Phil Rudd / Head Job
Head Job Spielzeit: 40:02
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Hard Rock


Review vom 05.11.2014


Mike Kempf
Aber hallo! Na klar freue ich mich aufs neue AC/DC-Werk "Rock Or Bust" wie ein kleines Kind, das freudig Lametta-umhangen mit Muttis Holzkochlöffel um den Weihnachtsbaum rennt. Auch wenn diesmal, wegen Malcolm Youngs kürzlich erlittener schwerer Erkrankung, meine sonst überschwappende Freude nicht ganz so emotionsgeladen ausfällt. Trotzdem, fürs Rumrennen mit Muttis Kochutensil wird es noch ausreichen.
Doch Moment mal! Vorab hat mich ein aktuelles AC/DC-Mitglied völlig unerwartet überrascht - Phil Rudd. Mit "Head Job" hat er bereits im vergangenen Spätsommer ein Album zum Leben erweckt, das ich jetzt erst über einen Onlinehandel erhalten habe. Und ich stell mal gleich an unsere Leserschaft folgende Frage: Wer sind die zurzeit mutigsten Musiker der Welt? Okay, bevor Ihr Euch unnötig den Kopf zermalmt, hier meine persönliche Antwort: Allan Badger und Geoffrey Martin! Warum? Weil die beiden sich trauten, von einem der unerbittlichsten und vorantreibensten Drummer, den die Rockgeschichte jemals hervorbrachte, kräftig in den Arsch treten zu lassen. Denn eins ist klar, wer auch immer sich auf eine musikalische Zusammenarbeit mit dem Schlagzeug-Terminator einlässt, der muss wissen, dass er sich bei Rudds musikalischen Gehirnwindungen nicht auf soften Pop, Opernarien, Schlager- oder Volksmusik einlässt, sondern ausschließlich mit knallhartem Rock'n'Roll konfrontiert wird. Nun gut, immerhin hat Rudd seinen befreundeten Kollegen ein gleichberechtigtes Mitspracherecht eingeräumt und somit sind alle Songs von "Head Job" in einer Gemeinschaftsproduktion des Trios entstanden. Schade nur, dass das Booklet nicht hergibt, wer von Martin und Badger zu welchem Song singt, Gitarre spielt oder das Bassgezupfe beisteuert.
Mit dem Titeltrack "Head Job" wird die Tonkonserve eröffnet und mein Kopfkino stellt sich vor, wie Rudd, mit einem gepflegten Glimmstängel im Mundwinkel, seine Sticks durch die Luft wirbeln lässt und dabei an seiner 'Muckibude' die Energie mehrerer Kraftwerke erzeugt. Er war, er ist und er bleibt für mich DER Schlagzeuger, der wie kein Zweiter den Takt mit der Präzision einer Atomuhr vorgibt!
Bereits nach "Sun Goes Down" und dem im Internet kursierenden "Lonely Child", bin ich dermaßen mit Adrenalin vollgepumpt, dass ich folgende Zeilen nur noch in einem sehr wohligen Trance-Zustand verfassen kann. "No Right" erinnert mich vom Songaufbau an glorreiche Peter Gabriel-Zeiten und selbst das für mich gewöhnungsbedürftige "Crazy" kommt bei mir nach mehrmaligen Durchläufen bestens an. Das Teil ist mit einem nicht alltäglich zu hörenden Rhythmus garniert, zwar nicht sonderlich spektakulär, aber mit dem gewissen Etwas. Mich würde es nicht wundern, wenn das Stück künftig in den Radiostationen rauf und runter laufen würde.
Eines ist aber auch klar herauszuhören: Wer mehr als die Hälfte seines künstlerischen Schaffens damit beauftragt war und noch ist, die bekannteste Schuluniform der Rockgeschichte unermüdlich voranzutreiben sowie einen Brian Johnson, trotz erreichten Rentenalters, immer noch zu Höchstleistungen zu animieren, der kann natürlich sein AC/DC-Feeling nicht komplett abschütteln. Das ist auch gut so, denn somit erwartet den Konsumenten ein Rockalbum der 'Güteklasse A'! Aber, es sei noch mal extra erwähnt: Es gibt hier KEIN Rockalbum auf die Lauscher, das sich komplett im AC/DC-Stil hervortut. Nein, "Head Job" ist eine abwechslungsreiche Platte, die sich durch die individuellen Handschriften der drei Musiker bestens auszeichnet.
Auch habe ich nicht lange überlegen müssen, welche Lieder ich als Hörproben empfehlen kann - gar keine! Denn der 'Kopf-Job' des Trios ist so exzellent vollzogen worden, zeigt für meinen Geschmack keinerlei Schwächen und groovt wie die Hölle aus den Boxen. Und zwar so prägnant, dass man nicht genötigt wird, die Hi-Fi-Anlage komplett aufzudrehen. Ich habe es trotzdem mal ausprobiert und dabei regelrecht einen Rock'n'Roll-Flash erlitten. Übrigens hält dieser bei mir immer noch an.
Zusammenfassend kann ich wirklich nur Gutes berichten. Phil Rudd macht genau das, was er am besten kann: seine musikalischen Begleiter mit seinem außergewöhnlichen Taktgefühl unermüdlich nach vorne zu treiben. Und zwar so, dass mir eine eventuell geplante vorherige Flucht von Badger oder Martin als unmöglich erscheint. Weil sie schon ahnen, dass ein Fluchtvorhaben von vornherein scheitern würde, hauen die beiden mit allem was sie haben in die vier- bis sechssaitigen Spielgeräte, sodass ich hier vor Begeisterung nur in die Hände klatschen kann. Eine gehörige Portion handgemachten, schnörkellosen Hard Rock, gepaart mit einigen Blues Rock-Elementen und neben dem Promi-Schlagzeuger sorgen mit Allan Badger und Geoffrey Martin zwei mir bis dato unbekannte Musiker dafür, dass ich der Platte nur positiv gegenüberstehe. Allein der Schlussakt "When I Get My Hands On You" bestätigt abermals meine positiven Eindrücke und somit hat sich "Head Job" unsere Tipp-Grafik mehr als verdient.
Line-up:
Allan Badger (guitar, bass, vocals)
Geoffrey Martin (guitar, bass, vocals)
Phil Rudd (drums)
Tracklist
01:Head Job (3:35)
02:Sun Goes Down (2:50)
03:Lonely Child (4:02)
04:Lost In America (3:42)
05:Crazy (3:52)
06:Bad Move (2:40)
07:No Right (4:07)
08:The Other Side (4:31)
09:Forty Days (3:35)
10:Repo Man (3:22)
11:When I Get My Hands On You (4:04)
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