Pearl Jam / VS./Vitalogy Deluxe Edition
VS.Vitalogy Deluxe Edition Spielzeit: 60:02 (VS.), 68:33 (Vitalogy), 75:12 (Live At The Orpheum Theatre, 12.04.1994)
Medium: Box-Set
Label: Sony Music, 2011 (1993, 1994)
Stil: Rock, Grunge


Review vom 02.05.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Pearl Jam (PJ) hatte mit dem massiven Erfolg von Ten zu kämpfen. Das Album hatte unglaublichen Erfolg und war wohl genau das, was man als Rock-Fan in den Neunzigerjahren brauchte. Mittlerweile hat das Debüt der Männer um den Sänger Eddie Vedder Kultstatus und zählt zu den herausragenden Platten nicht nur der damaligen Zeit. Jetzt werden die beiden Folgalben "VS." sowie "Vitaolgy" nachgelegt. Mit der 'Legacy Edition' bekommt man zwei remasterte Platten mit je drei Bonus Tracks. Die 'Deluxe Edition' wird um einen Silberling aufgestockt. "Live At The Orpheum Theatre" heißt die Scheibe und dokumentiert ein Konzert vom 12.04.1994. Ganz tief in die Tasche muss man für das 'Limited Edition Collector's Box Set' bestehend aus fünf LPs, vier CDs, einer Musikcassette, digitalem Download, einem Notizbuch, sowie einem Umschlag mit Pearl Jam-Sammlerstücken greifen. Erstehen kann man das voluminöse Teil nur über die Band-Homepage.
War Pearl Jam nach "Ten" bereits unerwartet an einem Wendepunkt ihrer steilen Karriere angekommen? Man wurde mit Nirvana in einen Topf geworfen. PJ hatte allerdings andere Ecken und Kanten. Man mischte mehr im Rock der Siebziger mit und traf wohl so auch mehr das Herz des Musikanhängers. "Ten" war gespickt mit Hits. "Alive", "Everflow" und "Jeremy" brachten alle obere Platzierungen in den Charts und mit dem zweiten Album wollte Pearl Jam mit vielen Mitteln gegen den Strom des Erfolges anschwimmen. Von "VS." gab es in den Staaten zunächst weder Singleauskopplungen noch Videos, letzteres sogar weltweit. Trotzdem war das Album von Beginn an ganz oben in den Charts zu finden.
In der vorliegenden 'Deluxe Edition' befinden sich alle drei CDs in Pappschubern mit je einem Booklet. Das Heftchen zur Live-Platte enthält ausdrucksstarke schwarz-weiß Bilder vom Auftritt sowie einigen Impressionen rund um den Gig. "VS." und "Vitalogy" sind »newly remastered.«
"VS." ist anders als "Ten". Schärfer, härter und vielleicht auch knackiger. "Blood" ist ein unbiegsames Brett von Rock'n'Funk mit einem sich die Seele aus dem Leib singenden Vedder und die Musiker machen nichts anderes auf ihren Instrumenten. Ein Hammer-Song, der in den knapp drei Minuten mehr Intensität beinhaltet, als andere Bands es mit einem kompletten Album nicht schaffen. Obwohl man einen Track mit dem Titel "Rearviewmirror" in der Tracklist hat, kreiert der Mother Love Bone-Nachfolger zu Beginn von "Animal" deutliche Led Zeppelin-Riffs und für "Daughter" schultert man die akustische Gitarre. Fast gänzlich ohne Strom-Gitarre kommt "Elderly Woman Behind The Counter In A Small Town" aus und "Indifference" ist eine schwebende Ballade mit luftigen Keyboards sowie einer bluesig angehauchten E-Gitarre. Die "VS."-Bonus Tracks sind alle gute Ergänzungen, wobei meiner Meinung nach "Crazy Mary", ein Victoria Williams-Cover, den Vogel abschießt.
"Vitaolgy": Pearl Jam ist aus den Kinderschuhen raus, wird erwachsen und bringt Ende 1994 abermals ein höllisch gutes Album auf den Markt. Mit "Bugs", "Aye Davanita" und "Hey Foxymophandlemama" geht die Band völlig andere Wege und das ist definitiv kein Grunge mehr. "Bugs" ist vom von Vedder gespielten Akkordeon geprägt und wie die anderen beiden Songs kann man das Track-Trio mehr oder weniger als Sound-Collagen bezeichnen, die ihre Wirkung beim Hörer nicht verfehlen. PJ experimentiert erfolgreich mit der psychedelischen Gangart und schafft das auch über eine Spielzeit von über sieben Minuten. Es ist einfach klasse, auch diese Seite der Band quasi wiederzuentdecken.
Einfach genial sind Nummern wie "Nothingman", "Corduroy", "Better Man" oder "Immortality". Balladeskes trifft auf harte Riffs und Beats. Rundum hatte Pearl Jam einen weiteren, abermals anderen Meilenstein eingespielt und auch die CD im Box-Set verfügt über drei Bonus Tracks. "Better Man [Guitar/Organ only]" und mit Vedder-Gesang ist gut. "Corduroy", eh einer der Album-Hinhörer ist auch im 'alternate take' ein super Song und "Nothingman [Demo]" in einer Rohversion macht mächtig Laune.
Zum Zeitpunkt des Konzerts, das man auf der dritten CD erleben kann, war "Vitalogy" noch gar nicht auf dem Markt, aber dennoch bietet die Combo einen Querschnitt aus allen drei Alben. Gleich auf Platz drei covert man einen Track der nicht so lange existenten Punk-Band Dead Boys und als Gast ist der Mudhoney-Mann Mark Arm mit von der Partie. Pearl Jam hatte bereits auf "VS." den Punk und gibt sich live umtriebig wild.
Die Höhepunkte sind selbstredend die Hits wie "Even Flow", "Release" oder das über den Dingen schwebende "Once". Leider hat man auf dieser CD nicht die komplette Show von 12.04.1994 packen können. Acht Tracks der Show fehlen, unter anderem "Go", "Jam" und "Betterman". Aber das, was man hier von der Gruppe auf die Ohren bekommt, klingt fantastisch und da darf man sich auch ruhig als ein PJ-Fan outen und die 'Deluxe Edition' wärmstens empfehlen.
Line-up: Live Together
Eddie Vedder (vocals, guitar, accordeon)
Stone Gossard (guitar, vocals, Mellotron)
Mike McCready (guitar, vocals)
Jeff Ament (bass, vocals)
Dave Abbruzzese (drums)
Tracklist
"VS.":
01:Go (3:13)
02:Animal (2:49)
03:Daughter (3:55)
04:Glorified G (3:27)
05:Dissent (3:35)
06:W.M.A. (5:59)
07:Blood (2:50)
08:Rearviewmirrow (4:43)
09:Rats (4:15)
10:Elderly Woman Behind The Counter In A Small Town (3:16)
11:Leash (3:09)
12:Indifference (5:08)

Bonus Tracks:
13:Hold On [Demo] (4:40)
14:Cready Stomp [Studio Outtake] (3:23)
15:Crazy Mary [Victoria Williams] (5:39)
"Vitalogy":
01:Last Exit (2:55)
02:Spin The Black Circle (2:48)
03:Not For You (5:53)
04:Tremor Christ (4:12)
05:Nothingman (4:36)
06:Whipping (2:34)
07:Pry, To (1:03)
08:Corduroy (4:38)
09:Bugs (2:45)
10:Satan's Bed (3:31)
11:Better Man (4:29)
12:Aye Davanita (2:58)
13:Immortality (5:29)
14:Hey Foxymophandlemama (7:28)

Bonus Tracks:
15:Better Man [Guitar/Organ Only] (3:56)
16:Corduroy [Alternate Take] (4:44)
17:Nothingman [Demo] (4:37)
"Live At The Orpheum Theatre, 12.04.1994":
01:Oceans (3:07)
02:Even Flow (5:28)
03:Sonic Reducer [Dead Boys] (4:42)
04:Immortaliy (7:03)
05:Gloified G (3:11)
06:Daughter (6:38)
07:Not For You (5:44)
08:Rats (4:44)
09:Blood (4:33)
10:Release (4:47)
11:Tremor Christ (4:12)
12:Once (3:24)
13:Fuckin' Up (4:11)
14:Dirty Frank (4:04)
15:Rearviewmirrow (5:15)
16:Small Town (4:08)
 
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