Wenn du Crowley liest und verstehst, da wirst du krank von, da drehst du durch!
Rocktimes Interview Der Onkel Tom hat endlich mal wieder ein neues Album am Start. Aber wenn man die Pott-Legende schon mal am Telefon hat bleibt auch die eine oder andere Sodom-Frage nicht aus.



Interview vom 14.09.2011


Jens Groh
RockTimes bekam eine Anfrage seitens des Promoters ob wir ein Phoner-Interview mit Onkel Tom machen möchten. Da dieser aber auf dem diesjährigen NOAF mit seiner Hauptband Sodom spielte, kamen wir überein, dass wir das Interview dort machen. Aber wie das Leben so spielt, klappte dies dort nicht und wir verschoben es auf eine Woche später, dann eben doch per Telefon. Deshalb ist im nachfolgenden Interview das ein oder andere Mal vom Auftritt der vergangen Woche die Rede.
Und obwohl wir bestimmt noch locker eine weitere Stunde hätten quatschen können, war das Interview mit Onkel Tom sehr angenehm und die Zeit verging wie im Fluge. Aber was lange währt..., doch lest selbst.
RockTimes: Diesmal gibt es ja fast nur Eigenkompositionen. Fast gar keine Coverversionen, wie kamst du denn da drauf?
Tom: Ach, die meisten Coverversionen sind ja auch schon weg. Und wenn du die ersten drei Scheiben von uns nimmst, dann haben wir ja schon alles verwurstet, was es an traditionellen Trinkliedern so gibt. Und da haben wir uns eben gesagt, die Band ist musikalisch so fit, da können wir durchaus auch eigene Sachen mitmachen. Das hatten wir bei "Ein Tröpfchen voller Glück" ja auch schon. Aber von den wirklich bekannten Trinkliedern ist jetzt eben alles weg.
RockTimes: Petra Pascal (* 21. Dezember 1934 in Frankfurt am Main) ist eine deutsche Chanson-Sängerin und Moderatorin. Du hast deren Text benutzt ("Wie das Glas in meiner Hand"), die Melodie kam mir aber auch irgendwie bekannt vor.
Tom: Die Musik ist auch von Petra Pascal.
RockTimes: Der Text ist ja schon ein bisschen depri, oder?
Tom: Ja, der Text ist super. Ich hab den durch Zufall bei YouTube gefunden, und fand den total geil. Der hat was von Zigeunerlied, ein bisschen schwermütig, bisschen nachdenklich. Ist halt kein richtiges Sauflied in dem Sinne. Ist ja auch was Wahres dran und auch wichtig, dass du solche Lieder mal singst.
RockTimes: Ist ja auch mehr so eine Art Chanson.
Tom: Ja, so in der Weise 70er-Jahre-Chanson, in etwa wie Alexandra, halt sehr schwermütig. Wir haben den halt verrockt.
RockTimes: Hast du der Guten mal deine Version zukommen lassen?
Tom: Ich weiß gar nicht ob die überhaupt noch lebt.
RockTimes: Laut Wikipedia ist sie noch am Leben. Ich hab ja vorher nachgeforscht.
Tom: Ne, hab ich nicht. Ich hab halt den Verlag angeschrieben wegen der Coverversion zwecks Genehmigung. Aber Kontakt mit ihr hatte ich nicht. Mit Coverversionen ist das eh immer so ein Ding. Wir hatten mal ein Acht-Minuten-Medley gemacht mit richtig guten Refrains und so, aber du kriegst ja nicht für alles die Genehmigung.
RockTimes: Schade, denn mich hätte schon interessiert wie die Reaktion darauf ist, Chanson auf Metal gemacht. Ist für die meisten ja doch eher abschreckend.
Tom: Ach, das kriegt doch bis auf die GEMA-Abrechnung sowieso keiner mit. Bei "Drink doch ene met" von den Bläck Föös, da kannte unser Plattenchef den Texter und Songschreiber, der hat sich auch darüber gefreut. Aber manche wollen so was nicht, die wollen da nix mit zu tun haben. Sonst hätt das Album noch weitere zwanzig Titel gehabt. Ist halt schade, ist aber Business.
RockTimes: Euer, ich sag mal euer statt dein Album, ist diesmal recht heavy bzw. erinnert doch mehr an Sodom. Absicht? Gerade das Titellied oder "Bier" könnten auch auf den neueren Sodom stehen.
Tom: Ja, musikalisch wollten wir uns auch gar nicht eingrenzen und haben beschlossen, dass wir musikalisch alles machen können. Das kann Metal wie bei "Bier" sein oder Schlager oder Rock'n'Roll sein. Wichtig ist, dass die Songs gut sind. Dass der Refrain gut ist, Musik und Text sich gut verbindet. Und vor allem nicht nur im ¾-Takt. Mittlerweile gehen Onkel Tom ja auch als vollwertige Band durch.
RockTimes: Gerade "Bier" fällt aus dem Rahmen auf der Scheibe, da doomst du dich ganz schön durch die Botanik bzw. es klingst fast schon deathig.
Tom: Das kommt durch die runtergestimmte Klampfe. Aber Alkohol trinken hat ja auch nicht immer Positives. Jeder von uns weiß, das kann auch mal nach hinten losgehen. Als Beispiel Leute, die durch das Saufen depressiv oder aggressiv werden.
RockTimes: Ja gut, das hast du ja in deinem eigenen Umfeld mit Chris Witchhunter (Ex-Sodom Drummer) gehabt.
Tom: Klar, jeder hat in seinem Bekanntenkreis so jemanden und da wollten wir das mit dem Text einfach, dass es etwas schwerer, düsterer ist.
Beer To The Bones RockTimes: Du wolltest damit niemanden zum Saufen animieren?
Tom: Nein, es geht nicht ums exzessive Trinken, sondern um das, wenn du dich mit deinen Kumpels irgendwo triffst. Nicht um das alleine Frustsaufen, da gibt es Schöneres. Mit den Kollegen feiern, da ist nix gegen einzuwenden. Es geht mehr um das Gemeinschaftsgefühl, so wie bei "Wenn der Zapfhahn kräht".
RockTimes: Wie war es diesmal, mit einer richtigen Band zu arbeiten? Sonst hast du ja vieles im Alleingang gemacht.
Tom: Das hatte ich früher ja auch schon, nur dass die damals im süddeutschen Raum ansässig waren und jetzt sind, und ich wohn' hier im Ruhrgebiet, da kommst du nicht für Proben zusammen. Und deswegen hab ich gesagt, ich such mir 'ne Band hier aus dem Raum. Wo ich sagen kann, wir haben einen Proberaum, wo wir zweimal die Woche proben können. Ich mag das immer noch so wie früher, so wie in den 80ern.
RockTimes: Du bist ja auch dauernd unterwegs. Mit Sodom, Onkel Tom oder mit den Die Knappen.
Tom: Ja, mit den Die Knappen passiert momentan recht wenig, weil ich ja jedes Wochenende unterwegs bin, entweder mit Sodom oder Onkel Tom. Die haben wir momentan ein bisschen auf Eis gelegt. Die letzte Show mit denen war beim DFB-Pokal-Endspiel in Berlin.
RockTimes: Hattest du keinen Bock, auch Bass zu spielen? Oder denkst du, dass du damit mehr Freiheit hast?
Tom: Bei Onkel Tom oder den Die Knappen hab ich ja noch nie Bass gespielt. Bei Sodom bleibt das aber so (Wollen wir doch hoffen - Anm.d.Verf.). Wenn du mal in meinem Alter bist, dann hast du doch eher mal damit zu tun, dass dir die Knochen oder Gelenke wehtun oder du Sehnenscheidenentzündungen hast. Dann hast du auch Rückenschäden, wenn du dauernd so einen schweren Bass auf der Bühne mit dir rumschleppst.
RockTimes: Du huldigst ja auf dem neuen Album Lemmy. Oft wirst du aber selbst als die deutsche Antwort auf Lemmy bezeichnet. Ist das für dich eher schmeichelhaft oder Quatsch?
Tom: (lacht) Ich bang ja mehr als Lemmy, der steht ja hinter seinem Mikro, hat die Augen immer zu, das hab ich in Wacken mal beobachtet, und da bin ich doch noch ein bisschen anders, mehr an der Front (Lacht). Ich sehe mich eher als Mischung aus Cronos, Tom Araya und einem bisschen Lemmy vielleicht. Ist ja keine Beleidigung, ich fühl mich da schon ein wenig geehrt. Klar, bin ich auch von Motörhead beeinflusst. Mich haben eben schon immer diese typischen Dreiercombos fasziniert, ob das jetzt Venom oder Raven oder Motörhead waren. Das waren so meine Vorbilder, ich hab das nur veredelt bzw. meinen eigenen Stil gefunden.
RockTimes: Hast du mit Lemmy schon mal persönlich einen zusammen getankt?
Tom: Wir waren in den 90ern mal mit Motörhead auf Tour. Aber Lemmy ist halt schwer zu packen. Vor der Show, nach der Show sieht man den gar nicht. Der steht auch in Wacken nicht im V.I.P.-Bereich rum, da hat der keinen Bock drauf.
Klar, hab ich mit ihm auch schon mal ein Bierchen zusammen getrunken und ein bisschen Blablabla gemacht, mehr aber auch nicht.
RockTimes: Warum gab es keine Zusammenarbeit mit Roberto Blanco und Onkel Tom, sondern mit Sodom. Wäre doch passender oder?
Tom: Ja, zu Onkel Tom hätte das besser gepasst, aber wir waren mit Sodom auf Tour als wir den Werbespot (gegen Alzheimer - Anm.d.Verf.) gemacht haben und der Roberto hat sich halt auf Sodom eingeschossen. Ich hab ihm dann auch erklärt, das ich Onkel Tom mache, mit Schlager und so, aber er meinte Sodom ist seine Band (lacht). Er meint halt wir wären so knuffig und er liebt uns.
RockTimes: Viele Leute befürchten jetzt aber, wie zuletzt auf dem NOAF, dass Roberto dauernd mit euch auftritt.
Tom: Nein, das haben wir jetzt in Wacken nochmal gemacht. Und der Werbespot ist ja für einen guten Zweck, der ist auch super geworden. Aber das war es auch jetzt. Wir haben jetzt den Aufritt und den Spot mit ihm gemacht und das war es.
RockTimes: Was sagst du zu solchen Postings auf YouTube bezüglich deiner Zusammenarbeit mit Roberto? Die waren ja ziemlich daneben.
Tom: Die hab ich auch gelesen. Das ist natürlich Scheiße!!! So was macht man nicht. Das sind doch Spastis. Wenn einer meint, Sodom und er passen nicht zusammen, okay, aber ihn persönlich angreifen, das geht mal gar nicht!
Er ist der bekannteste Schlagersänger der Welt und er ist einfach cool. Der Typ ist einfach super, Punkt.
Klar haben wir auch darüber nachgedacht, ob wir nicht eine Single machen sollen. Aber wenn, dann nur nach dem Motto: 'Ab ins Studio, das Ganze bei YouTube reingestellt und fertig'. Aber ich hab das irgendwie verpeilt, und nun ist gut.
Außerdem hat er auch nie Zeit und ist ja auch nicht mehr der Jüngste, ist ja schließlich auch schon 74. und immer noch klasse drauf, da sind andere schon tot (lacht).
RockTimes: Mit deiner neuen Scheibe hast du dir ja ganz schön lange Zeit gelassen. Keine Zeit, oder sind da einfach keine passenden Songs entstanden?
Tom: Ja, das kam daher: Wir haben ja die ganzen Sodom-DVDs gemacht, dann das neue Sodom-Album, die Die Knappen usw., aber Onkel Tom war mir jetzt sehr wichtig. Ich hab jetzt zwei gute Gitarristen in der Band und da haben sich halt schnell Ideen entwickelt für die Songs. Die Zeit war halt einfach reif, dass wir ein neues Album zu Wacken präsentieren konnten. Aber ich bin auch nicht der Typ, der den ganzen Tag zu Hause sitzt und nix macht.
RockTimes: Mit Sodom und deinen anderen Bands trittst du ja nur noch an Wochenenden auf, oder?
Tom: Diese klassische Album-Tournee-Album-Zeit ist vorbei. Heutzutage muss man aufpassen, wer gerade auf Tour ist, gerade in Deutschland ist man total viel unterwegs. Alles ist irgendwie überlaufen. Das ist ja nicht mehr so wie früher. Die nächste Tour wird in Griechenland sein, vier oder fünf Shows, dann gehen wir nach Südamerika zwei Wochen oder so, wir sind immer beschäftigt, weißte.
RockTimes: Machst du mit Onkel Tom auch irgendwelche Touren? Oder nur Wochenendgigs?
Tom: Dieses Jahr gibt's nur Wochenendgigs. Letzten Freitag haben wir auf dem Ehrlich und Laut-Festival gespielt. Da zocken so Bands wie Frei.Wild, Betontod, Krawallbrüder und Co., die Krawallbrüder hätten uns gerne mit auf Tour genommen. Das ist 'ne ganz andere Szene, die laufen auch ganz anders rum wie die Metalfans, sind aber auch alle ganz in Ordnung und nett und die lieben halt auch Onkel Tom, obwohl ich mich in der Metal-Szene schon wohler fühle. Wir sind eben Metaller und da gehören wir auch hin.
RockTimes: Sind das die Kneipenterroristen, die dir beim "Auf nach Wacken"-Background helfen?
Tom: Ne ne, wir haben selber die Backgroundchöre gemacht und hatten keine Gastsänger.
RockTimes: Bei "Schade, dass man Bier nicht ficken kann", ist das Alex den man da hört?
Tom: Nein, das ist unser Gitarrist, der Celly. Der Alex hat nur Gitarre gespielt und beim Backgroundvocals mitgemacht. Der Celly hat 'ne richtige Röhre, der ist'n richtiger Bölker!
Der hat eine super Stimme, der hat auch eine eigene Band, die heißt Crosspain. Alle haben ihre eigene Band. Der Mark, unser Basser, ist bei The Bury End, der Corny ist bei Eat My Body, so macht halt jeder was Eigenes. Und bei Onkel Tom kommen dann alle zusammen. Die passen auch alle zusammen. Und Backgroundchöre, das passt eben gut zu uns. Das ist so richtiges Gemeinschaftsgefühl bei uns mit den Backgroundchören.
RockTimes: Bon Scott ist ja für dich schon ein großes Vorbild. War das damals wirklich für dich soo beeindruckend, Bon noch live zu sehen?
In dem Song machst du dich ja schon 'n bisschen lustig über die neue Metalgeneration. Was haben die Alten, was den Jungen abgeht?
Tom: Klar, wenn du die 70er oder 80er miterlebt hast, gerade die 80er waren schon was Besonderes, aber was ich mit dem Text ausdrücken will, ist: Es ist ein Erlebnis, wenn du so ein Konzert miterlebt hast, da waren die Konzerte auch anders wie heute. Das sind Dinge, die wirst du nie wieder vergessen. So was ist viel wichtiger als die ganzen materiellen Dinge, auf die die heutige Jugend Wert legt wie der neueste iPod oder der neueste Computer oder PlayStation und dergleichen, sehe ich bei meinen Kids ja auch so. Wichtig sind solche Erlebnisse. Eigentlich wollte ich ja gar nicht zu dem Konzert, aber meine Kollegen haben gemeint »Komm fahr mit, also rein ins C-Coupé, mit sieben Mann und etlichen Paletten Bier, so sind wir damals nach Essen gefahren. Zumal der ja auch ein Jahr später gestorben ist. Das sind die wichtigen Dinge des Lebens.
RockTimes: Du hast ja selbst Kinder, was sagen die denn zu Vadders musikalischen Ergüssen?
Tom: Ja, meine Tochter meint, das ist peinlich, was ich da mache. Mein Sohn meint dann schon eher mal: »Neue Platte "War And Piece", geil Papa«. Oder der Tribute-Song zum Schwarzen Album von Metallica, den findet er richtig geil, aber so ein richtiger Metaller wird er wohl nicht (lacht). Obwohl er manchmal Slayer und so was hört. Aber bei mir zu Hause läuft auch gar keine Musik, ich trenne das immer. Wenn ich nach Hause komm, dann will ich meine Ruhe.
RockTimes: Was hörst du denn privat?
Tom: Ich höre eigentlich gar keine Mucke. Zuhause hab ich meinen Schreibkram zu machen und so'n Zeug.
RockTimes: Oder wirst morgens zum Interview genötigt, HAHAHA!
Tom: Ach was, das macht doch Spaß.
RockTimes: Weil wir es gerade von den Kiddies hatten. Merkst du auch, dass da mittlerweile eine ganz andere Generation vor der Bühne steht?
Tom: Da haste recht. Mittlerweile stehen da 12- bis 16-Jährige vor der Bühne und das sind richtige Metalfans, die nicht das Neue hören wollen, sondern den alten Scheiß. So als Beispiel: Letztens steht so ein Mädel ca. 14 bis 15, im Hellhammer-Shirt vor mir und meint, das sei der beste Metal, der aus den frühen Achtzigern. Die interessieren sich für die Anfänge des Heavy Metal. Die finden so alte Bands geil, die interessiert gar nicht, was Neues auf den Markt kommt.
RockTimes: Das kenn ich auch aus meinem eigenen Umfeld, die interessieren sich gar nicht für neuere Bands, das existiert für die überhaupt nicht.
Tom: Ja, ist merkwürdig, sollte ja eigentlich andersrum sein, aber was jetzt neu in den Charts ist, das hören die gar nicht. Man muss aber auch ehrlich sagen, die Musik war in den 80ern auch wirklich besser, dieses Ursprüngliche, da war Metal was Besonderes. Das war eine Revolution. Mittlerweile kommt jeden Monat so viel raus, wer soll denn das alles kaufen und hören (kenne ich ja selber, etliche Promos von zig Bands - Anm.d.Verf.). Gerade aus dem Skandinavischen Raum kommt so viel, das ist eine richtige Schwemme.
Aber die jungen Leute haben doch recht, Iron Maiden, Saxon oder das ganz finstere Zeug, das ist noch Metal, da hab ich zu dem Mädel gesagt, gut so, weiter so (lacht).
RockTimes: Um noch mal auf das neue Album zu kommen, mit "1516", sehr schön, dass du damit deinen Standpunkt zum deutschen Reinheitsgebot vertrittst. Chemoplörre geht mal gar nicht, oder?
Tom: Bei mir ist das ja oft so, dass ich im Ausland solches Bier trinken muss. Wenn du in Süd-Amerika bist, dann kriegst du da kein importiertes deutsches Bier, und da bin ich immer froh, wenn ich wieder zu Hause bin. Das erste, was wir immer machen, wenn wir wieder auf dem Flughafen ankommen, ist erst mal eine Büchse Bier holen. Egal was, 'ne deutsche, ob Krombacher oder scheißegal. Ist wirklich so, da kann man sich drauf verlassen. Und da bin auch immer ein bisschen stolz drauf, selbst wenn in Deutschland alles den Bach runter geht, das Reinheitsgebot bleibt. Wenn ich richtiges Bier trink, dann schmeckt es einfach besser und ich hab meinem Körper was Gutes getan, mehr oder weniger (da mussten der Tom und ich erst mal herzlich lachen - Anm.d.Verf.). Egal wo du bist, du kriegst nur Plörre, und denkst 'Mein Gott, was hab ich hier zu suchen', und das musste einfach mal gesagt werden (lacht).
RockTimes: Was sagt uns "Format C"? Meinst du die jüngere Generation kann da noch was mit anfangen?
Tom: Das haben wir noch von früher, wie das mit den Computern so anfing, da haben wir gesagt, komm wir gehen die Platte putzen. Das sind so Begriffe die werfen wir uns gegenseitig zu, und die behalt ich auch so. Da wollt ich halt mit dem Computerausdruck sagen, jetzt ist Ende, wie beim Computertod. Ist auch einer der richtig guten Songs auf dem Album, so ein wenig schwermütig, ist eben nicht immer alles so schön und lustig.
RockTimes: Wieso machst du gerade als Gelsenkirchener einen Song ("Drink doch ene met") auf Kölsch?
Tom: Ja, die Originalversion ist ja von den Bläck Föös und die singen das natürlich nur in Kölsch, und wir haben das versucht in normalem Hochdeutsch zu singen. Was bei uns im Ruhrpott so hochdeutsch ist (lacht). Der Song lebt davon, dass er in Kölsch gesungen ist. Wir hätten auch sonst die Freigabe nicht gekriegt. Wenn du dir den Text aus dem Internet rausholst, ist der nun mal in Kölsch geschrieben. Da steht da nicht »Ein alter Mann steht vor der Wirtschafts-Tür«, sondern »Ne ahle Mann steht vür der Wirtschafftsdür«. Da hab ich gesagt, dann mach ich das auch so, der Song lebt da auch von. Der muss so sein, der Text ist halt auf Kölsch. Alles andere wäre dann auch schon wieder eine Änderung gewesen. Und dann passt das. Ich bin jetzt auch kein Köln-Fan, eigentlich hasse ich den Dialekt. Auch der Karneval geht mir völlig auf den Sack, wenn sich da um ein paar Kamelle (Bonbons - Anm.d.Verf.) fast schon geprügelt wird, echt da werd ich bekloppt von. Ich bin eher der Typ, der sich mit der roten Pappnase in die Kneipe setzt und mit den Kumpels einen säuft, das langt mir dann auch. Aber bei dem Song passt das einfach. Das Ganze klingt dann noch tragischer, aber ansonsten hab ich mit der Sprache nix zu tun. Aber es ist eben ein super Trinklied, was wir auch schon live gebracht haben, und das kommt auch spitze an. Den hast du ein oder zweimal gehört und dann weißt du schon wo's lang geht.
RockTimes: Wir, Andrea und ich, haben dich am vorherigen Samstag beim NOAF mit Sodom gesehen. Und da Andrea seit der ersten Sodom beinharter Fan von euch ist komm ich um ein paar Sodom-Fragen einfach nicht herum. Wir wussten gar nicht, dass "Proselytism Real" genauso wie "Equinox" ebenfalls Aleister Crowley gewidmet ist.
Tom: Was heißt gewidmet, ich hab mich da nur etwas dran angelehnt. Crowley hat ja eine ganz eigene Sprache gehabt bzw. eigene Wörter benutzt. Und die hab ich zum Teil übernommen. Damals hatte ich seine ganzen Bücher gelesen und zu dem Zeitpunkt entstand das Album ("Obssesed By Cruelty" - Anm.d.Verf.), aber das hab ich hinterher abgelegt. Wenn du Crowley liest und verstehst, da wirst du krank von, da drehst du durch! Lieber Lieder, die das Leben schreibt. Da gibt's genug Inspirationsquellen. Das ganze Satanische war ja auch eine Modeerscheinung, muss man auch ganz ehrlich sagen. Aber wenn du die Sachen von dem an dich ran lässt, wirste doof im Kopp von. Und der Typ war trotzdem ein Arschloch!
RockTimes: Ihr zockt dennoch die alten Songs.
Tom: Ja, das soll ja auch so sein. Ich hab Bernemann (Sodom-Gitarrist - Anm.d.Verf.) auch schon gesagt, wir müssen noch mehr altes Zeug spielen. Gerade die alten Sodom-Fans wollen das alte Zeug hören. Da variieren wir gerne. Wenn ich zu einem Motörhead-Konzert gehe, freue ich mich auch, wenn die Mal was anderes, eher selten Gespieltes zocken.
Klar hast du immer irgendwie ein neues Album, aber die Klassiker müssen eben sein. Es gibt immer wieder "Stumme Ursel", "Sodomy And Lust", "Der Wachtturm", das wollen die Fans eben haben, da musst du eben einen Kompromiss finden. Und so schlecht waren die alten Stücke ja auch nicht.
RockTimes: Jetzt habt ihr ja auch die The Final Sign Of Evil gemacht.
Tom: Ja, selbst davon müsste man was nehmen. Aber derzeit haben wir halt nicht alles so ordentlich gespielt. Aber jetzt können wir das ja gerade spielen. Z.B. der Makka (neuer Sodom-Drummer - Anm.d.Verf.) ist auch beinharter Sodom-Fan, der sagt auch, dieser Spirit, das Witchhunter-Flair muss bleiben. Da hat er Recht. Du könntest auch andere alte Titel auseinanderpflücken, da weißt du oft gar nicht, wo es lang geht.
RockTimes: Ich habe von der "Obsessed by Cruelty" eine Vinylversion auf der »Unverkäufliches Exemplar, Studioversion II« steht. Diese hab ich damals (87) irrtümlicherweise vom Sodom-Fanclub so bekommen.
Tom: Ja, es gab von der Scheibe zwei Versionen, die eine haben wir in Berlin aufgenommen und die andere in einem anderen Studio. Weil wir mit dem Sound so unzufrieden waren. Die erste Version sollte damals eigentlich gar nicht raus kommen, aber da wurde das falsche Master gepresst, welches dann in Amerika erschien. Ganz komische Geschichte.
RockTimes: Dann hab ich ja was ganz besonderes im Plattenschrank stehen.
Tom: Also wenn da wirklich 'Studioversion II' draufsteht, dann hast du da wirklich was ganz besonderes (HAHAHA, da hab ich Stolz gegrinst!!! - Anm.d.Verf.).
Wir wollen die "Obsessed" jetzt auch noch mal als CD in beiden Versionen rausbringen, mit der Geschichte dazu wie das dazu gekommen ist, aber irgendwann mal, mal sehen.
RockTimes: So ich hau dir jetzt noch ein paar Namen und Begriffe um die Lauscher, mal sehen was Du damit anfangen kannst.
Kölsch oder Alt?
Tom: Alt.
RockTimes: Verauchte Kneipe oder Biergarten?
Tom: Verauchte Kneipe.
RockTimes: Weizen oder Pils?
Tom: Pils.
RockTimes: Lokale Brauerei oder Deutsches Standardbier?
Tom: Lokale Brauerei. So lokale Brauereien sind schon ganz geil, solche Biere schmecken doch auch besser wie so ein Warsteiner oder so ein Kack. Ich trinke lieber die lokalen Biere, die sind viel süffiger, von besserer Qualität. Veltins geht noch, aber ich bin eben ein Diebels-Trinker, aber das kriegst du eben nicht überall. Da kannst du auch viel von trinken und bist am nächsten Morgen fit wie'n Turnschuh. Von Pils krieg ich immer ne Birne. Ich will da keine Werbung für machen, hab ich eh nix von, aber für mich ist das perfekt.
Mit uns wollen die sowieso nichts machen. Wir wollten mit Diebels schon mal was machen, aber unsere Kundschaft ist nicht die richtige Klientel für die.
Aber egal, mir schmeckt das und mir bekommt das, und das ist die Hauptsache! Das kann ich mir auch noch selbst leisten, da brauch ich kein Sponsor.
RockTimes: Auf jeden Fall ist eure neue Scheibe sehr geil, hat bei uns 8 von 10 RockTimes-Uhren bekommen, liest du eigentlich Reviews??
Tom: Ich lese die, auf jeden Fall! Super, dass die bei euch gut abgeschnitten hat, war ja überall ganz gut, egal ob Metal Hammer oder Rock Hard.
RockTimes: Dann gehören die letzten Worte an die RockTimes-Leser noch Dir!
Tom: Ich danke euch für eure Unterstützung, hoffentlich sehen wir uns mal auf Tour mit Onkel Tom oder Sodom. Ich hoffe euch gefällt das Album und kauft das. Ihr müsst zuschlagen, jetzt nicht runterladen aus dem I-Net, sondern schön bei eurem Plattenhändler eures Vertrauens kaufen. Wie sich das gehört.
RockTimes: Dann danke ich dir/euch im Namen von RockTimes fürs Rede und Antwort stehen.
Wir danken Jan Hoffmann von Anger Management & Promotion, der uns das Interview ermöglicht hat.
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