Rob Orlemans & Half Past Midnight
Highway Of Love
Highway Of Love Spielzeit: 59:05
Medium: CD
Label: Silvox Records, 2013
Stil: Blues Rock

Review vom 23.06.2013


Mike Kempf
Wenn das so weiter geht, dann werde ich meinen Ruhesitz in die Niederlanden verlegen. Diese Überlegung hat mehrere Gründe: Nicht nur weil aus dem europäischen Flachland die herrlichsten Tulpenarten angeboten werden, Kultdame Antje leckeren holländischen Käse anpreist oder Amsterdam eine wunderschöne Stadt ist, sondern auch, weil dort mit Julian Sas einer meiner Lieblingsblueser beheimatet ist. Dass Julian mir neulich mit Rob Orlemans seinen landsmännischen Berufskollegen empfahl, finde ich auf der einen Seite richtig stark, auf der anderen Seite müsste ich mich mit 'ner Eselsmütze in die Ecke stellen.
Sorry Rob, zwar hatte ich Deinen Namen schon mal gehört, trotzdem warst Du für mich bisher eher ein unbeschriebenes Blatt.
Das vor kurzem bei uns erschienene Album "Highway Of Love" weist in einer knappen Stunde vierzehn Songs auf, in denen das Trio mit schnörkellosem Blues Rock aufwartet und mit "Hear Me Calling" dem erst kürzlich verstorbenen Alvin Lee die Ehre erweist. Bereits der Opener "Monkey Tale" dampft dermaßen rockig aus den Boxen, dass ich dieses Teil als Alternativtherapie für Komapatienten empfehlen möchte. Wer hier seinen Kreislauf nicht sofort von Null auf Hundert bekommt, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Doch eins ist auch klar, den Interessierten erwartet ausschließlich Blues Rock in einer Mischung von viel Old School und etwas Moderne. Dabei steht der Linkshänder und Sänger Rob ganz klar im Mittelpunkt des Geschehens und glänzt bei jedem Lied der Scheibe mit astreinen anspruchsvollen Gitarrenläufen. Diese serviert er immer gefühlvoll und punktgenau, ohne auch nur einmal ansatzweise in Frickelarien auszuarten. Wie die Faust aufs Auge passt da sein exzellenter Gesang, den er völlig ungeschönt und rau ins Mikro trällert.
Für "Don't Wanna Die" hat er sich seinen Freund Julian Sas ins Boot geholt, und dieser verleiht dem Song mit seiner filigranen Soloarbeit genau das Gewürz, um dieses Stück als Appetithappen, sprich Hörprobe, zu empfehlen. Später darf sich Julian noch bei "Night Bird" als Slide-Gitarrist auf dem Album verewigen. Ich muss nicht extra erwähnen, dass auch dieser Song bestens in Szene gesetzt wurde. Doch keine Frage, Rob Orlemans bewegt sich mit Julian Sas auf absoluter Augenhöhe und diese ist so hoch, dass sich dort eher wenige Augenpaare treffen.
Nach dem ersten Durchlauf bin ich sehr zufrieden und attestiere dem flinken Gitarrenchamp ein herausragendes musikalisches Verständnis fürs Songwriting. Dass er seine Entwürfe so großartig in Szene setzen kann, ist auch ein Verdienst seiner musikalischen Mitstreiter, den Half Past Midnight. Dabei beeindruckt mich besonders Ernst van Ee mit seiner ausgeprägten Bizeps- und Trizepsmuskulatur, die er in zahlreichen taktvollen Schlagsalven an seiner 'Muckibude' demonstriert. Dem schließt sich Tieftonspezi Piet Tromp nahtlos an. Beide sind für das glänzende Klangfundament verantwortlich, auf dem sich Bandchef Rob Orlemans in allerbester Blues Rock-Manier austoben kann. Und wahrlich, DAS macht er!
Insgesamt betrachtet ist dem holländischen Trio ein Hammer-Blues Rock-Album gelungen, welches sehr authentisch wirkt und ohne großartiges Brimborium, ohne irgendwelchen Firlefanz gerockt wird, was das Zeug hält. Der Silberling erinnert stark an die Zeit, als die Edelklampfer Jimi Hendrix und Rory Gallagher noch das Sagen hatten. Rob Orlemans wird von mir dank seines glänzenden Gitarrengrooves von nun an in meinem Kreis der Champions-League aufgenommen. Diese Platte gehört in jedes anspruchsvolle CD-Regal! Internetrecherchenn lassen vermuten, dass Rob und Co. demnächst noch eine DVD anbieten werden. Ich fände es klasse und als Überbrückung der Wartezeit halte ich mich mit "Highway Of Love" auf entsprechender Betriebstemperatur und gegen drohende Langeweile.
Rob, die DVD kann kommen!
Line-up:
Rob Orlemans (vocals, guitar)
Piet Tromp (bass)
Ernst van Ee (drums)
René van Zon (saxophone - #13)
Jan de Ligt (saxophone - #10)
Ber von Buren (percussion - #13)
Special Guest:
Julian Sas (guitar - #5,8)
Tracklist
01:Monkey Tale (4:47)
02:Shotgun Shack (3:41)
03:It Was You (4:11)
04:Move On To The Light (4:49)
05:Don't Wanna Die (6:11)
06:Hear Me Calling (4:20)
07:Highway Of Love (2:56)
08:Night Bird (6:14)
09:Rumble In The Sky (2:36)
10:It's All Over Now (4:22)
11:Bony Moronie (3:15)
12:El Diablo's Dance (4:27)
13:That's The Way To Boogie (3:30)
14:Monkey Tale (Radio Edition) (3:40)
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