Paintbox / The Night
The Night Spielzeit: 41:17
Medium: CD
Label: Wild Chance Music, 2010
Stil: Art Pop

Review vom 19.03.2011


Joachim 'Joe' Brookes
"The Night": So dunkel ist die Musik von Paintbox gar nicht. Immerhin gibt es da, nicht nur im ansprechenden Coverbild, noch den Mond. Der schwedische 'Farbkasten' hat ja bereits mit dem ersten Album eine überzeugende Leistung geboten. Im Gegensatz zum Erstling spielte man vorliegende Platte ohne Gäste ein und bei der Musik müsste der Erdtrabant viel heller scheinen.
Die Cellistin Linnea Olsson ist auch für ddie Vocals zuständig und man muss ihren klaren, elfenhaften Gesang schon mögen. Gottlob kann sie ihre Stimmbänder ziemlich flexibel einsetzen und von Paintbox war ich schon beim ersten Durchgang sehr angetan. Das Trio versteht es einfach auf hinreißende und ganz natürliche Art und Weise Sound-Landschaften entstehen zu lassen. Hier ist nichts gekünstelt und die Arrangements sind wirklich erstklassig gelungen.
Ob Cello, Gitarre, Ukulele, Keyboards oder Glockenspiel ... alle Instrumente haben ihren berechtigten Platz und wenn der elektrische Sechssaiter, wie in "Dream" für sphärische Klangmomente sorgt, ist das Hörvergnügen perfekt. Dabei macht dann auch noch die akustische Gitarre herrlich mit und die wenigen Töne des Glockenspiels runden diesen Song gelungen ab. Nicht zu viel, nie zu wenig ... die Balance stimmt einfach.
"The Night" ist ein Aufstand der ruhigen Art. Selbst etwas flottere Stücke strahlen Gelassenheit aus und beim Opener groovt es genüsslich dahin. Mit einer großen musikalischen Potenz wurden die elf Songs im Kollektiv geschrieben und nur das Mastering hat man in die Hände von Mats Persson gelegt. Im Rydslund Studio sowie Studio Gix entstanden verdammt anmutige Kompositionen, die sich in echter Kurzweil ergehen. Phantasievoll angelegt, bietet jeder Track eine neue Chance zum Wohlfühlen.
Auch wenn es in "Dream On" zunächst gemächlich zugeht, ist das rockige Gitarrensolo nicht zu vergleichen mit anderen Bands. Denn Paintbox rockt in anderen Dimensionen und immer melodisch, mit nur sehr entfernt sowie selten an Pink Floyd erinnernde Strukturen. Das Trio benutzt Farben nicht nur pur sondern hat ein tolles Händchen dafür, diese auf einer Palette in unterschiedlichsten Nuancen zu vereinen. Die Keyboard-Mischung wird dabei nie zu dick aufgetragen und das Cello sorgt nicht nur für Augenblicke in Pastelltönen. Bei "Mindreader" wird auch schon einmal in die dunklere Ecke geschielt.
Selbst "Underground" ist weit entfernt von furchterregendem Ambiente. Hier zeigt Paintbox ein wenig in Richtung Synthie-Brit Pop aus den Achtzigern und "Ambiente One" ist dann etwas ganz Feines. Hier schwebt der Dreier förmlich auf Schwingen und die Keyboards verändern zu Beginn kaum merklich ihren Klang. Das Schlagzeug geht sehr sanft zu Werke und die E-Gitarre schickt ihre in Watte gepackten Riffs in eine nicht genau zu definierende Richtung. Eine Fortsetzung dieser Traumreise befindet sich nicht auf vorliegendem Silberling, aber verdient hat es der Track allemal. Wo in der Komposition allerdings Linnea Olssons Stimme zu hören sein soll, bleibt ein Rätsel. Zumal von »voice« und nicht Vocals die Rede ist.
"Clowns" klingt lustig, ist es aber nicht. Im Text steht etwas von »weird entertainment«. So, wie sich hier Klänge wohlig übereinanderlagern, kann man sich das beim Hören der Nummer schon eher vorstellen.
Paintbox transportiert dicht gestaffelte Emotionen und schnürt einem dennoch nicht den Hals bis zur Atemlosigkeit zu. "Traces" ist großes Kino mit einem laut aufschreienden E-Gitarrensolo, das sich herrlich aus einer Sechssaiter-Schleife hervorhebt.
Im Klangkosmos von den drei Künstlern fühlt man sich einfach wohl. Die Musik strahlt Sympathie sowie Wärme aus und "The Night" lässt sich auch bei Tageslicht konsumieren. Das Album ist einfach klasse und wenn man das gelungene Konzept des Vorgängers weiterstrickt, bedeutet das noch lange nichts Negatives.
Line-up:
Linnea Olsson (cello, bass, ukulele, vocals, voice)
Gicken Johannson (electric guitar, acoustic guitar, keyboards, bass, upright bass, percussion, vocals)
Magnus Helgesson (drums, percussion, glockenspiel)
Tracklist
01:The Night (3:17)
02:Two Beats (3:05)
03:Dream On (5:21)
04:Mindreader (3:20)
05:Clowns (4:35)
06:Ambient One (4:11)
07:Traces (4:06)
08:Underground (3:10)
09:Broken Arrow (3:13)
10:Tiny Stars (3:02)
11:Dream (3:56)
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