Rob Orlemans & Half Past Midnight / Open The Cage
Open The Cage Spielzeit: 107:30
Medium: DVD
DVD Technik:
Format: 4:3
PAL, All Regions
Sprache: Englisch
Label: sil 193, 2007
Stil: Blues Rock

Review vom 02.12.2007


Jürgen Berking
Auf diesem Wege erst einmal ein herzliches Dankeschön an Rob Orlemans für die schnelle Zusendung der aktuellen DVD.
Rob Orlemans & Half Past Midnight, das ist vollendeter Blues Rock aus den Niederlanden, was die DVD "Open The Cage" auch voll untermauert. Die Gewichtung liegt hier mehr auf Rock, was der Live-Atmosphäre aber gut zu Gesicht steht. Der Konzertmitschnitt stammt aus Estrado, Harderwijk (NL) und wurde am 26. Mai 2007 aufgenommen. Da ich die Band zwei Monate vorher im Soundcheck, Ilten, gesehen habe, ist dieses Live-Dokument für mich zu Vergleichszwecken natürlich besonders interessant.
Hervorzuheben wäre zunächst einmal die herausragende Arbeit der Rhythmussektion. Drummer Ernst van Ee, die letzten vier Jahre als bester Schlagwerker Hollands ausgezeichnet, drischt vom ersten Stück an kraftvoll und nach allen Regeln der Kunst auf seine Felle, und Bassist Piet Tromp leistet auch eine hervorragende Arbeit am Tieftöner.
Der Opener, das legendäre von Don Nix komponierte "Going Down", das wohl zu den meist gecoverten Songs der Rockmusik gehört, kommt hier mit unheimlicher Intensität aus den Boxen. Auch bei den folgenden Stücken wird sich da nichts ändern. Acht der dreizehn Tracks stammen aus der Feder von Rob, wobei meine Favoriten eindeutig die beiden Boogies sind.
Das Publikum geht von Anfang an ordentlich mit, sodass die so geschaffene Atmosphäre die Spielfreude der Musiker sehr gut unterstützt. Beim "Buzzin' King Bee" steuert Piet Tromp ein druckvolles und ausdruckstarkes Solo auf seinem Fender-Bass bei. Frontmann Rob Orlemans, ein wahres Energiebündel, beweist in jedem Stück, dass er ein Könner auf seinem Instrument ist. Mal lässt er die Gitarre wimmern, dann erklingen Slide-Töne ohne ein Metallröhrchen zu gebrauchen, und schließlich malträtiert er sein Wah Wah-Pedal bis zum Abwinken. Alle Stücke kommen mit einem ungeheuren Tempo und Drive daher. Drummer Ernst van Ee trägt sein Scherflein dazu bei, indem er nicht nur stur den Takt klopft, sondern das Ganze durch ständige Breaks auflockert.
Als bekennender Fan von Jimi Hendrix (außerdem ist er auch Linkshänder) hat Rob Orlemans natürlich drei Titel vom Altmeister der psychedelischen Gitarre im Gepäck. Jedes Cover zeichnet sich durch einen hohen Grad an Eigeninterpretation aus.
Beim "Red House Blues" bekam die Band Verstärkung durch Jeremy Aussems, einem blutjungen und äußerst talentierten Gitarristen. Die beiden Saitenmänner duellierten sich auf offener Bühne mit heißen Gitarrenattacken, dass es eine wahre Freude war. Im folgenden "Fuzzbox Boogie" kam Ernst zu einer Soloeinlage an seiner Schießbude, wobei er eine hohe Fingerfertigkeit im Kreisen der Drumsticks um die Finger bewies und seine Herkunft aus dem Heavy Rock-Bereich nicht leugnen konnte.
Beim "Running Wild Boogie", ganz im Geist von ZZ Top gespielt, machte Rob noch mal einen Abstecher ins Publikum und ließ sich aufs Griffbrett schauen. Auch Piet erhielt noch einmal die Gelegenheit, ein paar Sololäufe abzuliefern.
Nun sollte eigentlich Schluss sein, aber die Zuhörer skandierten in »We want more«-Rufen, denen sich die Band nicht entziehen konnte. Als Zugabe wurde der heftig nach vorn gehende Bluesrocker "Down On Parchman Farm" geboten. Alles in Allem ein geiles Konzert, das Lust auf mehr Rob Orlemans & Half Past Midnight macht.
Die Special Features beinhalten einige sehr interessante Filmschnipsel von Gigs und Jams. Rob erzählt (hier fehlen leider mal wieder die deutschen Untertitel!!) Interessantes und Wissenswertes über die Zusammenarbeit mit Curtis Knight, den er 1994 kennengelernt hat. Knight war der Mentor von Jimi Hendrix, verfasste die Biografie "Jimi, An Intimate Biography" und tourte bis zu seinem Tod 1999 mit Half Past Midnight.
Zu 'Ton' kommen noch Sam Mitchell, ein mir bis dato noch nicht bekannter, aber exzellenter Slideguitar-Spieler, der leider 2006 verstarb, sowie Jake Dawson (vocals, guitar), John Kattke (organ), Tommy McCracken (vocals) und Michael Beck (vocals), die alle als special guests auf dem "Live in Chicago"-Album aktiv waren. Auch der ehemalige Schlagzeuger Yuri Yeryomin, der beide Alben mit einspielte, kam so noch mal ins Bild.
Nach eigenem Bekunden ist Rob mit der aktuellen Half Past Midnight-Besetzung sehr zufrieden, was ihn wohl zu seinem Schlusssatz: »I'm a lucky guy« veranlasste.
In diesem Sinne: Keep on rockin', Rob!
Line-up:
Rob Orlemans (vocals, guitar)
Piet Tromp (bass)
Ernst van Ee (drums)

Special guest on Red House:
Jeremy Aussems (guitar)
Tracklist
01:Introduction
02:Going Down
03:Libertyville
04:Buzzin' King Bee
05:Blues For Money Part 1
06:Hey Joe
07:Love My Baby
08:Indian Machine
   Go Down
   Indian Machine
09:Red House
10:Fuzzbox Boogie
11:Rock Me Baby
12:Voodoo Chile
13:Running Wild Boogie
14:Down On Parchman Farm
Externe Links: