Kelly Richey / Sweet Spirit
Sweet Spirit Spielzeit: 31:37
Medium: CD
Label: Sweet Lucy Records, 2013
Stil: Blues Rock

Review vom 02.04.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Gegartes Gemüse muss bissig sein. Salate müssen knackig sein. "Sweet Spirit" ist beides. Kelly Richey hat wieder zugeschlagen. Vorliegende Platte bietet wohl eine der härtesten Ausgaben des Kelly Richey-Blues Rock, die mit ihrer rauen Stimme irgendwo zwischen Hearts Ann Wilson und Janis Joplin liegt.
Die zehn Eigenkompositionen, von Duane Lundy produziert, verfügen über eine mehr als deutliche Sprache. Kelly Richey rockt wie ein Massiv und kann uns zwischendrin auch noch mit der einen oder anderen Blues-/Rock-Ballade den Tag versüßen.
Dazu passend serviert man uns die Nummern in der Hauptsache im Powertrio mit Freekbass am Tieftöner und Robby Cosenza an der Groovestation. Die Keyboarder Robert Lee Carroll, J. Tom Hnatow und Bernie Worrell (Jack Bruce, George Clinton, Bootsy Collins, Robben Ford,
Gov't Mule, Keith Richards, Sly & The Family Stone und viele andere mehr) sind in nur drei Tracks an den schwarzen und weißen Tasten aktiv und der Vollständigkeit halber sollte noch der Perkussionist Dave Farris Erwähnung finden.
Kelly Richey ist eine Musikerin, die Liveauftritte zu ihrem hauptsächlichen Lebensinhalt gemacht hat. Ihr Tourkalender ist bis zum Bersten gefüllt und sie ist mit ihren knapp fünfzig Jahren immer noch rastlos, obwohl sie schon so um die dreitausendsiebenhundert Konzerte gespielt hat. Von dieser Livehaftigkeit lebt auch "Sweet Spirit" ... der spezielle Geruch der Clubs, in denen am Abend durch den Kelly Richey-Blues Rock die Wände beben und von denen die Luftfeuchtigkeit perlt.
Die Musikerin kann mit wohltemperierten Gitarrenriffs allerdings nicht nur deftig rocken, sondern sie zeigt uns auch ihre zarte Se(a)ite. So zum Beispiel in "Everybody Needs A Change". In sich luftig-leicht wiegendem Reggaerhythmus und mit Bernie Worrells perlenden Pianoklängen kehrt die Künstlerin ihren sanften Charakterzug heraus. Siehe da, die Reibeisenrauheit auf ihren Stimmbändern weicht dann einer fast ins Mikrofon gehauchten Lieblichkeit. Herrlich! "Risin' Sun" ist eine weitere Oase der Entspannung mit mehr Gitarre und akzentuierter Rhythmik. Mit angezogener Handbremse verbreitet der Sechssaiter eine psychedelische Stimmung. Gleich danach folgt "Dyin'", die Krönung der Balladenabteilung. Alle Musiker machen Pause, Kelly Richey begleitet ihren Gesang nur in Moll eingestimmten Gitarre. Hammer!
Als Rausschmeißer hat man "Hard Workin' Woman" ans Ende der Scheibe gesetzt. So steht der Titel in der Tracklist. An anderer Stelle heißt es allerdings "Workin' Hard Woman" und in dieser Wortreihenfolge singt sie den Track auch. Wie dem auch sei ... es herrscht eine ganz entspannte Atmosphäre, erzeugt durch einen relaxten Groove und funky Licks. Wunderschön!
Ihren signifikanten Gitarrenton versteht sie, auf delikate Art und Weise in verschiedene Richtungen zu variieren. Bei der Rhythmusfraktion fallen einem auch nur positive Dinge ein. Die Texte der Künstlerin ranken sich um bekannte Themen wie die unbeantworteten Fragen des Lebens, fehlgeschlagene Beziehungen, haben aber auch sehr persönliche Bezüge:
»I need a storm to keep riding
I need the rain just to feel
I need the wind to keep movin'
So I can find something real«
Die Balladenperle wurde bereits erwähnt und auf der rockigen Seite soll "Something's Going On" als Anspieltipp genannt werden. "Sweet Spirit" ist eine ganz starke Platte. Im Getriebe der Musik findet man kein Sandkorn. Einzig die doch relativ kurze Gesamtspielzeit von nicht ganz zweiunddreißig Minuten wirft einen klitzekleinen Schatten auf das ansonsten strahlend-leuchtende Album.
Line-up:
Kelly Richey (guitar, vocals)
Freekbass (bass)
Robby Cosenza (drums)
Duane Lundy (percussion)
Dave Farris (percussion - #5,10)
Bernie Worrell (keyboards - #5)
Robert Lee Carroll (keyboards - #10)
J. Tom Hnatow (keyboards - #8)
Tracklist
01:Feelin' Under (3:04)
02:I Went Down Easy (3:23)
03:Leavin' It All Behind (2:23)
04:Something's Going On (3:37)
05:Everything Needs A Change (3:57)
06:Fast Drivin' Mama (3:04)
07:One Way Ticket (3:06)
08:Risin' Sun (3:42)
09:Dyin' (2:46)
10:Hard Workin' Woman (2:47)
(all songs written by Kelly Richey)
Externe Links: