Orden Ogan / Easton Hope
Easton Hope Spielzeit: 65:18
Medium: CD
Label: AFM, 2010
Stil: Melodic Power Metal

Review vom 21.01.2010


Boris Theobald
"Easton Hope" heißt das neueste Werk von Orden Ogan, der Band, die mit ihren beiden vergangenen Alben im Schweinsgalopp in die oberste Riege des deutschstämmigen Melodic Power Metal vorgestoßen ist. Mittlerweile sind die beim Label AFM gelandet, und dort, in bester Gesellschaft vieler großer Metal-Acts, sollten die fünf Jungs mit diesem nunmehr dritten Album in voller Länge ihren Siegeszug problemlos fortsetzen können.
Orden Ogan lassen wieder einmal Song für Song formidable Power-Hymnen vom Stapel. Sicher kann man sie mit den True Metal-Helden Hammerfall vergleichen, dank episch-düsterer Härte und zahlloser atmosphärischer Wechsel gar mit den Dunkel-Proggern von Evergrey ("Welcome Liberty"), und (vor allem) mit den ähnlich Fantasy-lastig agierenden Blind Guardian, an deren Thron sie mit "Easton Hope" zunehmend rütteln dürften. Orden Ogan agieren aber noch ein Stück weit technisch orientierter.
Was die Truppe hier an sauberstem Highspeed-Geschrubbel und wilden Fills abliefert, das ist ganz hohe Schule. Durchgeholzt wird dabei aber niemals - man zeigt ein ganz großes Gespür für zyklische Aneinanderreihungen wohl dosierter, präziser Vollgas-Auftritte und getragener Passagen, in denen den Hörer massenhaft große Hymnen mit epischen Chören in Empfang nehmen. Das erstaunlich anspruchsvolle Songwriting, immerzu um Entwicklungen bedacht, bewahrt die Stücke vor drohender Oberflächlichkeit und davor, in Klischee-Fallen zu tappen.
Damit hat "Easton Hope" schon mal was mit dem Vorgänger Vale gemein - da bescheinigte Kollege Alexander Mathias der Band nämlich auch schon dieses besondere Prädikat. Im Gegensatz zu damals scheinen aber nun die restlichen Folk-Elemente (fast) verschwunden zu sein - stattdessen peppt die Gruppe ihre Musik mit mehr orchestralen Elementen wie bombastischen Streicher- oder Bläsersätzen, Harfenklängen und Ähnlichem auf. So entsteht eine überwältigende Soundwand mit brachialer Power und zugleich vielen Details - und doch bleibt Platz für lyrische Breaks und Mid-Tempo-Passagen zum Atmen.
Zu alledem passt das nur schwer zu verwechselnde Organ von Lead Sänger Seeb wie Arsch auf Eimer. Sein ständiger Wechsel aus klarem, wehmütig angehauchtem Gesang und expressivem Shouting sucht seines Gleichen und stellt - mit Verlaub - auch Hansi Kürsch von Blind Guardian deutlich in den Schatten. Dazu kommen die großartig arrangierten Chöre - es ist eine große Kunst, die Klangräume derart wuchtig auszukleiden, ohne dass das Ganze gleich den Erstickungstod stirbt. Tja, meine Herren... gelungen!
Das Umschiffen der Klischees kennt dann aber doch eine kleine Ausnahme - "We Are Pirates" erscheint doch ein Stück weit zu... piratenselig. Soll nun nicht heißen, dass dieser Track schwach wäre - insbesondere in technischer Hinsicht gibt es keine Delle in der Anspruchs- und Leistungskurve. Naja, und oft sind es ja gerade diese Stücke, die mir nichts, dir nichts zum Live-Knüller avancieren. "We Are Pirates" - vielleicht sogar ein sehr kluger Schachzug der Band? Seeeehr eingängig und ausgestattet mit einem Break fürs Schifferklavier, regt das Stück jedenfalls stark dazu an, mit einem Grog im Haken zu singen und zu schunkeln und dazu das Holzbein zu schwingen.
Das andere Extrem auf "Easton Hope" ist der knapp neun Minuten lange Schlusstrack "Of Downfall And Decline" - ganz am Ende bestens platziert. Hier demonstrieren Orden Ogan, dass sie auch ziemlich sperrig komponieren können. Die übrigen Stücke haben beides - eingängige, edle Hymnen und sehr abwechslungsreiche Drives und spannende Entwicklungen. Somit ist "Easton Hope" ein gelungener 'fantastischer' Power Metal-Soundtrack mit vielen Perlen und ohne Schwachstellen, auch wenn sich ein megagenialer Song wie "To New Shores Of Sadness" von "Vale" dieses Mal nicht ganz ausmachen lässt. Trotzdem liegen beide Alben insgesamt in etwa auf einem Level - und es war nun wirklich nicht einfach, den Standard des Vorgängeralbums zu halten!
Line-up:
Seeb (vocals, guitar)
Ghnu (drums)
Lars (bass)
Tobi (guitar)
Nils (keyboard, vocals)
Tracklist
01:Rise And Ruin (2:16)
02:Nobody Leaves (5:57)
03:Goodbye (4:10)
04:Easton Hope (6:49)
05:Welcome Liberty (5:46)
06:All These Dark Years (5:47)
07:Nothing Remains (6:46)
08:Requiem (4:58)
09:We Are Pirates (7:34)
10:The Black Heart (6:00)
11:Of Downfall And Decline (8:51)
Externe Links: