Herman Rarebell / I'm Back
I'm Back Spielzeit: 49:17
Medium: CD
Label: Mausoleum Records, 2007
Stil: Rock

Review vom 15.07.2007


Markus Kerren
Saarländer, die im Rockbusiness so richtig Karriere gemacht, Millionen von Platten verkauft, die ganze Welt gesehen haben und sogar am Songwriting von megamäßigen Hits beteiligt waren, gibts ja nicht unbedingt sehr viele. Genauer gesagt, fällt mir da nur einer ein: Herman 'ze german' Rarebell, einst langjähriger Schlagzeuger der in den USA immer noch abgefeierten Scorpions.
Nachdem er seinen Platz in der Hannoveraner Hardrock-Truppe geräumt hatte, nahm sich Herman erstmal eine Auszeit, bevor er jetzt mit "I'm Back", seinem neuen Solo-Album zurückschlägt. Wobei 'zurückschlägt' nicht unbedingt das richtige Wort ist, wenn man das Endergebnis mal genauer betrachtet.
Nach der jahrelangen Abwesenheit von der Musik-Szene war das Budget für die Aufnahmen wahrscheinlich nicht überdimensional hoch, was einer der Gründe sein könnte, warum Rarebell das Album selbst produziert hat. Dass sich selbst zu produzieren nicht immer, oder besser gesagt, eher selten eine gute Entscheidung ist, zeigt sich auch auf "I'm Back', denn der Sound kommt hier und da doch etwas dünn rüber.
Aber gut, Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps. Lasst uns zur Musik übergehen. Was zunächst auffällt, ist, dass Herman Rarebell nur bei drei der dutzend Songs die Finger beim Songwriting im Spiel hatte. Im Nachhinein sicher eine weise Entscheidung, da er dadurch auch nur diese drei Tracks, leider nicht sehr überzeugend, selbst singt. Einsatz und Wille sind da, aber unser Protagonist ist, und da wird er mir sicherlich zustimmen, einfach kein Sänger, dem tonnenweise Talent hierfür in die Wiege gelegt wurde. Ansonsten überließ Herman das Mikro Stefan Erz, der seine Sache meist ziemlich gut macht.
Leider können die Songs an sich nicht wirklich überzeugen, selbst wenn "Don't Lose Your Trust", "Rough Job", das AC/DC-mäßige "Let Me Rock You" oder die zugegebenermaßen ziemlich kitschige Ballade "Your Love Is Hurting", ergänzt durch die beiden Instrumentals (und Showcases für den Drummer Rarebell) "Wipe Out" und "Drum Dance" durchaus gefallen können.
Was dem Album einen kräftigen Kick gibt und sehr positiv auffällt, sind die Saxophon-Einlagen von Claudia Raab, die übrigens mit Herman verheiratet ist. Es gibt allerdings auch ein paar echte Rohrkrepierer auf "I'm Back" zu finden. Der alte Geronimo-Hit "Heya Heya" geht im Jahr 2007 in dieser Version jedenfalls total in die Hose. Herman Rarebell war auch der Meinung, dass der Scorpions-Hit "Rock You Like A Hurricane" unbedingt mal upgedated werden müsste und hat eine Spoken Word-Version aufgenommen, die man auch nicht unbedingt mögen muss, um es mal freundlich auszudrücken.
"Backattack" und der Titelsong heben entweder durch einen schon zu oft gehörten Refrain ("Backattack") oder viel zu viele 'Na-na-na-na-na's' (im ziemlich pop-rockigen "I'm Back") nicht wirklich ab. Die Musiker machen ihre Sache sehr ordentlich, das Manko dieses Albums liegt eher bei der Produktion und dem Songwriting.
Nur sechs der zwölf Songs sind ganz ansprechend, wobei sich die beiden Instrumentals nach mehrfachem Hören fast als die heimlichen Gewinner herausstellen. Sechs von zwölf, das sind 50 %, als Schulnote wäre das gerade mal noch 'Ausreichend'.
Herman Rarebell - und eventuell auch Scorpions-Fans müssen dieses Teil natürlich haben, aber ansonsten empfehle ich, sich "I'm Back" auf jeden Fall zuerst mal anzuhören, bevor man die hart verdienten Kröten dafür rausrückt. Eine zwiespältige Angelegenheit, bei der jeder am Schluss selbst für sich herausfinden muss, wie gut er dieses Comeback denn nun findet.
Line-up:
Herman Rarebell (drums, percussion and vocals on #1, 7, 9)
Stefan Erz (vocals #2 - 6, 8, 12 and 13)
Claudia Raab (saxophone #1 -3, 9, 11 and 13)
Thomas Perry (guitar and bass #1 -5 and 13)
Jens Peter Abele (guitar and bass #6, 7, 9 and 12)
Winnie Thomaschewski (guitar #2, 4, 5 and 8)
Horst Luksch (guitar #7)
Wiggi Raab (guitar #8)
The Mystery Man (guitar #10)
Randy Nauert (bass #10)
Marquis de Schoelch (keyboards #6, 7 and 12)
Tom Heinrich Stumpf (keyboards #11)
Tracklist
01:Take It As It Comes
02:Don't Lose Your Trust
03:Rough Job
04:Let Me Rock You
05:Your Love Is Hurting
06:Freak Show
07:Heya Heya
08:Backattack
09:Rock You Like A Hurricane
10:Wipe Out
11:Drum Dance
12:I'm Back

Bonus Track:
13:Your Love Is Hurting (Radio Version)
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