Robert Plant / Lullaby And ... The Ceaseless Roar
Lullaby And ... The Ceaseless Roar Spielzeit: 50:05
Medium: CD
Label: Nonesuch/Warner, 2014
Stil: Rock & More

Review vom 07.09.2014


Ilka Heiser
Der Schatten seiner Vergangenheit wird Robert Plant wohl auf ewig verfolgen. Kein Wunder, zählt Led Zeppelin doch nach wie vor zu den erfolgreichsten Bands überhaupt.
Nachdem er sich nach wie vor einer Reunion mit den verbliebenen Mitgliedern der Zeppeline verweigert, wurden zur Erinnerung an die glorreichen Zeiten im Mai 2014 die ersten drei Alben digital remastert wiederveröffentlicht (die übrigen Scheiben sollen nach und nach folgen). Natürlich - der Run darauf war groß, die Verkaufszahlen entsprechend hoch.
»Was juckt es die stolze Eiche, wenn sich der Eber an ihr reibt?« - dachte sich wohl Robert Plant und wirft nun im Gegenzug sein Soloalbum "Lullaby And ... The Ceaseless Roar" auf den Markt. Ob es genauso erfolgreich sein wird wie Raising Sand mit Alison Krauss oder die 'neu aufpolierten' "Led Zeppelin I", "II" und "III", wird sich zeigen.
Auf jeden Fall geht Robert Plant - wieder einmal - sehr mutig und experimentell ans Werk. Seine Affinität zu afrikanischen Rhythmen, die er seit Dreamland richtig auslebt, ist ja nun wirklich kein Geheimnis mehr. Unterstützt wird er bei seinen musikalischen Plänen auch hier wieder von den famosen The Sensational Space Shifters. Denn Justin Adams und John Baggott waren schon auf "Dreamland" (2002) involviert, während alle anderen Musiker der Sensational Space Shifters (außer den beiden Neuzugängen Juldeh Camara und Dave Smith) immerhin auch schon seit Mighty ReArranger (2005) mit an Bord sind. Camara ist es auch, der den Hauptanteil zu den 'afrikanischen Farbtupfern' beiträgt: Er spielt Kologo (ein Zupfinstrument) sowie Riti (ein einsaitiges Streichinstrument).
Herausgekommen ist ein sehr abwechslungsreiches, modernes und rockiges Album, mit stilistisch variablen und spannend arrangierten Songs, so eine Art Brückenschlag zwischen Fate Of Nations und "Mighty ReArranger".
Rock ehelicht Folk, wird mit passendem Elektronik-Sound verziert, dazu hüpft Plant samt Band recht forsch zwischen den verschiedenen musikalischen Stilen hin und her.
Dass der Sänger nicht mehr den stimmlichen Umfang hat, wie zu Zeps Zeiten, ist dabei überhaupt kein Manko, denn er setzt seine Stimme immer wohldosiert und schonend, stets den jeweiligen Songs angepasst, ein: mal sanft und leise, zart und vibrierend, beschwörend, aber auch mal etwas verwegener.
Man muss den afrikanischen Klängen gegenüber aufgeschlossen sein, um das Album voll und ganz auf sich wirken lassen zu können, und es ist Musik zum Zu- und nicht zum Nebenbeihören!
Der Opener, "Little Maggie", ist sicherlich für manch europäisches Ohr gewöhnungsbedürftig, da hier die exotischen Instrumente die Oberhand haben. "Rainbow" dagegen ist eine bestens getroffene Singleauskopplung, ein erstaunlicherweise sehr eingängiges Stück, welches gut auf "Fate Of Nations" Platz gefunden hätte. Überhaupt hat jeder Song seinen eigenen Reiz. Da plätschert mal das Piano ("A Stolen Kiss"), die Gitarre groovt verwegen, die Drums treiben die Nummern im Schweins-Galopp nach vorn und Plant jault wie ein hungriger Wolf zu seligen Zeppelin-Zeiten ("Turn It Up"). Bei "Poor Howard" (welches übrigens lt. Angabe im Booklet auf "Po' Howard" von Leadbelly beruht) übernimmt das Banjo die Führung und wird mit feinen Backing Vocals abgerundet.
Man hat das Gefühl, ein ganzes Streichorchester kommt in dem wunderschönen "House Of Love" zum Einsatz.
Neben dem bereits erwähnten "Rainbow" und "Turn It Up" ist "Somebody There" übrigens ein weiterer Anspieltipp von mir.
Ob es Plants bislang bestes Scheibchen sein wird, wie einige Stimmen schon jetzt behaupten, wird sich zeigen. Für mich bleibt es nach wie vor "Fate Of Nations".
Nein, Robert Plant muss sich nichts mehr beweisen. Und wenn er einer Zeppelin-Reunion nach wie vor ablehnend gegenübersteht, dann kann man diese Einstellung nach dem Hören von "Lullaby And ... The Ceaseless Roar" voll und ganz verstehen. Der Sänger hat schon lange seinen inneren Frieden gefunden und das sollten alle, die das bisher noch nicht getan haben, endlich akzeptieren.
Line-up:
Robert Plant (vocals, production)
Justin Adams (bendirs, djembe, guitars, tehardant, background vocals)
Liam 'Skin' Tyson (banjo, guitar, background vocals)
John Baggott (keyboards, loops, moog bass, piano, tabal, background vocals)
Juldeh Camara (kologo, riti, Fulani vocals)
Billy Fuller (bass, drum programming, omnichord, upright bass)
Dave Smith (drum set)

Guests:
Julie Murphy (vocals - #4)
Nicola Powall (backing vocals - #8)
Tracklist
01:Little Maggie
02:Rainbow
03:Pocketful Of Golden
04:Embrace Another Fall
05:Turn It Up
06:A Stolen Kiss
07:Somebody There
08:Poor Howard
09:House Of Love
10:Up On The Hollow Hill (Understanding Arthur)
11:Arbaden (Maggie's Baby)
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