Wolfgang Parker / Petty Standards
Petty Standards Spielzeit: 11:48
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Punk Swing

Review vom 29.01.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Wolfgang Parker geht mit einer EP ins neue Jahrzehnt.
Nach der aufsehenerregenden Platte mit dem originellen Titel Room Nineteen begibt sich der amerikanische Bassist und Sänger aufs Glatteis.
Fünf Tracks, die alle nicht von ihm komponiert wurden.
Werden die Songtitel näher unter die Lupe genommen, dann covert der in Columbus, Ohio wohnende Künstler Nummern, die auf das Konto von Frank Sinatra, Dean Martin, Cab Calloway, Duke Ellington oder The Moondogs gehen. Damit hat er eine kleine Auswahl an Vorbildern, die seinerzeit auch im Interview auftauchten, getroffen.
Nein, liebe Leser, jetzt nicht mit der Nase rümpfen.
Wolfgang Parker steht immer noch für seinen einzigartigen Punk Swing und was er aus den Vorlagen macht, sollte sehr viel Musikinteressierte anlocken.
Um sich anderen Dingen intensiver zu widmen, hat der Drummer Aaron Apter die Band auf eigenen Wunsch verlassen und mit James Oberlin sitzt bereits ein neuer Mann vor den unterschiedlich gespannten Fellen.
Außerdem gibt es auf der Gitarrenseite weitere Verstärkung. Anthony Yates, der bereits von 1993 bis 1998 bei Parker spielte, ist jetzt wieder mit im Boot.
Wahrscheinlich würde jeder Musikanhänger dazu neigen, solche schon so oft genudelten Songs nicht mehr hören zu wollen, weil sie einem schon aus den Ohren heraus kommen.
Allerdings hat man da die Rechnung ohne Parker gemacht.
Er hat die Vorlagen zusammen mit seinen Komplizen in ihre Fraktionen destilliert, wieder synthetisiert und dabei seine große Portion an Punk einfließen lassen.
Nach einem lockeren, Tempo machenden Bassintro des Bandleaders stürmen ganz scharf angemachte Gitarren das Spielfeld.
Die Drums sind mächtig aktiv, die Sechssaiter machen in Stakkatoriffs oder solieren über dem intensiven Treiben. Parker verfügt über eine sehr starke Stimme, die dann das gewisse Extra an Hörvergnügen ausmacht. Die Band kostet das Ende des Tracks schön lange aus und dann ist erst einmal Schluss. Diese Interpretation ist der erste Hammer. "Ain't That A Kick In Your Head" Stimmt! Hochgeschwindigkeitsswing würde ich sagen...
War es im vorherigen Track zur Einleitung der Bass, gibt jetzt das Schlagzeug für "Bim Bam Baby" die Pace vor.
Die Rhythmusabteilung kreiert einen feinen Groove und auch diese Nummer lässt die Fußwippe nicht ruhen. Das E-Gitarrensolo ist abermals vom Feinsten und irgendwie hat es den Hörer wieder gepackt. Dieses Gebräu hat etwas von Unwiderstehlichkeit. Die zwei Minuten wurden sehr kurzweilig gefüllt.
Das Kontingent an Groove ist noch lange nicht ausgeschöpft und eine weitere Prise fließt in "I'm Dead" ein. Die Langsamkeit hat Parker mit seinen Musikern bestimmt nicht entdeckt. Locker setzt man ein Highlight nach dem anderen frei und Langeweile findet woanders statt. Der Sound ist ebenfalls klasse und leider ist schon bald Schluss mit den 'kleinen Standards', die so großartig rüberkommen.
Duke Ellingtons "It Don't Mean A Thing If It Ain't Got That Swing" ist der kompakteste Track. Hier spannt Parker die Sehne des Bogens bis an den Berstpunkt, denn Riffs aus dem Hard Rock befinden sich nun in der explosiven Mischung. An der Stimmungsschraube dreht der Vierer eh schon von Beginn an.
Ein Stück haben wir noch.
Gleichzeitig ist es das deutlich längste Lied und dürfte die vielleicht bekannteste Komposition sein. Wer kennt nicht dieses Frage-Antwortspiel:
»Hidehidehidehi (hidehidehidehi)
Hodehodehodeho (hodehodehodeho)
Hedehedehedehe (hedehedehedehe)
Hidehidehideho (hidehidehideho)«

Wieder laufen die Gitarren zur Höchstform auf und ich bin mir ganz sicher, dass diese extremen Versionen der Originale so manchem Puristen die Fußnägel in der gleichen Geschwindigkeit, wie Parker & Co zu Werke gehen, aufrollen werden.
Allen anderen Musikbegeisterten wünsche ich viel Spaß mit "Petty Standards".
Die Songs gibt es an den bekannten Downlaod-Tankstellen im Internet zu kaufen und ich empfehle alle fünf Nummern. Wolfgang Parker hat wieder zugeschlagen und kann hervorragend Schlittschuhlaufen. Von wegen, 'Glatteis'!
Line-up:
Wolfgang Parker (bass, vocals)
Alan Mauger (rhythm guitar, lead guitar - #1,2,3,4)
Anthony Yates (rhythm guitar, - #1,2,3,4,5, lead guitar - #5 )
James Oberlin (drums)
Tracklist
01:Ain't That A Kick In The Head (2:06)
02:It Don't Mean A Thing If It Ain't Got That Swing (2:45)
03:I'm Dead (2:30)
04:Bim Bam Baby (2:10)
05:Minnie The Moocher (4:23)
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