der faszinierenden Musik wird man neugierig darauf, was da live abgeht. Der Mann kann auch auf der Bühne beeindrucken. Da gibt es einen Mitschnitt, in dem er den Rhythmus durch das Schlagen mit einer Edelstahl-Schaufel Steinbrocken erzeugt und dazu singt. Hammer!
Die Blues-Harp heult und solche Steinschläge hört man auch auf vorliegendem Album. Wahnsinn! Richtig zur Ruhe kommt Koti in den acht Tracks nie. In Zusammenhang mit seinen Kompositionen kann man "Whiskey River" als Ballade bezeichnen. Hier geht es etwas relaxter zu und man ist hin und weg von den kreisenden Sounds, die so klingen, als spiele er eine singende Säge.
Jeder Track hat Klasse und wenn man von erdigem Blues spricht, trifft es hier ebenfalls noch zu. Schade, schon wieder ist die CD am Ende, aber man gönnt ihr noch einen weiteren Spin. Klaus Koti aka O Lendário Chucrobillyman macht mit "The Chicken Album" einen kompletten Hühnerstall verrückt und versetzt den Hörer in Staunen. Ertappt man sich eventuell dabei mitzugackern? Nichts ist unmöglich bei diesem Brasilianer.
Line-up:
Klaus Koti (all instruments, vocals)
Tracklist
01:Chicken Flow (2:52)
02:Love Miner (4:44)
03:Chicken Strangle (3:00)
04:Coconut Road (2:49)
05:Where Should I Lay My Head Lord? (2:22)
06:Chicken Rhythm (2:09)
07:Whiskey River (3:10)
08:Estrada Da Vida (2:46)
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