Peter Rüchel / Rockpalast: Peter Rüchels Erinnerungen
Rockpalast: Peter Rüchels Erinnerungen Verlag: Edel
Erscheinungsjahr: 2009
Großformat 22 x 30 cm
208 Seiten
ISBN 978-3-941378-28-5


Review vom 03.03.2010


Alexander Mathias
Ein geeignetes Wohnzimmer mit Fernseher, ein ausreichender Biervorrat, eine große Thermoskanne Kaffee, belegte Brote und üppig Knabberzeug, dazu ein paar der besten Kumpels. Das war unser Patentrezept, um so manche Samstagnacht stundenlang vor dem Fernseher zu verbringen. Die langen Rockpalast-Nächte waren angesagt...
Jedesmal fieberten wir aufs neue, welche Leckerbissen Rockpalast-Vater Peter Rüchel diesmal wieder auf die Bühne der Essener Grugahalle zauberte. Von vielen Bands jenseits des großen Teichs hatten wir noch nie zuvor etwas gehört. So entwickelte sich beispielsweise das europäische Debütkonzert von ZZ Top zum Toperlebnis erster Sahne. Wir waren hin und weg, wie diese drei Texaner nicht nur die Konzertarena, sondern auch die heimische Bildröhre zum Kochen brachten. Little Feat, Rory Gallagher, The Police, Patti Smith, die Liste der hochkarätigen Auftritte ließe sich beliebig fortsetzen.
RockTimes-Kollege Ingolf Schmock beleuchtete in einem zweiteiligen Interview mit Peter Rüchel ausgiebig die vielen Facetten, die Rockpalast schließlich zu dem machten, was diese Rocknächte heute zweifelsohne sind: Meilensteine der Rockmusik, ohne die unsere Musiklandschaft um einiges ärmer wäre.
Eine mitreißende Rückblende in Wort und Bild ist jetzt aus dem Edel-Verlag erhältlich. "Rockpalast: Peter Rüchels Erinnerungen". Im Großformat (22 x 30 cm) können die geneigten Leser nochmals die guten alten Zeiten Revue passieren lassen.
Sowohl die erste Rockpalast-Phase, die aus den Rocknächten (1977-1986) und den Open Air Festivals (1981-1985) bestand, als auch die zweite Serie in den Jahren 1990 bis 2003 (Bizarre Festival, Rock am Ring) erfahren darin eine ausgiebige Würdigung.
Erzählt werden die kleinen und großen Geschichten rund um das Musikgeschehen, aber nicht als verklärt-egomanischer Monolog. So kommen unter anderem auch Little Steven und Wolfgang Niedecken ausführlich zu Wort, um ihre eigene Sicht der Dinge zu schildern.
Zur richtigen Augenweide werden "Peter Rüchels Erinnerungen" dank des umfangreichen Fotomaterials der Fotografen Manfred Becker, Thomas von der Heiden und Rainer Leigraf. Unzählige Farb- und Schwarz-Weiß-Aufnahmen, zum großen Teil ganzseitig, gewähren Einblick in das Geschehen vor, auf und hinter der Bühne. Dadurch gewinnt man eine ganz persönliche Sicht auf die beteiligten Musiker und diejenigen, die im Hintergrund zum Gelingen beitrugen. Fernab des Voyeurismus' ist hier eine beeindruckende Galerie dargestellt, die auch bei wiederholter Betrachtung maximale Freude bereitet und die kurzweiligen Stories perfekt ergänzt. Insofern kann man dieses Buch jedem Rockfan nur wärmstens empfehlen.
"Peter Rüchels Erinnerungen" liest man nicht einfach wie einen Roman am Stück herunter. Dieses Buch winkt immer wieder aus dem Regal, lädt ein zum Blättern, Stöbern und Betrachten. Manchmal kann einen fast etwas Wehmut überkommen und man beginnt diese hochwertige Konzertreihe so richtig zu vermissen.
»Wir suchten nach dem, was unmittelbar ins Herz traf.« sagte Peter Rüchel rückblickend.
Dies ist ihm über Generationen hinweg gelungen. Ohne Zweifel!
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