Bernd Rinser / Got You
Got You Spielzeit: 41:07
Medium: CD
Label: Driftwood, 2010
Stil: Roots Music


Review vom 13.02.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Bernd Rinser beendet mit "You Got" seine Trilogie von Konzeptalben.
Vorher sorgten Peace Of Mind sowie Southern Swamp Impressions für Aufsehen in der Roots Music-Szene.
Rinser hat komponiert, produziert und arrangiert. Er setzt auf Bewährtes, wenn es um weitere Musiker geht: Sebastian Schwarzenberger und als Gäste Mike Kullack sowie Uwe Knüppel waren bereits auf den Vorgängeralben vertreten.
Bei der Qualitätsanalyse lässt "Got You" kein Blatt Papier zwischen den anderen beiden Platten zu.
Diese intime CD glänzt nicht durch künstlich polierte Sounds, sondern mit Musik, die nur dann so überzeugend gespielt werden kann, wenn man, wie Rinser, die DNA der Roots Music in sich hat.
Mit dem treibenden elektrisch ausgerichteten "Luck" zieht er gleich an der Leine der Aufmerksamkeit und dieser Opener ist gespickt mit vielen Feinheiten, die man sich auf dem Trommelfell zergehen lassen muss. Da wird nicht lange gefackelt... obendrauf gibt es bewährt Gutes aus der Abteilung Rinser-Harp.
»If you place your luck on one card
you can only lose...«

singt der Protagonist mit seiner gewohnt rauen Stimme, die so gut zur Musik passt. Den Textauszug kann man im Umkehrschluss getrost als Markenzeichen für vorliegende Platte hernehmen.
Wie man Roots Music an der langen Leine zur Geltung bringt, belegt "Bible Belt".
Was in noch nicht einmal drei Minuten an E-Gitarren-Zaubereien und Heftigkeit auf den Hörer zukommt, das hat Format. Unterhaltsamer können die Sekunden kaum gefüllt werden... »It's gonna tear your soul apart.«
Beim Titelsong wird mindestens ein Gang zurückgeschaltet. Die gefühlvolle Unterhaltung bleibt fester Bestandteil des Tracks. Rinser ist locker in der Lage, einen Countryflair zu erzeugen. Ob die Gitarristen die Saiten durch Fingerpicking in Schwingungen versetzen oder mit dem Bottleneck bearbeiten... alles ist von einem beeindruckenden Erfolg gekrönt. So wird "Guardian Angel" zu einer herrlich groovenden Angelegenheit. Schwarzenberger kann in ausladenden Soli seine Seele baumeln lassen. Die Songs sprechen die Sprache der Gefühle und auch bei längeren Stücken wie zum Beispiel "If" muss sich der Hörer auf so manche Überraschung gefasst machen. Unglaublich, wie diese traumhafte Ballade den Raum mit hinreißenden Klängen füllen kann.
Da wird es fast zur Pflicht, sich von jedem störenden Geräusch der Umgebung zu verabschieden. Der mit dem Bogen gestrichene Bass von Uwe Knüppel ist brillant in Szene gesetzt.
Der Unterfranke hat den Blues... pur.
In "Blue Around Midnight ", einem Instrumental, lässt er das Mississippi-Saxofon ausgiebig die Geschichte erzählen und die beinhaltet eine riesige Portion Sehnsucht. Ein Slow Blues-Highlight, nach dem andere Musiker in ihrer Ideenschmiede oft vergeblich Ausschau halten. Rinser hat so etwas im Blut.
Nicht nur ein feines Spiel mit den Worten ist "Eyes Cold As Ice". Ein flotter 12-Takter mit jeder Menge rau offenbarter E-Gitarre, die durch den Wah Wah-Einsatz noch verstärkt wird. Oh Mann, würden die Fähigkeiten eines Sebastian Schwarzenberger mit einem Edelmetall aufwiegen wollen, sollten zum Transport eine Palette und ein Hubwagen gerade ausreichen. Das ist Musik, der keine Grenzen auferlegt werden.
Was hat man sich denn für das Ende aufgehoben?
Im Schulterschluss mit "If" gibt es mit "The Chapel" eine weitere Ballade und auch hier ist das Umsetzen mit unter anderem der »spanish guitar« ein Hörerlebnis der besonderen Art.
Wie auf einem Luftkissen gleitet "Goodbye Drab Days" dahin und wahrlich steht Bernd Rinser mit seiner Musik voll auf der Sonnenseite. Kein Weg eines jeden Roots Music-Fans führt an "Got You" vorbei.
Line-up:
Bernd Rinser (vocals, acoustic guitar, dobro, harmonica)
Sebastian Schwarzenberger (spanish guitar, electric guitar, electric slide guitar)

Guests:
Uwe Knüppel (upright bass, electric bass - #2,7, bowed bass - #5)
Mike Kullack (percussione, drums)
Tracklist
01:Luck (4:21)
02:Bible Belt (2:44)
03:Got You (4:02)
04:Guardian Angel (4:21)
05:If (6:04)
06:Blue Around Midnight (4:00)
07:Eyes Cold As Ice (5:21)
08:The Chapel (6:31)
09:Goodbye Drab Days (3:23)
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