Matt Roehr / Barra Da Tijuca
Barra Da Tijuca Spielzeit: 55:43
Medium: CD
Label: Gonzo Music, 2007
Stil: Rock

Review vom 20.11.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Nicht einen Ton habe ich von der Band, in der Matt 'Gonzo' Roehr 25 Jahre war, gehört. Nach dem Split geht Roehr auf die Rock-Schiene und steht mit seinem Album "Barra Da Tijuca" in den Startlöchern.
Unvoreingenommen geht der Rezensent also ans Werk und freut sich zunächst über ein dickes Booklet im Digipack. Wird das Booklet heraus genommen, schaut man auf ein Bild, das die Barra Da Tijuca (Rio de Janeiro) in abendlicher Stimmung zeigt. Fein, fein! Viele Bilder im Booklet dokumentieren, dass bei den Aufnahmen in der Stadt am Zuckerhut und in Miami Partystimmung geherrscht haben muss.
Diese Ausstrahlung hat auch die Platte. Gute Laune-Musik kreuz und quer durch 12 Songs, die allesamt von Roehr geschrieben und arrangiert wurden.
Mit Charlie Huhn, der 1978 durch sein Schaffen in der Band von Ted Nugent bekannt wurde, hat er einen veritablen Sänger gefunden. Weitere Huhn-Stationen waren Humble Pie, Gary Moore, Victory und schließlich Foghat.
"Just Be Yourself" geht gut ins Ohr. Das leicht jazzige und sehr kurz gehaltene Keyboard-Intro von Stephan Weiler ist ok. Huhn singt, wie man ihn kennt und Roehr spielt eine muskulöse Gitarre. Nette Hooklines ziehen ihre Kreise und mittendrin gibt es einen feinen Rhythmuswechsel, der durch Armando Marcal perkussiv mitgestaltet wird. Der Track entzündet die Spaßfaktor-Lunte beim Hörer.
War es im Opener der Jazz-Gimmick, ist es im folgenden "Best Day Of My Life" ganz am Anfang eine, wie ein Farbtupfer gesetzt, leicht bluesige Tonfolge aus Roehrs Gitarre, die aufhorchen lässt. Gláudio Ayala trommelt im Schweiße seines Angesichts und wären da nicht schon die ersten 4 ½ Minuten, könnte man meinen, es handelt sich um eine unmittelbare Neuauflage des ersten Tracks. Sicher, immer noch gute Laune, dennoch unterscheiden sich die Nummern nicht großartig voneinander.
Jetzt werden noch einige Kohlen nachgelegt, weil "Sarcastic Gutter Blues" rockt wie Sau. Sorry, der Rezensent muss den Leser an dieser Stelle allerdings enttäuschen, denn der Hinweis auf den Blues im Songtitel hat musikalisch mit dem 12-Takter so wenig zu tun, wie man zum Besteigen eines Maulwurfhügels Sauerstoffflaschen braucht.
Spätestens wenn wir beim abermals hochoktanigen "I Ain't Around No More" ankommen sind, wird deutlich, dass Matt Roehr ein Händchen für das Schreiben toller Refrains hat, die der Huhn gut umsetzen kann. Die Percussion wurde hier songdienlich in den Vordergrund gemischt.
Nach einem Durchgang "Garbage Man" wird der Hörer schon sehr gefordert. So langsam kann man da nicht mehr differenzieren. Das Album "Barra Da Tijuca" ist wie ein Labyrinth. Passt man nicht auf, kommen wir stets an Stellen raus, die bekannt sind.
"Made To Last": Da ist er wieder, der Armando Marcal. Phasenweise gibt er dem Track ein gewisses Santana-Flair.
Jetzt haben wir ihn aber ertappt, den Matt, denn mit "Master Of Destruction" schaut er über den Tellerrand des bisher Gehörten, weil die Nummer purer Rock'n'Roll ist und der sorgt bekanntlich ja auch für Stimmung. Stephan Weiler klimpert ein tolles honky Piano. Hört man doch tatsächlich eine Slide-Gitarre? Na also, geht doch! Anspieltipp!
"Pawn Shop" kommt kraftvoll aus den Boxen, ist aber, wie der Titel schon andeutet, geliehenes Zeug von bereits oben gelisteten Songs. Wirklich gut gemacht, aber die Strickmuster der Stücke wirken wie Endlosschleifen.
"Hasta Un Cualquier Dia" nimmt etwas den Druck und über "Wheel Of Fortune" schwebt eine Wah Wah-Gitarre.
Versöhnlich stimmt der instrumentale Rausschmeißer "Barra Da Tijuca", weil hier richtig gut zugepackt wird. Roehr spielt sich in Exstase und der Mittelteil, in dem Drums und Bass das Sagen haben, ist super. Dann bringt Gláudio Ayala auch noch ein Solo am Schlagzeug. "Barra Da Tijuca", das ist es doch. Warum hat das Album nicht mehr davon?
Die 55 Minuten am Stück hören kann einem die gute Laune schon ein wenig verderben. Häppchenweise zu unterschiedlichen Tageszeiten vielleicht, dann ist das Album ok.
Mit mehr Abwechslung würden auch mehr als nur 5 von 10 RockTimes-Uhren ticken.
Line-up:
Matt Roehr (guitars, vocals)
Charlie Huhn (vocals)
Stephan Weiler (keyboards, piano)
Gláudio Ayala (drums)
Marcelo Linhares (bass)
Armando Marcal (percussion)
Jurema (backing vocals)
Nair (backing vocals)
Tracklist
01:Just Be Yourself (4:27)
02:Best Day Of My Life (4:31)
03:Sarcastic Gutter Blues (3:55)
04:I Ain't Around No More (4:53)
05:Garbage Man (4:10)
06:Made To Last (4:27)
07:Master Of Destruction (4:43)
08:Pawn Shop (4:25)
09:Come Back (Another Time) (5:00)
10:Hasta Un Cualquier Dia (3:28)
11:Wheel Of Fortune (5:23)
12:Barra Da Tijuca (6:16)
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