|
Johnnie Rook / Rabatz
|
|||
|
Wenn eine Band ihren Musikstil als 'Freidenkender Rock'n'Roll' bezeichnet, weckt es schon mal mein Interesse. In Wahrheit steckt eine Menge geballter Punk Rock aus Berlin dahinter. Johnnie Rook, ein Quintett, das ihre neueste Produktion "Rabatz" betitelt hat, lässt in der Tat mächtigen Rabatz auf dem Scheibchen zurück. Hier wird von A-Z gepowert, dass die Wände wackeln! Ob aber bei allem Rabatz auch die Qualität stimmt?
Ein Trommelwirbel Renés eröffnet "Put Your Gun Down" und schon erklingt das fantastische Stimmchen von Franziska. Man sollte wissen, sie hat eine Gesangsausbildung auf einer staatlichen Musikschule genossen, die sich nun bezahlt macht. Lyrik und Texte sind weitere Stärken der Lady, also allerbeste Voraussetzungen fürs Songwriting. "Herz Statt Faust" und "Irakus Beim Klassentreffen" werden in deutsch vorgetragen. Nicht schlecht, ihren Tonträger zweisprachig zu präsentieren, somit klingt "Rabatz" sehr abwechslungsreich. "Couldn't You Love Me" wird logischerweise mit englischen Vokals gesungen. Die Band muss schon alles aus sich herausholen, um dem schnellen Gesang ihrer Frontfrau zu folgen. "Back To The Shadows" ist ein richtiger Kracher, den könnte man glatt als Singlesauskopplung nehmen. Ui, was denn nun? Eine knallharte, whiskeydurchtränkte Stimme brüllt irgendetwas von 'keine Garantie', 'keine Sieger', bis Franziska doch recht verständlich »Wer will der kann der macht« ins Mikro schmettert. Zur Halbzeit haben sie "Mittendrinto" ausgewählt und erweitern damit erstmal den deutschen Wortschatz. Hier beweisen Micha und Roman, dass sie ihre Klampfen nicht nur schreddern, sondern auch astreine Soli spielen können. Respekt meine Herren!
"Gegen den Horizont" besticht in erster Linie durch den Text. Sicher, auch instrumental wird hier nicht gerade zum Tanztee geladen, hier sind ganz klar die Genres des Punks angesprochen. Das wird auch bei "Count To" deutlich, wo wieder der brutale männliche Gesang mit der tollen Frauenstimme vermischt wird und die Rhythmiker dem Zuhörer gehörig die Trommelfelle massieren. Folgender Track, "Manifest", besticht wieder durch astreine Gesangseinlagen Franziskas, deren Inhalt sehr ansprechend ist. "Fragrance Of Success" und "Catchwords And Headlines" werden zusammen in knappen fünf Minuten runtergebügelt, beide Nummern sind nichts für schwache Nerven!
Doch jetzt, darauf habe ich gewartet! Mit "After All" präsentieren sie eine Ballade, die letztlich ihre Vielseitigkeit andeutet. Für diesen Song gibt's von mir einen Bonuspunkt! Aber die Berliner legen noch einen drauf! "Jule", die sich nie wäscht, ist eine spielstarke Kabarett-Punk-Nummer. Zum Schluss wird beim Hidden-Track reichlich gerülpst, Flaschen angestoßen, untereinander nett gegrüßt oder verabschiedet und nachdem ein Kinderchor behauptet: »wir trinken gern Bier«, muss sich irgendwer noch schwer übergeben! Und als Franziska richtig losledert, werden die nicht jugendfreien Worte von einem Piepston ersetzt. Da hat sich die Combo zum Schluss noch was Witziges einfallen lassen. Alles im allem, haben die Berliner Punks ein interessantes Album produziert, das dem Liebhaber dieser Sparte absolut gefallen dürfte. Damit ihr, auf dem Cover gut ersichtlicher Slogan »Wer nicht kauft ist doof« nicht eintritt, sollten zumindest die Punk-Versteher "Rabatz" auf ihren Einkaufszettel notieren!
Line-up:
Franziska (vocals) Micha (guitar) Jan (bass) Roman (guitar) René (drums)
Externe Links:
|
