Øresund Space Collective / Organic Earthly Flotation
Organic Earthy Flotation Spielzeit: 47:46
Medium: LP
Label: Space Rock Productions, 2013
Stil: Space Rock

Review vom 04.11.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Die dänische Band Papir tanzt auf mehreren Hochzeiten. Zusammen mit Electric Moon veröffentlichte man The Papermoon Sessions und nun sind die Musiker gemeinsam mit dem Øresund Space Collective (ØSC) aktiv. Neben dem Papir-Bassisten Christian ist noch Pär von Sgt. Sunshine/The Carpet Knights/Hoofoot für die tiefen Töne zuständig. Zum ersten Mal mit dabei ist der amerikanische Gitarrist Daniel Lars.
Die "Organic Earthly Flotation"-LP erscheint als Gatefold-Album und ist auf 500 Exemplare limitiert. Natürlich hat man sich wie immer zu den Aufnahmen in den Black Tornado Studios (Kopenhagen) getroffen. Eingespielt wurden die Songs im April 2012. Das Artwork stammt vom finnischen Künstler Eetu Pellonpåå.
Mit den beiden Sechssaiter-Aktivisten Nicklas Sørensen sowie Daniel Lars sind die knapp achtundvierzig Minuten Space-Jam ziemlich Gitarren-orientiert. Diese Anmerkung muss der Leser allerdings nicht in den falschen Hals bekommen, denn die zwei Longtracks und die zwei etwas kürzeren Lieder haben es in sich und kommen in einer von ØSC gewohnten Qualität daher. Bemerkens- und erwähnenswert ist wohl die Tatsache, dass es sich bei "Walking On Clouds" um eine Daniel Lars-Komposition handelt. Ziemlich ungewöhnlich für das dänische Kollektiv. Alle anderen Nummern haben ihre musikalische Quelle in der, für ØSC bekannten freien Improvisation.
Bereits in den ersten fast zwanzig Minuten des bereits erwähnten Tracks geben sich die Gitarristen die Kante. Schon ganz am Anfang setzen die Sechssaiter ihre Duftmarken. Scott Heller aka Dr. Space und Mogens füllen den Hintergrund in prächtiger Manier mit wabernden Farbeffekten und obwohl die Rhythmusabteilung, hier besonders Schlagzeuger Kristoffer, mit dem Tempo noch sparsam umgeht, erklimmen Nicklas Sørensen sowie Daniel Lars auch mit Hilfe des Wah Wah-Steigbügels schon eine Bergmassiv, das im virtuellen Licht ihrer Fantasien immer neue Formen annimmt. In den nicht ganz so steilen Phasen sorgen die Synthesizer am Grat des Berges für sonnendurchflutete Momente. Bass und Drums halten beim Aufstieg die Seile unter Kontrolle, wenn die Gitarren immer expressiver, intensiver und auch lauter werden. Nach zirka zehn Minuten hat man ein weiteres Basislager erreicht. Nach der Anstrengung ist Erholung angesagt. Die Synthesizer brillieren mit fantastischen Klanggemälden, die sich dann ebenfalls gen Himmel strecken. Nicklas Sørensen sowie Daniel Lars haben dabei den Blues und der Hörer wartet bereits auf den nächsten Anstieg. Die Wah Wah-Aktion pendelt zwischen sinnlich und extrovertiert. Dahinter sorgen alle für eine psychedelisch-rotierende Melodie, die einem durch steigende Intensität so schnell nicht mehr aus dem Kopf geht. Zum Ende hin überschlagen sich fast schon die Ereignisse. Es wird furios, man hält die Sicherungsseile extrem locker. Wenn die Gipfelstürmer ihr Ziel erreicht haben, ist Entspannung angesagt.
Den zweiten Teil von "Walking On Clouds" kann man als ein relaxtes Zurückkehren an den Fuß des Bergmassivs betrachten, bei dem immer noch die Gitarren das Sagen haben. Hier und da kommen die Synthesizer in den Vordergrund. Die erste Seite der LP ist ein gigantisches Werk von impulsiven Sounds und nur wenigen Momenten der Einkehr. So muss fantastischer Space Rock klingen!
Mit "Carlos On The Moon" hält man die anziehende Wirkung der Musik auf einem hohen Niveau. Wer hätte das gedacht? Der Songtitel deutet es an und die Sechssaiter bringen buchstäblich ein
Carlos Santana-Feeling auf den Plan. Unterstützt wird dieser Eindruck noch durch das perkussive Spiel des Schlagzeugers. Wohl gemerkt, man hält hier einen relativen Sicherheitsabstand zum Latin-Meister und sucht auch durch jazzige Auslage Anlehnung an die Musik von Santana. "Carlos On The Moon" ist ein Track, der im Schwebezustand zwischen der Erde und seinem Trabanten ist.
"Neptune Rising" geht unmittelbar in die Vollen. Das ØSC-Raumschiff kommt stante pede aus einem Wasserstrudel des Meeres und setzt seine turbulente Fahrt mit viel Vehemenz fort. Die Erdatmosphäre ist ziemlich schnell überwunden und schließlich serviert man doch noch verträumte Klänge, die nach den kunstvollen Wirbeln der vorherigen Nummern seine Berechtigung hat.
Mit Daniel Lars und den Papir-Leuten hat das Øresund Space Collective wieder einmal ein prächtiges Album veröffentlicht. Die prominent in den Vordergrund gestellten Gitarren gefallen auf der gesamten Distanz und wer die Musik der dänischen Band insgesamt kennt, wird sie auch mit den vier Titeln von "Organic Earthly Flotation" zu schätzen wissen.
Line-up:
David (guitar, effects)
Niklas (guitar, effects)
Mogens (synthesizers)
Dr. Space (synthesizers)
Pär (bass, effects)
Christian (bass - #4)
Kristoffer (drums)
Tracklist
Side A:
01:Walking The Clouds (19:23)
02:Walking The Clouds Part 2 (6:17)

Side B:
03:Carlos On The Moon (16:57)
04:Neptune Rising (5:08)
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