Paragon / Cerca
Cerca Spielzeit: 53:10
Medium: CD
Label: Jellymould Jazz, 2014
Stil: Jazz

Review vom 04.04.2014


Wolfgang Giese
Dass uns Paragon keine seichte und dahinplätschernde Musik präsentieren wird, bemerkt man bereits schnell während des Eröffnungstitels. Wir hören keine an Be Bop oder Hard Bop orientierte Musik, denn rasch ordne ich sie in die Ära der End-Sechziger ein, jene Zeit der Aufbruchstimmung eines Miles Davis. So erinnert mich die Benutzung des Fender Rhodes an die Spielweise von Joe Zawinul. In Verbindung mit ihm und dem zweiten Titel von "Cerca" kann ich sodann einen Brückenschlag vollziehen, denn es eröffnet sich mir gedanklich die Musik von Weather Report und zwar in der Anfangsphase der Band. Allerdings ohne deren mehr perkussive Ausrichtung durch Musiker wie Airto Moreira. Aber Ehwalds Stil am Saxofon ist dem von Wayne Shorter nicht unbedingt fern.
So bleibt im Laufe der Spielzeit der CD kein Raum für Neo-Traditionalismus à la Wynton Marsalis und anderen, sondern ergeben sich eher laufende Bezüge auf die soeben beschriebene Zeit des Aufbruchs im Jazz. Paragon scheint sich darauf zu beziehen, daraus zu schöpfen und für sich einen eigenen Sound zu schaffen. Nicht immer ist die Musik durchgehend abwechslungsreich. Mit "Bohdan" wird die Stimmung zum Beispiel durch die dem Titel eigenen Rhythmuswechsel ein wenig unterbrochen und etwas mehr Ausdruck im Spiel des Saxofonisten geboten.
Aber es, und da ein erneuter Vergleich zu Weather Report, stehen nicht ausgedehnte Soli im Vordergrund der Musik, sondern mehr das Zusammenspiel und die Kommunikation. "Glory" - da streicht der Bass, da klimpert die Perkussion, fast schon nähert man sich hier in Richtung E-Musik, teilweise mit mystisch-düster wirkenden Klängen, auch ein wenig in Richtung des typischen Sounds von ECM schimmert durch. Das Saxofon wirkt gedämpft, Melodien scheinen sich zu entwickeln und sind auch schon wieder fort, aber letztlich bleibt die harmonische Ausrichtung der Musik, mit mitunter recht verträumten Akzenten, die sich dann vollends im Abschlusstitel austoben können. Gepflegt und fließend wird dort die Musik vorgetragen.
Im Großen und Ganzen wird der anfänglich sich noch entwickelnde Spannungsbogen nicht durchgehend gehalten. Zwischendurch wären gewisse Höhepunkte nicht abträglich gewesen und hätten der an und für sich sehr interessanten Musik noch ein wenig Würze verpassen können. So wirkt die Musik gelegentlich auf mich ein wenig fragmentarisch und hätte in einigen Passagen geschlossener sein können.
Line-up:
Peter Ehwald (saxophones)
Arthur Lea (piano, Rhodes)
Jon Scott (drums)
Matthias Nowak (double bass)
Tracklist
01:Cerca De Ti [Lea] (6:26)
02:East To West [Ehwald] (3:08)
03:Delhi Belly [Lea] (4:57)
04:Bohdan [Ehwald](4:48)
05:Glory [Ehwald] (6:19)
06:Blue Eyes White Dragon [Lea] (6:33)
07:Fat Pig [Lea] (5:43)
08:North To South [Ehwald] (3:17)
09:Linguine [Ehwald] (7:07)
10:Ballade [Ehwald] (4:52)
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