Queen / The Freddie Mercury Tribute Concert
The Freddie Mercury Tribute Concert Spielzeit: 84:00 (DVD 1), 106:00 (DVD 2), 77:00 (DVD 3)
Medium: 3DVD
DVD-Technik:
Bildformat: 4:3
Tonformate: DTS Digital Surround Sound, LPCM Stereo
Untertitel (DVD 3): Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch
FSK: 0
Label: Eagle Vision, 2013
Stil: Rock

Review vom 05.10.2013


Steve Braun
Es gibt Tage im Leben, die sich kollektiv ins Bewusstsein der Öffentlichkeit einbrennen. Jeder weiß bspw. noch ganz genau, wo und wie er von 9/11 oder dem Tod von Lady Di erfahren hat. Und auch dieser 24. November 1991 versetzte nicht nur die Musikwelt in eine tagelange Schockstarre. Erst einen Tag zuvor hatte das erste offizielle Statement, Freddie Mercury sei an AIDS erkrankt, weltweit für dicke Schlagzeilen und große Betroffenheit gesorgt. Die Meldungen tags darauf waren ein medialer Keulenschlag, der wohl jeden Musikfreund endgültig in die Knie zwang.
Fünf Monate später, am 20. April 1992, fand im Londoner Wembleystadion das "The Freddie Mercury Tribute Concert" statt, mit dessen gesamten Einnahmen der Mercury Phoenix Trust, eine gemeinnützige NGO zur Bekämpfung von AIDS, gegründet wurde.
Obwohl niemand wusste, wie das Programm aussehen würde, waren alle 72.000 Eintrittskarten innerhalb von lediglich sechs Stunden ausverkauft!! Das erklärt auch, weshalb ein riesiges Interesse an den Veröffentlichungen dieses Events (VHS-Kassette 1993, DVD 2002) bestand. Ein großes Ärgernis war allerdings, dass die damalige DVD das Nachmittagsprogramm komplett ausgeblendet hatte. Dieses ist bei der vorliegenden Neuauflage - sicher zur allgemeinen Freude - komplett auf eine DVD gebannt worden. Leider fehlt auch diesmal "Innuendo" mit Robert Plant, das zu diesem Anlass erst- und einmalig live von Queen gespielt wurde. Angeblich soll Plant an diesem Abend stimmlich indisponiert gewesen sein, weshalb er für die Veröffentlichung dieser Nummer (sowie "Thank You") seine Zustimmung verweigert haben soll. Auch für diese Neuauflage ließ sich der prinzipientreue Sänger offenbar nicht erweichen.
Auf der ersten DVD wird endlich das Nachmittagsprogramm mit den Supportbands auch auf DVD gezeigt. Obwohl: 'Support' ist bei Namen wie Metallica, die eröffneten, oder den Guns N' Roses, die als letztes vor Queen spielten, reichlich untertrieben.
Die noch blutjungen Metallica hatten ein halbes Jahr zuvor ihr legendäres 'Black Album' veröffentlicht und präsentieren drei Kracher daraus: "Enter Sandman", "Sad But True" und das tolle "Nothing Else Matters". Die energiegeladene Show weiß restlos zu begeistern, wobei der unter Strom zu stehen scheinende Jason Newsted in dieser Hnsicht wohl den Vogel abschießt. Extreme widmen ihren Auftritt ganz dem Kultsänger Freddie Mercury. Mit den zwei Medley-Blöcken bringt der unglaublich sangesstarke Gary Cherone die Stimmung im ausverkauften Wembley Stadium kurzerhand an den Siedepunkt. Natürlich singt er die Nummern etwas anders, aber in Gestik und Mimik ist er beängstigend nah am Original und man spürt, wie eng er sich Mercury verbunden fühlt. Danach entern Def Leppard gemeinsam mit Brain May die Bühne und bringen eine brettharte Interpretation des Hardrockers Now I'm Here. Unterbrochen werden diese drei Blöcke von Einspielern, die Konzertfilmausschnitte, Videosequenzen und Interview-Schnipsel mit Freddie Mercury aus den Siebzigern und Achtzigern zeigen.
Klar, Bob Geldof darf als enger Freund der Band nicht fehlen und bietet akustische Klänge bevor dann zum Abschluss die Gunners gewaltig auf den Haufen hauen! Gut, die sehen allesamt reichlich fertig aus - Rock'n'Roll sucks - und sind sich garantiert nicht mehr 'grün', aber was die Mannen um Axl Rose und Slash abziehen, ist schon eine Lehrstunde in Sachen giganto-manischer Stadionrock. Falls Freddie von oben zugeschaut haben sollte, wird er seine helle Freude daran gehabt haben. Eine nachdenkliche Ansprache der Filmdiva Elizabeth Taylor, die eindringlich an das Gesundheitsbewusstsein der Zuschauer appelliert, beendet die erste DVD dieser Triple-Box.
Das eigentliche Konzert wurde 1:1 von der 2002er DVD übernommen und dürfte, da es bereits mehrfach im Rahmen des 3Sat-Thementages 'Pop around the Clock' (zumindest ausschnittsweise) ausgestrahlt wurde, auch vielen 'Nichtbesitzern' dieser Scheibe bereits bekannt sein.
Queen hatte ja schon immer diesen - wirklich nur in diesem Fall sympathischen - Hang zum Größenwahn. Die gigantische Kulisse im Wembleystadion wird ständig durch diverse Kameraeinstellungen eingefangen und transportiert unweigerlich das Gefühl, einem Konzert der 'größten Band der Welt' persönlich beizuwohnen. 144.000 Hände, die zu "Radio GaGa" rhythmisch klatschen - sieht überwältigend aus, hat aber auch etwas sehr Befremdliches... Zugegebenermaßen eine typisch 'deutsche' Empfindung, aber kein Wunder, bei dieser Historie!
Nee, dieses Konzert sollte man als Rockfan mindestens einmal gesehen haben - Pflichtprogramm!! Der Reiz liegt natürlich in der Einzigartigkeit der Formationen, die da auf der Bühne stehen. Dadurch unterscheiden sich diese Aufnahmen signifikant von anderen Benefizkonzerten wie 'Live Aid' oder 'Farm Aid', wo komplette Bands die Bühne nacheinander betreten und es zu spontanen Jams höchstens im Zugabenblock kommt. Slash mit Roger Daltrey oder Tony Iommi und Brian May - in solchen Konstellationen liegt reichlich Cayennepfeffer! Mit seiner Performance zu "Hammer To Fall" räumt Gary Cherone endgültig den Titel als Mercury-Klon des Abends ab. Eine eher unbekannte Nummer wie "Stone Cold Crazy" (vom "Sheer Heart Attack"-Album) wird von James Hetfield zum Feinmetallwerkstück hochgejazzt. Ian Hunter und Mick Ronson verpassen dem
Mott The Hoople-Klassiker "All The Young Dudes" ein hippieskes Hey Jude-Feeling. Das alles MUSS man einfach gesehen haben. Da verschmerzt man auch gerne die eher lahmen Auftritte von Zucchero, Paul 'Pausebäckchen' Young, Sir Elton und dem reichlich spröden Meister. Über den käsigen Auftritt Seals deckt man ohnehin besser den Mantel des Schweigens...
Zwischendurch, bei "Crazy Little Thing Called Love", ist dann doch Robert Plant zu sehen und bestätigt die These in der Einleitung: Er war wirklich etwas indisponiert, aber sich so zu zieren wäre eigentlich nicht nötig gewesen!
Das Herzstück der dritten DVD, die das gesamte Bonusmaterial beinhaltet, ist die knapp sechzigminütige Dokumentation, die für die erste DVD-Veröffentlichung von 2002 gefilmt worden war. Brian May und Roger Taylor führen größtenteils durch die knapp sechzigminütige Produktion. Sie erzählen, wie das Projekt zustande kam, lassen die beteiligten Freunde zu Wort kommen, gewähren Einblicke in die Proben und den Backstage-Bereich. Das alles wird mit zahlreichen Ausschnitten aus der Main Show und natürlich altem Filmmaterial mit Freddie Mercury (u. a. mit Aufnahmen aus der legendären "Magic"-Tour) garniert. Prädikat: besonders sehenswert!
Im zweiten Bonusteil werden in gut zwölf Minuten drei komplette Stücke aus den Proben präsentiert: "Under Pressure" mit David Bowie und Annie Lennox, "These Are The Days Of Our Lives" (George Michael und Lisa Stansfield) sowie "Somebody To Love" (nur der 'Schorsch') - schöne Impressionen aus der kahlen Lagerhalle, in der die Proben seinerzeit stattfanden.
Auf fünf Seiten wird die Arbeit des Mercury Phoenix Trust (schriftlich) vorgestellt - leider nur in englischer Sprache. Die obligatorische Bildergalerie aus offiziellen Aufnahmen und Fanfotos rundet das mit rund 80 Minuten Laufzeit recht ordentliche Bonusmaterial ab.
Unter ganz normalen Allerweltsbedingungen (wie bei mir) gibt es an der Bild- und Tonqualität nichts auszusetzen. Die Menüführungen sind klassisch, d. h. ohne irgendwelche Mätzchen. Das Booklet ist schön aufgemacht und enthält neben den Fakten zahlreiche richtig schöne Bilder.
Alles in allem kommt man nicht umhin, dieser Triple-DVD vom "The Freddie Mercury Tribute Concert" eine dicke Kaufempfehlung auszusprechen.
Line-up:
Brian May (guitars, vocals)
Roger Taylor (drums, vocals)
John Deacon (bass)

Spike Edney (additional keyboards)
Mike Moran (additional keyboards)
Josua Macrae (additional percussion)
Chris Thompson (background vocals)
Maggie Ryder (background vocals)
Miriam Stockley (background vocals)
The London Community Gospel Choir (background vocals)
Tracklist
DVD 1 - Opening Acts:
01:Enter Sandman - Metallica
02:Sad But True - Metallica
03:Nothing Else Matters - Metallica
04:Mustapha/Bohemian Rhapsody/Another One Bites The Dust - Extreme
05:I Want To Break Free - Extreme
06:We Will Rock You/Stone Cold Crazy/Radio GaGa - Extreme
07:Now I'm Here - Def Leppard and Brian May
08:Too Late God - Bob Geldof
09:Paradise City - Guns N' Roses
10:Knocking On Heavens Door - Guns N' Roses
DVD 3 - Bonus Material:
01:10th Anniversary Documentation
02:Rehearsal Performances
03:Photo Galleries
04:Mercury Phoenix Trust Facts
DVD 2 - Main Show:
01:Tie Your Mother Down - Queen, Joe Elliot and Slash
02:I Want It All - Queen, Roger Daltrey and Tony Iommi
03:Las Palabras De Amor - Queen and Zucchero
04:Hammer To Fall - Queen, Gary Cherone and Tony Iommi
05:Stone Cold Crazy - Queen, James Hetfield and Tony Iommi
06:Crazy Little Thing Called Love - Queen and Robert Plant
07:Too Much Love Will Kill You - Brian May
08:Radio GaGa - Queen and Paul Young
09:Who Wants To Live Forever - Queen and Seal
10:I Want To Break Free - Queen and Lisa Stansfield
11:Under Pressure - Queen,David Bowie and Annie Lennox
12:All The Yound Dudes - Queen, Ian Hunter, Mick Ronson and David Bowie
13:Heroes - Queen, David Bowie and Mick Ronson
14:'39 - Queen and George Michael
15:These Are The Days Of Our Lives - Queen, George Michael and Lisa Stansfield
16:Somebody To Love - Queen and George Michael
17:Bohemian Rhapsody - Queen, Elton John, Axl Rose
18:The Show Must Go On - Queen, Elton John and Tony Iommi
19:We Will Rock You - Queen and Axl Rose
20:We Are The Champions - Queen, Liza Minnelli and all guests
 
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