Catherine Russell / 18.10.2009, Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
Cultureel Podium Roepaen Catherine Russell
Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
18. Oktober 2009
Stil: Jazz, Blues, Gospel


Artikel vom 22.10.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Catherine RussellLadies afternoon auf Roepaen.
Mit Catherine Russell und Kerri Powers gab es zwei Künstlerinnen im Doppelpack.
Der Name Catherine Russell steht für Jazz, Blues, Gospel und Soul.
Unverhofft kommt oft: Wegen eines weiteren Gigs in Amsterdam stand zunächst die farbige Sängerin auf der Bühne des Nightclubs.
Erst im Jahr 2006 hatte sich Catherine Russell auf eigene Füße gestellt. Jedenfalls, was ihr erstes Album "Cat" betrifft.
Catherine RussellAllerdings war die kleine Sängerin mit der großen Stimme bereits1984 aktiv. Eine lange Zeit, bis der Entschluss gereift war, ein eigenes Album zu veröffentlichen. Mit "Cat" schlug sie wie eine Bombe in der Szene des Jazz beziehungsweise Blues ein. Dessen nicht genug, konnte Russell 2008 den hohen Standard halten. "Sentimental Streak" heißt der Nachfolger.
Es wäre ein Ding gewesen, wenn sich die Russell nicht selbstständig gemacht hätte, stammt sie doch aus berufenem Elternhaus. Ihr Vater Luis Russell, Pianist, Komponist und Arrangeur war von 1935 bis 1943 in der Hauptsache Bandleader bei Louis Armstrong.
Sängerin Carline Ray, Catherines Mutter, zupfte ebenfalls den Bass und war unter anderem für Wynton Marsalis tätig.
Die Visitenkarte der Backing Vocals-Sängerin Russell ist großformatig. Darauf finden sich Namen wie Madonna, David Bowie, Levon Helm, die Spin Doctors, The Holmes Brothers, Steely Dan, Donald Fagen, Rosanne Cash, Cyndi Lauper, Luther 'Guitar Jr' Johnson, Al Kooper oder Diana Ross.
Catherine RussellCatherine Russell wurde nur vom Pianisten Mark Shane begleitet.
Das Konzert stand voll und ganz im Zeichen der Vergangenheit. »Vintage«, wie die Sängerin später meinte.
Zunächst aber gab der Mann am Piano alleine seinen passenden Einstand zum Auftritt der New Yorkerin. Wie er sagte, bedürfe es an und für sich keines Warm-ups, denn Russell »is really hot.« Er spielte einen Song des Ragtime-Pianisten James P. Johnson (1894 - 1955). Mit "Carolina Shout" zeigte er seine Virtuosität und es war dann auch der richtige instrumentale Aufgalopp für einen Gig der Extraklasse.
Die kleine Sängerin zeigte sich von Beginn an aufgeschlossen und redselig, wobei sie auch zugab, dass sie auf gar keinen Fall ins 'Schwätzen' kommen dürfte, denn... und es folgten nur zwei Handbewegungen, die ein 'bloß nicht' ausdrückten.
Catherine RussellMit einem Alberta Hunter-Song ging es los. Shane gab eine kurze Einleitung und nach den ersten Tönen aus der Kehle der Amerikanerin stellten sich stante pede die Härchen des Rezensenten pikerecht in die Höhe. Um Himmels willen, was sollte denn da noch alles folgen?
Wer einen so berühmten Vater hat, darf nicht nur stolz darauf sein, sondern auch auf seinen Fundus zurückgreifen. 1938 war es, als Louis Armstrong "So Little Time (So Much To Do)" auflegte und in den Händen von Catherine Russell wurde nicht nur diese Nummer zu einer Delikatesse der besonderen Art. Locker, immer gut gelaunt, bestritt sie mit ihrem Pianopartner eine Setlist, die mit alten Songs gespickt war.
Die versierte Sängerin ist in so vielen verschiedenen Wohnungen zuhause: Ob Soul, Gospel oder Ragtime, sie beherrscht alles und das mit einer umwerfendenCatherine Russell Selbstverständlichkeit, ohne das Fundament, den Blues, außer Acht zu lassen. Es war ein Genuss, wie sie auf ihre ganz persönlich sympathische Art die historischen Lieder entstaubte.
Wie bereits geschrieben, jagte eine Gänsehaut die andere.
"My Man's An Undertaker", ein Song, bekannt durch Dinah Washington, stand als nächstes auf dem Programm. Die Russell konnte auch ohne Mikrofon problemlos den gesamten Nightclub füllen und das nicht nur als Eintagsfliege.
Ob Trauer, Melancholie oder Freude - sie gab ihre Gefühle in Serie ans sachkundige Publikum weiter und erst beim blueslastigen "New Orleans" merkte sie an, dass sie der Raum an die arg gebeutelte Stadt erinnerte. Vor der kurz gehaltenen Pause gab sie noch einen Song zum Thema 'Whiskey' zum Besten.
Catherine RussellWelch eine erste dreiviertel Stunde... zum Niederknien, diese Frau.
Catherine Russell präsentierte sich als eine der wenigen jüngeren Künstlerinnen, denen das Talent in die Wiege gelegt wurde und sie zeigte allen Anwesenden, was man daraus machen kann. Auch der zweite Teil ihres Auftrittes war eine intime Darbietung und sie nahm den Faden des ersten Teils ohne Probleme wieder auf. Sie konnte ebenfalls richtig Gas geben und powern.
Ob es Songs von Luis Jordan, The Holmes Brothers oder Duke Ellington waren... Russell muss man live gesehen und besonders gehört haben.Catherine RussellDiese Frau ist eine brillante Sängerin und sie wird einmal eine ganz Große.
In der letzten Nummer des geplanten Sets verneigte sie sich mit "Kitchen Man" vor einer bereits ganz großen Sängerin: Bessie Smith.
Unglaublich, wie Catherine Russell überzeugte. Anders ließen sich diese ergreifenden und intensiven siebzig Minuten nicht umschreiben. Natürlich auch mit einem großen Lob an Mark Shane. Dieser Pianoman ist ein Gigant an den schwarzen und weißen Tasten. Sehr wohl hatte er auch ausreichend Gelegenheit, das in verschiedenen Soli zu zeigen.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
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