Osada Vida / Particles
Particles Spielzeit: 52:04
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2013
Stil: Progressive Rock, Metal, Jazz, Ambient

Review vom 09.10.2013


Jochen v. Arnim
Wer sich ein wenig mit den Polen von Osada Vida beschäftigt hat, dem wird früher oder später aufgefallen sein, dass dem Lukasz Lisiak die Personalunion von Bassist und Sänger nicht so richtig gut getan hat. Zwar kämpfte er sich immer tapfer durch die früheren Veröffentlichungen, aber sein Gesang war mir meist etwas zu monoton. Das ist jetzt Geschichte, hurra! Osada Vida arbeiten mittlerweile mit einem hauptamtlichen Frontmann. Sprich, ein gewisser äußerst fähiger Marek Majewski, der schon dem geschätzten Kollegen Holger bei der Rezension von Acute Minds Erstling aufgefallen war, schwingt bei den Proggern das Mikrofon.
Hierin liegt nun logischerweise das Besondere am neuen Output, denn gute Musik wird durch eine gute Stimme um ein Vielfaches gepusht. Und dass Osada Vida musikalisch gut durchdachte Kompositionen an den Mann bringen können, das haben sie ja bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Mit dem nun vorliegenden vierten regulären Longplayer zeigen die Polen abermals ihre Klasse und sollten nun auch wirklich mal den verdienten Lohn im Ausland einfahren können. Angedeutet hatte ich es ja schon, aber ich wiederhole mich in diesem Fall sehr gern: Der neue Sänger wird ihnen dabei äußerst behilflich sein.
Die zum Quintett angewachsene Truppe bietet auf ihrem neuen Output etwas mehr als fünfzig Minuten Musik, darunter neun reguläre Songs sowie einen Bonustrack. Dafür hat man sich ein Meisterwerk der Thrash Metal-Götter Metallica ausgesucht, nämlich das unvergleichliche "Master Of Puppets". Weltweit hundertfach gecovert, nicht immer gut, dient es hier den Polen als durchaus gewagte Vorlage zu ihrem Bonus auf "Particles". Bevor der allerdings an die Reihe kommt, haben wir noch die anderen, sehr abwechslungsreichen Tracks.
Wie wir es von Osada Vida gewöhnt sind, kreieren sie erneut einen Stilmix, der einen weiten Bogen von beschwingtem Prog über Hard Rock bis hin zu verjazzten Tönen reicht und in seiner Vielschichtigkeit überhaupt nicht unausgegoren klingt. Mit Vorbildern wie Threshold oder Marillion gibt "Particles" durch "Hard-Boiled Wonderland" den Einstand. Bevor der neue Sänger mit leichter Stimme zu reduzierten Gitarrenklängen einsetzt, wird im Intro des Stückes bereits ein eher hartes Riffing von lockeren Synthie-Tönen durchflochten. "Stronger" kommt danach schon etwas 'rockiger' daher und dieser Einschlag manifestiert sich an späterer Stelle auf der Scheibe auch noch mehrfach.
Durch die gesamte CD aber ziehen sich immer wieder Fäden, die an namhafte Kollegen à la
Pink Floyd oder auch Rush und Genesis erinnern und diesen die Ehrerbietung erweisen. Freunde der vorgenannten Referenzen dürfen hier gern mal ein Ohr riskieren. Mal sehr ruhig, mal auch heftiger präsentiert sich "Particles" als äußerst angenehmes Album zum Hören, speziell wegen der fehlenden, manchmal etwas anstrengend anmutenden Passagen vieler Prog-Stücke. Wer allerdings wenig begeistert sein wird, das sind sicher die Fans aus der Ecke von James & Co.. Zwar habe ich schon unsäglichere Versionen dieses Klassikers gehört, aber mit ihrer 'Jazz-Variante' haben die Polen zumindest mal meine Synapsen nur im Ansatz getroffen.
Fazit: Klassenziel erreicht, nicht zuletzt durch Klassensprecher Marek Majewski. Mein Anspieltipp ist definitiv "Mighty World", eines der schnelleren und härteren Stücke, bei dem auch obendrein noch die stimmliche Variabilität des neuen Fronters voll zur Geltung kommt!
Line-up:
Marek Majewski (vocals)
Bartek Bereska (guitar)
Rafal 'r6' Paluszek (keyboards)
Lukasz Lisiak (bass)
Adam Podzimski (drums)
Tracklist
01:Hard-Boiled Wonderland
02:Stronger
03:Fear
04:Those Days
05:Shut
06:David's Wasp
07:Different Worlds
08:Until You're Gone
09:Mighty World
10:Master Of Puppets (bonus)
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