Old Jerusalem / Same
Old Jerusalem Spielzeit: 44:22
Medium: CD
Label: PAD (Broken Silence), 2011
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 08.02.2012


Markus Kerren
Old Jerusalem ist die Ein-Mann-Unternehmung des Portugiesen Francisco Silva, der unter diesem Projekt-Namen im Jahre 2001 sein Debüt vorlegte. Bei der nun vorliegenden - gleichnamigen - Scheibe handelt es sich um Album Numero fünf des Singer/Songwriters aus den südlichen Regionen Europas. Neben seinen eigenen Scheiben hat er sich in seiner Heimat einen glanzvollen Namen als Songlieferant für die Jazz-Szene erarbeitet. Wobei "Old Jerusalem" mit diesem Stil absolut nichts am Hut hat.
Ich sag's gleich schon mal vorweg: Man muss ein Liebhaber der ganz leisen Töne sein, um die Musik von Old Jerusalem zu mögen. Das gesamte Album wird von einer Akustik-Gitarre und dem Gesang bestimmt, die je nach Song mal von einer Elektrischen, Percussion-Instrumenten oder dem Keyboard bereichert werden. Als Vergleich mit dem Halbinsulaner kommen mir stilistisch ansatzweise Namen wie Crosby, Stills & Nash, Cat Stevens oder auch Simon & Garfunkel in den Sinn. Mit dem Unterschied, dass die hier dargebotenen Tracks qualitativ nicht auf einer Ebene mit den Vorgenannten liegen.
Dieses Album könnte durchaus seine Freunde finden und mag für einige von euch auch zum richtigen Zeitpunkt genau das Richtige sein. Mir persönlich passiert hier allerdings viel zu wenig. Viel zu eintönig fließen die Stücke an mir vorbei und selbst nach vermehrten Durchläufen fällt es mir schwer, großartige Wiedererkennungs-Werte bei den Titeln auszumachen. Das mag von dem Künstler alles sehr persönlich und intim angedacht sein und die Songs sind sicherlich auch kein Wegwerf-Produkt, aber bei mir springt der Funke einfach nicht über. Mir kommt das Ganze wie einer dieser typischen Fälle (hatten wir ja alles schon mal) vor, bei denen mehr Input von außen (oder einfach nur zusätzliche Musiker bei der Einspielung) wesentlich besser gewesen wäre.
Bezeichnenderweise ist der Höhepunkt des Albums dann auch der einzige Coversong. Dabei handelt es sich um Velvet Undergrounds "Candy Says", das tatsächlich wie ein Sonnenaufgang im Vergleich mit den restlichen Songs wirkt. Die Gründe dafür sind schnell gefunden, denn erstens haben wir es mit einem sehr starken Titel (Schönen Gruß an Lou Reed) zu tun und zweitens muss sich Silva für diesen Titel von seinem sonst eher eintönigen Gesang verabschieden und kräftig einen drauf legen. Alleine für die Wahl dieses Tracks will ich dem Portugiesen allerdings ein Lob aussprechen, denn mir war bisher noch kein Cover dieser großartigen Nummer bekannt.
Der Rest der durchweg schwermütigen Stücke drängt sich - zumindest mir - nicht unbedingt auf. Auch wenn man selbst mal down ist und genau nach dieser Art von Mucke giert, fällt es eher schwer, diese Scheibe von A bis Z durchlaufen zu lassen. Eventuell (nachdem dies immerhin das fünfte Album innerhalb von etwas mehr als zehn Jahren ist) trifft Silva mit seiner Musik den Nerv seiner Landsleute erheblich mehr und das sei ihm ja auch gegönnt. Ich wünschte, ich könnte etwas anderes berichten, aber in meinem Regal wird diese Scheibe mit ziemlicher Sicherheit dicken Staub ansetzen.
Ich bin sicher, dass mir die Fans des Iberers nach dem 'Genuss' dieses Reviews (bestenfalls) einen Vogel zeigen werden und deshalb kann ich eigentlich nur empfehlen: Anchecken und sich auch selbst ein Bild machen! Dieses Album ist ein definitiver Partykiller, wobei man dem Musiker natürlich zu Gute halten muss, dass es für solche Events ganz sicher auch nicht gedacht war. Wie auch immer: Nix für ungut, aber außer der Cover-Nummer können mich die restlichen elf Tracks hinter keinem Ofen dieser Welt hervorlocken.
Line-up:
Francisco Silva (all instruments and vocals)
Tracklist
01:Song Of Laius
02:Tyndale And Augustines
03:Song Of Daphne
04:Our Inland
05:Day As Guests
06:Soothing Song Rhymes
07:Citing Augustine
08:The Go Between
09:Absolutes
10:The Nicen Creed
11:Candy Says
12:We Can Never Leave
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