Ralston / Carwreck Conversations
Carwreck Conversations Spielzeit: 34:03
Medium: CD
Label: Wildflower Records/Rykodisc, 2008
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 29.01.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Warum sollte man seinen vollen Namen verwenden, wenn sich ein Vorname auch gut merken lässt. So stolpert der Leser nur ganze zweimal (bei den Credits) über den Nachnamen Bowles.
Lohnenswert ist es dann allerdings schon, Ralston im Gedächtnis zu behalten.
Vater Bowles spielte Geige, Gitarre und Banjo. Im Elternhaus gab es eine Vielzahl von Instrumenten und Ralston konnte sich ausgiebig bedienen.
Nach seinem Schulabschluss trat er in Clubs und Kneipen auf und spielte selbst geschriebene Songs über Leute, die ihm über den Weg gelaufen sind oder Orte, an denen er schon war.
Seine Musik fand Anerkennung und er eröffnete Konzerte für Shawn Colvin, T-Bone Burnett und Arlo Guthrie, so die Informationen des 'Waschzettels'.
Lange hat es dann gedauert, bis es zu seinem Debüt-Album "Carwreck Conversations" kam, das auf Judy Collins' Wildflower Records-Label veröffentlicht wurde.
Tatkräftig unterstützt wurde er vom Lone Justice-Member Marvin Etzioni, der ihm die Platte gleichsam auf den Leib produziert hat. Nebenbei spielt er, wie der Protagonist Gitarre und Mandoline.
Also ab mit dem Silberling in den Player. Hallo, was ist denn das? Aus der Stille heraus vernimmt der Hörer dann eine butterweiche Basstrommel. Ralston beginnt zu singen und damit packt er uns direkt am Schlafittchen. Alleine mit seiner Stimme sammelt er jede Menge Sympathiepunkte. Übrigens bekommen wir in dem einzigen Cover "What Kind Of Friend", einem Song von Mark Heard, kein weiteres Instrument auf die Ohren.
Intensität pur!
Anders ist es schon mit dem folgenden "You Already Knew That". Hier gniedeln die elektrischen Gitarren, die Akustische schrammelt den Rhythmus und David Raven trommelt einen relaxten Beat. Das ist schon großes Tennis, was jetzt geboten wird. Über dem gesamten Gemenge schwebt Ralstons Stimme, die ja schon lobend Erwähnung fand.
Das Wechselbad findet eine Fortsetzung durch das fragile "What About Me", einem echten Schleicher, der sich ohne Probleme in den Gehörgängen festsetzt. Spärlich ist die Instrumentierung: Mit nur ganz wenigen Tönen webt Danny McGough an den Keyboards einen seidenen Vorhang. Die stromlose Gitarre ist einfach nur auf sanft gestimmt und Raven setzt das Schlagzeug äußerst sparsam ein.
"Everybody But You" ist dann schon der nächste aufregende Song. Die elektrischen Gitarren duellieren sich streckenweise in bluesigen Gefilden.
»Heftig leben, früh sterben ...« . Für die Person James Dean könnte man das so stehen lassen. Ralstons "James Dean" handelt von der an Alzheimer erkrankten May Jean:
»I'm talking about no highway crash, not talking mercy death
Just let me meet my Maker fast
Let His name be my last breath
When I go will it be like James Dean?
I don't want to die slow…«

Auch dieses Thema ist musikalisch traumhaft umgesetzt. Ralston hat ein ganz starkes Songwriting, ganz abgesehen von den poetischen Texten, die er kreiert und alle zum Mitlesen im Booklet abgedruckt sind.
"Fragile" hat die hohe Qualität von "What About Me", mit dem Unterschied, dass Eric Heywood an der Pedal Steel zum Einsatz kommt.
Das Miteinander von Mandoline und verstärkter Gitarre ist das Markenzeichen von "Grace", wobei Ralston obendrauf eine Dylan-Harp spielt.
Mit Fingerspitzengefühl ist man an die Song-Arrangements heran gegangen, was auch für die Auswahl der Instrumente zutrifft. Bei den etwas Roots-rockigeren Nummern pumpt der elektrische Bass von Sheldon Gomberg. Ansonsten ist der Kontrabass sein Arbeitsgerät.
Hier und da wird man an den frühen Peter Blegvad erinnert.
"One More Holiday" glänzt durch einen wunderschönen Männerchor (Eric Lowen, Dan Navarro, Shmuel Bowles).
Songs, wie z.B. "Draper" (deutsch: Textilkaufmann), schwanken zwischen Folk und Country. Die flotteren Nummer sind schön rootsig und überhaupt überzeugt dieser Ralston Bowles auf der ganzen Linie… . Einziges Manko: Leider nur 34 Minuten Spielzeit. Das ist definitiv zu wenig in der heutigen Zeit. Allerdings ist die halbe Stunde sehr gut und schrappt mit 8 von 10 RockTimes-Uhren nur knapp an einem Tipp vorbei.
Line-up:
Ralston (guitar, mandolin, harmonica, bouzouki, vocals)
Marvin Etzioni (guitar, mandolin)
David Raven (drums, percussion)
Sheldon Gomberg (electric bass, upright bass)
Danny McGough (keyboards)
Eric Heywood (pedal steel)
Brian Head (drums - #10)
Eric Lowen (backing vocals)
Dan Navarro (backing vocals)
Shmuel Bowles (backing vocals)
Tracklist
01:What Kind Of Friend (2:11)
02:You Already Knew That (4:56)
03:What About Me (3:41)
04:Everybody But You (3:03)
05:James Dean (3:42)
06:Being Young (3:01)
07:Fragile (3:35)
08:Grace (3:58)
09:One More Holiday (2:29)
10:Draper (3:22)
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