Inga Rumpf / Radio Love
Radio Love Spielzeit: 38:47 (CD 1), 66:42 (CD 2), 54:50 (CD 3)
Medium: 3-CD-Digipak
Label: Edel, 2012
Stil: Jazz, Blues, Blues Rock

Review vom 01.12.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Die Aufnahmen auf den drei CDs entstanden zwischen 1988 und 1995. Die erste Platte präsentiert Inga Rumpf mit der NDR Radiophilharmonie und bei den beiden weiteren Scheiben, von der Spielzeit her deutlich besser gefüllt, wird die deutsche Künstlerin von der NDR Bigband begleitet.
Die thematisch sortierten Scheiben zeigen dem Hörer, dass die wohl einzigartige Inga Rumpf in so ziemlich jedes musikalische Kleid passt. Die erste CD trägt den Titel des Albums, "Radio Love", dann folgt "The Spirit Of Jimi Hendrix" und zum Abschluss heißt es augenzwinkernd "It's A Man's World".
Auch wenn Inga Rumpf von der NDR Radiophilharmonie begleitet wird, kommen in Solophasen zum Beispiel häufiger Horst Mühlbradt am Piano oder einmal der Gitarrist Jo Haider zum Zuge. Außerdem spielt das Vibrafon nicht nur in der herrlichen Duke Ellington-Nummer "In My Solitude" eine gewichtige Rolle. In den Arrangements halten sich in gewisser Weise die Streicher sowie Bläser die Waage. Perfekt orchestral begleitet, sitzt Inga Rumpf fest im Sattel. Auch vor rund zweiundzwanzig Jahren war die Sängerin flexibel und von einer amtlichen Überzeugungskraft. Die Songs der ersten Scheibe sind keine Weichspüler, sondern klasse in Szene gesetzt und die Künstlerin singt hingebungsvoll, so, als wäre es für sie das Selbstverständlichste auf der Welt. Man fühlt sich bei einem tollen Klang glatt in die Fünfzigerjahre zurückversetzt. Sich mit Inga Rumpf und der NDR Radiophilharmonie auf eine swingende Zeitreise zu begeben, ist perfektes Entertainment für die Fans der beeindruckenden Sängerin.
Auf den weiteren beiden Platten geht es allerdings anders, ganz anders zu. Jimi Hendrix mit Rumpf-Feeling und vielen verschiedenen Solisten. Bekannte Klassiker des unerreichten Gitarristen und Sängers werden hier auf die Agenda gerufen. In den Liveaufnahmen rockt die NDR Bigband bis zum Anschlag. Alleine schon durch Holz- und Blechbläser werden musikalisch-bemerkenswerte Akzente gesetzt.
Hier steht nicht unbedingt die E-Gitarre im Vordergrund. Viele beherzte wie beeindruckende Soli werden von Instrumenten wie Posaune (Joe Gallardo), Saxofon (Christof Lauer), Flügelhorn (Ingolf Burghardt), Trompete (Johannes Faber), Keyboards (Vlady Sendecki) oder Drums (Garry Brown) dargeboten. Eines ist bei der Vielfalt an Instrumenten allerdings sicher ... die Musiker spielen auf ihren unterschiedlichen Arbeitsgeräten so virtuos, wie es der Ausnahmegitarrist damals machte. Bei allem darf der Sechssaiter natürlich nicht fehlen. Hier ist ein ums andere Mal Stephan Diez mit knackigen Riffs und Alleingängen zur Stelle. Selbstredend bildet der Blues Rock die Basis für die instrumentalen Ausflüge, aber sehr häufig sind diese deutlich vom Jazz geschwängert. Über allem schwebt der Gesang von Inga Rumpf. Erwähnung finden sollten auch die Leute, die die Jimi Hendrix-Kompositionen arrangiert haben, denn von dieser Seite wurde von Thomas Wollmann, Örjan Fahlström und Bernd Lechtenfeld viel Fantasie eingesetzt und ganze Arbeit geleistet.
Gegenüber der "Radio Love"-Abteilung des Albums sind einige Nummern durch die solistischen Freiräume von der Spielzeit her länger. Hier wird auch fleißig improvisiert und die Jimi Hendrix-Songs in diesem Outfit zu erleben, ist bestimmt eine Seltenheit und gleichzeitig ein großartiger Genuss. Jeder wird seine Lieblinge finden. Meine Favoriten sind "Gypsy Eyes" und als absoluter Höhepunkt ein in seiner Grundstruktur fulminant-funkiges "Purple Haze". "The Spirit Of Jimi Hendrix" mit der Sängerin und der NDR Bigband ist ganz großes Kino!
Mit der dritten Scheibe begibt sich Inga Rumpf augenzwinkernd in die musikalische Männerwelt, die von ihr und abermals der NDR Bigband nicht hochglanzpoliert, sondern emanzipiert interpretiert wird. Neben sechs Kompositionen der Protagonistin ergründet sie die Tiefen unter anderem von James Brown-, Mick Jagger/Keith Richards, Gary Moore- oder W.T. Davidson-Liedern. "Unchain My Heart" kennt man von Joe Cocker, muss es aber in dieser Version kennenlernen. Es ist großartig, wie Inga Rumpf die Männerwelt aufmischt. Okay, der NDR Bigband gehört selbstredend auch ein großer Batzen des Lobes. Hier reiht sich, wie auf den vorherigen Platten, eine Perle an die andere. Funk, Soul, Blues und Rock feiern gemeinsam eine gigantische Party. Ohne Zweifel ist "Like A Ship" das Balladen-Highlight und zum Abschluss kommt das höllisch funkende "Jumpin' Jack Flash" genau richtig. So funkig können die Rolling Stones gar nicht sein.
"Radio Love" ... über zweieinhalb Stunden Inga Rumpf in unterschiedlichen musikalischen Ausprägungen ist ein brillanter Genuss in drei Akten. Dieses Album ist die ultimative Vollbedienung der anderen Art.
Line-up:
Inga Rumpf (vocals)
NDR Radio-Philharmonie (CD 1)
NDR Bigband (CD 2/CD 3)
Tracklist
CD 1: Radio Love
01:You Got To My Head (4:55)
02:Body And Soul (3:53)
03:How Deep Is The Ocean (3:33)
04:The Man I Love (4:03)
05:I Cover The Waterfront (3:16)
06:Stormy Weather (4:01)
07:I'll Never Be The Same (3:42)
08:I'm Trav'lin Light (3:47)
09:In My Solitude (4:04)
10:When You're Smiling (3:26)
CD 2: The Spirit Of Jimi Hendrix
01:Foxey Lady (4:45)
02:Spanish Castle Magic (4:23)
03:Castles Made Of Sand (3:59)
04:Ain't No Telling (4:16)
05:Hey Joe (6:28)
06:Stone Free (5:49)
07:Gypsy Eyes (5:25)
08:Fire (7:07)
09:Freedom (4:01)
10:Voodoo Chile (7:50)
11:Purple Haze (5:24)
12:Crosstown Traffic (5:54)

CD 3: It's A Man's World
01:Way To Heaven (4:03)
02:Unchain My Heart (3:24)
03:Still Got The Blues (4:15)
04:The Good Things (4:14)
05:It's A Man's World (4:58)
06:Friends (4:57)
07:Hot Summer Night (2:45)
08:It's Like Driving (3:05)
09:How Do You Stop (4:25)
10:Toothbrush (3:51)
11:Like A Ship (4:09)
12:The Blues Don't Get Tired Of Me (3:30)
13:Jumpin' Jack Flash (4:40)
 
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