Spielzeit: 46:19 Medium: CD Label: STF Records, 2012 Stil: Heavy Metal Review vom 13.06.2012 Holger Ott

Pointers Head sollte doch inzwischen jedem ein Begriff sein. Immerhin gibt es die Formation seit zehn Jahren, und nun liegt mir die vierte CD mit dem Titel "Worst Case Society" von ihnen vor. Trotzdem war mir diese Band bislang unbekannt, obwohl ihre Musik in mein Beuteschema fällt. Schöner, grundsolider Heavy Metal, der nicht durch undefinierbaren Gesang oder brutal kreischende Gitarren runtergezogen wird. Hier wird Metal gespielt, wie er von Bands wie Judas Priest und
Iron Maiden vorgelebt wird, sozusagen von der Basis. Liegt es vielleicht daran, dass es sich um eine deutsche Band handelt und werden sie deshalb weniger beachtet? Dabei haben sie eine große Aufmerksamkeit verdient. Die CD ist einfach nur top. Hier ist alles stimmig. Vom Intro bis zum Outro wird eine gleichbleibende Qualität abgeliefert, und ich kann jetzt schon eine unbedingte Kaufempfehlung aussprechen. Pointers Head sind auch nicht untätig, was ihre Fanbase angeht. In Anlehnung an Kiss können sich die Fans in der 'Head-Army' organisieren und über das Internet die neuesten Infos austauschen.

Nachdem das fünfunddreißig Sekunden lange "Intro", das aus einem Stimmengewirr besteht, vorbeigerauscht ist, dringt mir sofort die Stimme von Sänger Sven ins Ohr. Eine wirklich schöne Stimme hat der Mann, mit richtig viel Potenzial in den Stimmbändern. Gepaart mit fetten Gitarren und einem druckvollen Doublebass-Groove beginnt die Band den Weg durch ihr Konzeptalbum, das mit den Geschehnissen des Alltags abrechnen will. Dass dabei sehr kritische Texte im Vordergrund stehen, ist selbstredend. "Unsung Heroes Part I" macht den Anfang eines Dreierblocks, bei dem die Stücke im gleichen Tempo und mit gleicher Intensität gespielt werden. Kurze Gitarrensoli, meist gegen Ende der Songs, runden die Sache vollkommen ab. Für mich besonders herausragend ist "Day One". Wie jeder im anfänglichen Dreierblock, beginnt dieser sehr heavy und schnell. Ein ruhiges Break setzt einen nachdenklichen Akzent, der mit diversen Tempowechseln fortgeführt wird. Ein klasse Gitarrensolo macht den Schlusspunkt.

Um die bisherigen Geschehnisse in Ruhe verarbeiten zu können und um sich darauf zu besinnen, dass die Kinder immer noch die Zukunft sind, wird ein Kinderlied als "Interlude" eingespielt. Sehr passend an dieser Stelle, wie ich finde. Wer aber glaubt, dass es danach ruhiger wird oder die Musik generell schwächelt, wird sofort eines anderen belehrt. Der Rest der CD "Worst Case Society" geht ebenso heavy und druckvoll weiter, wie das bisher Gehörte. Jeder Song schließt an den vorangegangenen an und der Hörer erhält das Gefühl, dass die CD aus einem Guss besteht. So fällt es auch nicht unbedingt auf, dass einige der dreizehn Songs, mal abgesehen von den Einspielern, lediglich zwischen drei und vier Minuten liegen. Pointers Head legen Wert darauf, die neue CD als Gesamtkunstwerk zu betrachten, ohne einzelne Stücke in den Vordergrund zu rücken. Das macht sich auch bei den Musikern bemerkbar. Sind es doch gerade im Heavy Metal die Gitarristen, die sich mit ellenlangen Soli profilieren, so halten sie sich hier dezent in Hintergrund und setzen nur hin und wieder kleine Akzente. Dennoch wären die Songs nichts ohne diese kleinen Gitarren-Einlagen. Aus diesem Grund muss ich auch das letzte Trio vor dem Outro erwähnen. "Countdown To Absolution", "Make My Day" und der zweite Teil von "Unsung Heroes" bestechen wieder durch den sehr schönen Gesang, tolle Breaks und gefühlvolle Gitarren. Die CD "Worst Case Society" ist purer Heavy Metal-Hörgenuss und ein wirklich schönes Werk dieser Band aus deutschen Landen. Selbst das überraschende "Outro" überzeugt innerhalb einer Minute durch das Piano und Svens harmonischen Gesang. Also Join The Head-Army.

Line-up:
Sven (vocals)
Danny (drums)
Pascal (bass)
Smi (guitar)
Kevin (guitar)