Paris / Only One Life
Only One Life Spielzeit: 46:39
Medium: CD
Label: Avenue Of Allies Music, 2013
Stil: Melodic Rock/AOR

Review vom 06.04.2013


Daniel Daus
Paris gilt ja sinnbildlich als Stadt der Liebe. In diesem Fall gilt es zu erörtern, ob das gleichnamige Duo, bestehend aus den zwei Langzeitfreunden Frédéric Dechavanne und Sébastien Montet meine Liebe und die der Anhänger des Genres zum Melodic Rock/AOR neu entfachen kann.
Meine bisherigen Berührungspunkte zu Musik aus Frankreich sind bisher ziemlich rar gesät, aber immerhin, da gibt es ja Frédéric Slama mit seinem AOR-Projekt, das ebenfalls in diesen Sphären zugange ist und insgesamt gesehen durchaus angenehme und hochqualitative Ergebnisse abgeliefert hatte.
Genau wie Slama, haben die beiden Protagonisten zur Verwirklichung ihrer musikalischen Ideen (sämtliche Tracks stammen aus Dechavannes Feder, zwei davon zusammen mit Montet) ein international hochkarätiges Musikerteam um sich versammelt (allerdings nicht ganz so voluminös wie Erstgenannter es immer auffährt).
Leute wie Allessandro Del Vecchio (Lionville, Hardline, Issa), der produziert und ein paar Backs beigesteuert hat, Anna Portalupi (Mitch Maloy, Lionville, Hardline) - bass, Alessandro Mori (Mitch Malloy, Lionville, Axe) - drums, Gitarrist Robert Säll (Work Of Art, W.E.T.), und Sänger Steve Newman (Newman, Big Life) - hier im Background mit aktiv - sind eigentlich jedem, der sich mit der Musiksparte etwas intensiver beschäftigt, schon einmal in den Gehörgängen begegnet.
Die Musik der beiden bietet eigentlich genau das, was die typische Klientel verlangt: Durchgehend melodische Songs, meist recht dynamisch, aber auch immer wieder mit Tempovariationen bestückt, bei denen sattes Drumming, E-Gitarren (mit vielen quirligen Soli - Montet mit starker Leistung) und 80ies-Flair verströmende Synthie-Zusätze maßgeblich den Ton angeben. Nix wirklich Neues, aber durchaus anhörenswert. In dem Genre meint man eh immer irgendwie, jede Hookline, jedes E-Solo irgendwo schon mal gehört zu haben.
So fallen einem dann auch spontan die üblichen Verdächtigen wie Survivor (bei "South Of Love"),Toto, Bon Jovi ("Longer Than I Care To Remember", "For The Time Still To Come"),Blanc Faces, Philip Bardowell aber auch Don Henley (so ähnelt "On Fire" z. B. in den Strophen seinem "The Boys Of Summer") und 38 Special zu Max Carl-Zeiten ("Every Time You Walk Away" erinnert an das damalige "Second Chance") ein.
"America" kommt wie die Melodic Rock-Variante von James Brownes "Living In America" daher. "The Clock" verbreitet mit dem Statement »You can't stop the clock from ticking« unstrittige Fakten! Diese kann ich aus Erfahrung besonders in der letzten Dekade angesichts der natürlichen Verfärbung meiner Haarpracht von dunkelbraun in immer dominantere Grautöne, beim morgendlichen Blick in den Spiegel nur allzu schwermütig bestätigen…
Während Slama allerdings bei den Lead Vocals seiner Stücke generell auf international renommierte Sänger vertraut, hat Dechavanne, was natürlich völlig legitim ist, entschieden, selber das Mikro in die Hand zu nehmen. Für mich aber oft ein Problem, wenn da Leute mit nicht-angelsächsischem Hintergrund wirken. Frédéric singt keinesfalls unangenehm, aber man hört es einfach und auch die Aura eines Jimi Jamison beispielsweise fehlt da einfach. Mit einem sehr guten Shouter wäre das schon eine richtig starke Scheibe geworden.
Und um sich im Wust der Veröffentlichungen in dieser hart umkämpften Sparte ein wenig abzuheben, braucht es aus meiner Sicht schon irgendwo das gewisse Etwas (also idealerweise neben guten Songs auch einen Charisma verbreitenden Frontmann). So bleibt mein Fazit: Paris liefern mit "Only One Life" eine tadellose Leistung ab, dürften es so aber im Melodic Rock/AOR-Genre in diesem einen Leben sehr schwer haben, mehr als nur eine Statistenrolle einzunehmen. Für die ganz große Liebe reicht es also nicht. Trotzdem in einem gewissen Grad durchaus empfehlenswert.
Tracklist
01:Dancing On The Edge
02:What Should We Be Saying
03:South Of Love
04:Every Time You Walk Away
05:America
06:Longer Than I Care To Remember
07:The Clock
08:On Fire
09:When The Lights Fade Away
10:Handle With Care
11:For The Time Still To Come
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