The Proclaimers
16.03.07, Freizeitzentrum West, Dortmund
Rocktimes Konzertbericht
The Proclaimers
Freizeitzentrum West, Dortmund
16. März 2008
Konzertbericht
Stil: Rock


Artikel vom 01.04.2008


Christine Pabst
The ProclaimersAn einem verregneten Sonntagabend in Dortmund erwartet das Freizeitzentrum West (FZW) bei sprichwörtlich schottischem Wetter seine Konzertbesucher, ganz so als sollten sich die Headliner des Abends - The Proclaimers - hier besonders heimisch fühlen. Auch im Inneren des FZW geht es bereits schottisch zu, man trifft Gäste im Kilt und hört hier und da englisch geführte Gespräche, auch eine blau-weiße Fahne ist zu sehen.
The ProclaimersFür die Schotten fern der Insel sind die Proclaimers ein Stück ihrer geliebten Heimat, für die Deutschen angesichts der Besucherzahlen dagegen immer noch ein sehr wohlgehüteter Geheimtipp. Und das, obwohl die Zwillingsbrüder Craig und Charlie Reid bereits seit über 20 Jahren auf der Bühne stehen und mit Hits wie "I'm Gonna Be (500 Miles)" oder "I'm On My Way" internationale Erfolge feierten. Zusammen mit ihrer 4-köpfigen Band spielen sie in ihrer Heimat gewöhnlich vor Tausenden von Fans und werden fast wie Nationalhelden verehrt, besonders in ihrer Heimatstadt Edinburgh.
Anscheinend hat aber auch das Publikum in Deutschland beim letzten Konzert im Kölner Primeclub (Dezember 2007) einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, denn nur drei Monate später stehen mit Berlin, München und Dortmund gleich drei Deutschland-Konzerte auf dem Tourneeplan.
Im Dortmunder FZW stimmt zunächst einmal der Sänger und Songwriter Eddie Arndt (auch bekannt als eine Hälfte des Duos Bardic) die Konzertbesucher mit zur Akustikgitarre vorgetragenen Liedern auf den Abend ein. Die überwiegend aus eigener Feder stammenden, eingängigen Melodien und Texte verbreiten eine erste gute Stimmung im Saal.
The ProclaimersNach einer kurzen Umbaupause betreten dann die Proclaimers die niedrige Bühne im schummrigen FZW und lassen es gleich ordentlich krachen. Zum Auftakt gibt es zwei Songs aus dem aktuellen Album "Life With You", danach folgt mit "There's A Touch" der erste vertraute Klassiker. Ein beherztes »Yeah« aus dem Pubklikum in einem sonst stillen Moment lockert die Atmosphäre zusätzlich auf und spätestens bei "I'm On My Way" sind die Zuschauer dann vollends gewonnen und bilden einen soliden Background-Chor. Auch die sympathischen Herren auf der Bühne haben merklich Spaß an dem, was sie tun. Ohne Show und große Reden präsentieren sie ihre Musik und schnell fühlt man sich wie zusammen mit guten Freunden im heimischen Partykeller - ein sehr persönliches Konzerterlebnis.
The ProclaimersDas Set der Proclaimers besteht hauptsächlich aus handfesten Rocknummern, gewürzt mit Elementen aus Folk, Blues und Soul. Gelegentlich kommen auch Mundharmonika, Tin Whistle, Akkordeon oder Steel Pedal-Gitarre wohl akzentuiert zum Einsatz. Neben dem wunderbar gefühlvollen "Unguarded Moments" sind als Highlights des Abends sicher jene Songs zu nennen, die der schottischen Heimat der Proclaimers gewidment sind, allen voran ihre Hymne schlechthin, "Sunshine On Leith", und ihr erster großer Hit "Letter From America", beide wieder mit lautstarker Unterstützung durch das Publikum. Ein schottischer Besucher wird sich später äußern: »It was like a wee Scotland tonight.«
The ProclaimersNatürlich darf auch "I'm Gonna Be (500 Miles)" auf keinem Proclaimers-Konzert fehlen, und so bringt die Band zum Ende des regulären Sets gemeinsam mit dem inzwischen heiser gesungenen Auditorium die Wände des FZW zum Beben. Nach gut 90 Minuten inklusive vier Zugaben, unter anderem dem Roger Miller-Klassiker "King Of The Road", verabschieden sich die sechs Musiker von der begeisterten Menge.
The ProclaimersDoch der Abend ist noch nicht zu Ende: Es dauert nicht lange, da tauchen zur Freude vieler wartender Fans Craig und Charlie an der Fansale-Ecke wieder auf, signieren Setlisten, Tickets oder CD-Cover und posieren geduldig für Fotos. Auch für einen kurzen Smalltalk hier und da bleibt noch Zeit. Gern würde man da noch länger mit den netten Herren plaudern und vielleicht ein, zwei Bierchen trinken, aber der Tourneeplan ist straff und der Tourmanager streng. Schade, beim nächsten Mal vielleicht. Und bis dahin ist der Geheimtipp vielleicht nicht mehr ganz so geheim und ein paar mehr Besucher kommen in den Genuss eines einzigartigen Konzerterlebnisses.


Die Proclaimers haben es auf jeden Fall verdient!
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