|
Pennyfly Suitcase / Why Write I
|
|||
|
Ab und wann bekommt man als RockTimer seltene CD-Exemplare zugesandt. So bei mir geschehen, als ich letztens "Why Write I" von den deutschen Alternative Rockern Pennyfly Suitcase aus meinem Postkasten fischte. Das Besondere an der limitierten Auflage von 99 gepressten Silberlingen ist, dass es sich hierbei um einen Doppeldecker im EP-Format handelt! Für mich ist das eine Premiere, hatte ich es bisher, wenn überhaupt, nur mit Doppel-CDs zu tun!
Das Oceansize-Sänger Mike Vennart am Mischpult die Regler gekonnt steuerte und tatkräftig bei der Produktion mithalf, erachte ich als bemerkenswert! Ebenso die Tatsache, dass das Heppenheimer Quintett jung, dynamisch, frech und ohne jeglichen Vorbehalt die acht Songs ungeschönt präsentiert, d. h. ohne große Effekthascherei auskommt. Neben Alternative-Klängen vernehme ich noch reichlich Elemente aus dem Progessive Rock. Was ich richtig stark finde, ist, dass sie einen sehr abwechslungsreichen Doppeldecker präsentieren. Voller Überraschungen verzichten sie auf eingängige Rhythmen oder nachvollziehbare Melodien. Von meiner Seite gibt's für diese musikalische Ausrichtung ein Plus. Die Jungs lassen sich nicht in eine vorgegebene Schublade pressen und dürften auch künftig, dank ihrer Flexibilität, für das ein oder andere Ausrufezeichen sorgen!
Ihr Opener von CD Nummer eins "Tekkno" beeindruckt mit schönen Synthie-Klängen, fettem Bassgezupfe, schallendem Gesang (zum Teil heftiges Gebrüll), schroffem Gitarrengeschredder und tollem, ungewöhnlichem Taktwirrwarr. Nach einem kurzweiligen Intro folgt der dritte Song "Circe's Kin". Das Teil sitzt und wird von mir ganz klar in die Rubrik Experimental Musik, geschoben. Ich zieh schon jetzt meinen Hut vor deren Unbekümmertheit, skrupellosen Darbietung und enormen Abwechslung! Auch das folgende "As If Time Was Everything, You Goddam Elevator" beginnt in Balladenform, nur um irgendwann die Drehzahl so zu erhöhen, dass dem Konsumenten mächtig aufs Hirn gestiegen wird. Dafür sorgt schon allein Tieftonspezi Nicolas Fehr, dessen Bass sehr kraftvoll aus den Boxen scheppert. Das Liedgut hat trotz zahlreicher Tempowechsel Ohrwurm-Charakter, somit ergibt sich hier mein Anspieltipp! Zum Ende des ersten Silberlings gibt's noch "Intro" auf die Lauscher, ein schönes, softes instrumentales Stück, das weiterhin die Vielfalt der Band unterstreicht.
Die zweite Scheibe bietet zwar nur drei Songs, dafür aber mit "Amulets And Invisibles", das in über neuen Minuten vorgetragen wird, ein langes Stück. Lang und gut, dafür sorgen wiederholt schroffe Gitarrenläufe, schöne Tastenelemente, tiefer Bass und das, was die Band am meisten auszeichnet, variable Rhythmen. Nur der Gesang turnt mich diesmal nicht an, kommt mir etwas zu leiernd rüber. "Pave The Way" ist ein ganz geiles Teil und ich kann es getrost als Hörprobe empfehlen! Hier gibt's einen Takt-Mix, dessen Rezeptur man nur schwer herausschmecken kann. Ich find's richtig gut! Zum Finale haben sie noch "Nuremberg" in petto! Hier kommt Nicolas Trompete zum Einsatz, gut aber unspektakulär. Der Song findet, trotz eines unausgereiften Gesangs, mein Gefallen.
Fazit: Ich hab schon wesentlich Schlechteres gehört. Im Gegenteil, ihren Mut zur Fertigung experimentaler Songs finde ich stark! So kann sich der Konsument auf einen sehr abwechslungsreichen Doppeldecker freuen, wenn auch nur in EP-Format. Gutes musikalisches Verständnis, das sie zweifellos besitzen, ist die Voraussetzung um künftig weiter zu experimentieren und sich zu verbessern. Ich werde die Band weiterhin im Auge behalten und wer weiß, vielleicht starten sie bald so durch wie ihr prominenter Nachbar, Formel 1-Pilot Sebastian Vettel.
Line-up:
Tobias Schwarz (vocals, guitar) Georgi Kloss (synthie, guitar) Adrian Sosic (guitar) Nicolas Fehr (bass, vocals, trumpet) Tobias Holz (drums)
Externe Links:
|
