David Roth / More Pearls
More Pearls Spielzeit: 65:53
Medium: CD
Label: Stockfisch Records, 2006
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 18.08.2006


Norbert Neugebauer
Was kann schief gehen, wenn ein Singer/Songwriter mit angenehmer Stimme und gutem Gitarrenspiel bei Günter Pauler mit bewährter Stockfisch-Mannschaft ein Album mit 'Evergreens' - geläufigen, beliebten, aber auch teilweise schon recht abgenudelten Stücken aus dem Folk-Bereich aufnimmt? Angereichert mit der virtuosen Gitarre eines Chris Jones (RIP), dem sanft brummenden E-Bass von Hans-Jörg Mauksch, Fiona Simpson und Roger Nicholls als dezent harmonierenden Chorsängern sowie den multi-instrumentalen Siard de Jong und Beo Brockhausen, der mit einigen anderen Gästen für die stimmungsvollen Zutaten sorgt?
Nicht viel.

… Eigentlich.
Den Hörer erwarten natürlich feinste Aufnahmen, detailreich, von exzellenter Machart, Arrangements, sanft wie eine mediterrane Abendbrise und duftend süß, wie das erste Heu. Mehr oder minder bekannte Titel von James Taylor, Gordon Lightfoot, Paul Simon, Lennon/McCartney, Bob Dylan, Jackson Browne, Steve Goodman, Tom Paxton, Michael Smith, Ralph McTell, Phil Ochs, Carole King, Pete Seger und dem Trio Peter Yarrow/Albert Grossman/Mary Travers, also der Elite der englischsprachigen Liedermacher-Größen aus den 60er/70er Jahren.
Der Amerikaner David Roth, alles andere als ein Neuerer, singt rein und klar, wohltönend und schön. Jedes der Cover könnte von ihm stammen, so homogen ist die Produktion. Weitere glatt polierte Perlen, die er den eigenen hinzufügt.
Und nun scheiden sich die Geister.
Ich will nicht sagen, dass ich ein Problem habe, wenn 2006 unsterbliche Songwriter-Klassiker wie "Blowin' In the Wind", "Streets Of London", "I've Got A Friend" oder "Where Have All The Flowers Gone?" auf dem Cover-Album eines Künstlers erscheinen, neben anderen, die durchaus eine Erinnerung verdient haben. Aber wenn, dann sollten sie nicht durch den Weichspüler gezogen und mit einem geschmackvollen Polarfleecepulloverchen mit Blümchenmuster versehen, als zeitgenössisch-zeitlos neu in den Player kommen. Und dem "American Tune" von Paul Simon das katholische Passionslied "O Haupt voll Blut und Wunden" mit einem verhallten Chamber Choir of St. Sixti's Church aus Northeim voranzustellen, auch wenn die Melodie daher stammt, ist nicht mehr als ein Gag.
Wer Schönklang will und weder die Originale im Ohr hat, noch vor säuselnden Chorstimmen, 'geschmackvollen' Flöten-, Glockenspiel-, Akkordeon-, Saxophon- oder 'exotischen' Electric-Sitar- , Swarmandal-, Kantele- oder Mandola-Zutaten zurückschreckt, dem sei diese CD ans feuchtwarme Herz gelegt. Wem Richard Clayderman romantische Gefühle beschert oder wer den perfekten Soundtrack für den Kuschelabend mit Dorle und ihrem für positive Schwingungen sorgenden "Eternal Fire"-Biokräuter-Tee vor dem Elektro-Kamin sucht. Oder wer der Metal-liebenden Chefin 'ganz was Besonderes' zum Fünfzigsten auf den Tisch hauen will.
Glücklicherweise ist dem Günter Pauler wohl nur mal der sentimentale Gaul durchgegangen, dass er David Roth diese Produktion vorgeschlagen hat. Mit gleicher Sendung kam eine weitere neue Stockfisch-CD auf meinen Tisch, die mir wesentlich mehr Spaß macht. Demnächst nachzulesen in RockTimes.
Tracklist
01:Song For You Far Away (James Taylor) 1985
02:Don Quixote (Gordon Lightfoot) 1971
03:American Tune (Paul Simon) 1972
04:I Will (John Lennon/Paul McCartney) 1968
05:Blowin' In The Wind (Bob Dylan) 1962
06:Song For Adam (Jackson Browne) 1971
07:Would You Like To Learn To Dance? (Steve Goodman) 1971
08:Last Thing On My Mind (Tom Paxton) 1964
09:The Dutchman (The Wheel Of Life) (Michael Smith) 1971
10:The Great Mandala (Peter Yarrow, A.Grossman, Mary Travers) 1967
11:Streets Of London (Ralph McTell) 1970
12:When I'm Gone (Phil Ochs) 1966
13:You've Got A Friend (Carole King) 1971
14:Where Have All The Flowers Gone? (Pete Seeger) 1961
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