Pandora's Ball / Full Size Nothing
Full Size Nothing Spielzeit: 52:01
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Rock

Review vom 06.02.2013


Jochen v. Arnim
Asche auf mein Haupt! Ich muss gestehen, der Name sagte mir absolut nix, als ich mich von eben diesem und einer ganz kurzen Hörprobe dazu bringen ließ, den Finger für die Rezension zu heben. Auch ein erstes Reinhören rief bei mir keinen Aha-Effekt hervor, das klang komplett unbekannt - aber nicht schlecht, wirklich nicht schlecht.
Vielleicht aber widmen wir uns erst einmal den faktischen Hintergründen zu vorliegendem Debüt der Freiburger. Seit 2005 sind sie als Trio unter dem Namen Pandora's Ball unterwegs und haben zwei Jahre danach eine namenlose Demo-CD sowie in 2009 die EP "Washington Lake" herausgebracht. Nach einer 24-monatigen Bearbeitungszeit kam nun in 2012 das Debüt als ordentlicher Longplayer auf den Markt. Die drei Herren haben eine stattliche Anzahl an Stationen auf ihrem Lebenslauf, haben in massig Bands gespielt und der Gitarrenchef Arthur Schlichting wurde zudem auf Platz 2 des bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerbs zum besten Lead-Gitarristen Deutschlands gewählt. Der Gute kann also nicht so ganz schlecht sein. Als Band hat man sich zudem in die Finalrunde der besten zwölf Combos beim Play Live-Contest 2012 gespielt. Einer der größten Bandförderpreise unseres Landes, dessen Sieger u. a. ein Slot beim Southside Festival erwartet.
Ihre musikalischen Inspirationen beziehen sie nach eigenem Bekunden aus allen möglichen Bereichen von Heavy Metal über klassischen Hard Rock bis hin zu Elementen des Grunge. Ihr Debüt "Full Size Nothing" ist dann auch alles andere als ein großes Nichts, wie dich das der schelmische Titel glauben macht. Es ist im Gegenteil ein Gemischtwarenladen, der Assoziationen zu Muse, Alice In Chains und weiteren Genossen zulässt, also geografisch irgendwo an der Kreuzung von Hard-Rock-Avenue, Alternative-Alley, Prog-Parkway und Grunge-Drive liegt. Macht eine eindeutige Klassifizierung nicht leichter, weshalb wir das Kind einfach mal 'nur' Rock genannt haben.
Fuffzich Minuten Rock variabler Provenienz, das klingt doch im Grunde spannend. Und Langeweile lässt die Scheibe weder mit dem Opener "171 Lake Washington Blvd." (was auch immer der Titel sagen möchte…), der zu Beginn kleine punkige Attribute ahnen lässt, noch mit den darauf folgenden "Cascade" (weitaus besser, da Metal-lastiger) oder dem rockigen "Challenged" (gegen Ende etwas anstrengend) aufkommen. Im Kontrast dazu steht das ausufernde "Holosex", das auf die andere Straßenseite in Richtung Grunge wechselt. Ich bin als ausgewiesener Freund des Eighties-Metal wahrlich kein Fan der ganzen Seattle-Suppe, aber ich komme nicht umhin, hier mal ein paar Augen zudrücken zu müssen. Das ist nicht unangenehm umgesetzt, ist düster, zäh und ein wenig in Richtung Stoner Rock schielend. Gegen Ende der Scheibe gibt es dann das für mich stark rockende "Fade", das sich zudem durch geschickte Rhythmus- und Tempiwechsel auszeichnet. Auch "Deep In" kommt gut daher, wobei mich der Gesang nicht in allen Bereichen überzeugt, aber das ist persönlicher Geschmack.
Die neun Tracks haben unterm Strich alle noch etwas Ungeschliffenes, die Produktion ist für ein Werk in Eigenregie vollkommen in Ordnung. Das Rohe macht einerseits natürlich den gewissen Reiz aus, lässt auf der anderen Seite aber auch immer noch 'Luft nach oben' zu. Abgedroschene Phrase - ich weiß - und trotzdem stimmt sie und ich wünsche der Band eine klare Zielrichtung, dann klappt's auch mit dem Nachbarn… im Ernst, für ein Debüt haben die Freiburger ein wirklich strammes Werk abgeliefert und ich bin mal gespannt, was da als nächstes aus dem Südwesten dieses Landes so kommt.
Line-up:
Arthur Schlichting (vocals, guitar)
Markus Schillberg (bass)
Peter Strobel (drums)
Tracklist
01:171 Lake Washington Blvd.
02:Cascade
03:Challenged
04:Holosex
05:Special Dave
06:Bloodless
07:Fade
08:Deep In
09:Full Size Nothing
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