Rebel Meets Rebel / Same
Rebel Meets Rebel Spielzeit: 40:20
Medium: CD
Label: Locomotive Records, 2007
Licensed from Big Vin Records
Stil: Rock'n'Roll/Rock/Metal/Southern Rock


Review vom 06.02.2007


Ulli Heiser
Vielen ist der 8. Dezember 2004 sicher noch mit Schrecken in der Erinnerung haften geblieben. Damals eröffneten Damageplan im Alrosa Villa-Club in Columbus gerade ihre Show, als ein Irrer mit Namen Nathan Gale auf die Bühne raste und damit begann, um sich zu schießen. Dabei wurde der Metal-Ausnahmegitarrist Darrell Lance Abbott, besser bekannt als Dimebag Darrell, einige Male getroffen und verstarb. Auch ein Roadie der Band, Jeffrey 'Mayhem'' Thompson, sowie drei weitere Personen waren zu beklagen.
Das Projekt Rebel Meets Rebel ist das letzte Vermächtnis des Musikers und erblickte bereits 2006 auf dem amerikanischen Label Big Vin Records das Licht der Öffentlichkeit. Big Vin Records gehört Darrels Bruder Vinnie Paul, der zusammen mit Darell und Rex 'Rocker' Brown Anfang der Achtziger Jahre die (Thrash-) Metalinstitution Pantera gründete. Locomotive Records bekamen von Big Vin Records die Lizenz, die Scheibe auch in Deutschland aufzulegen und somit steht den deutschen Fans dieses letzte Werk des Rebells ab Mitte Februar zur Verfügung.
Rebel Meets Rebel impliziert, dass da mindestens noch ein Rebell im Line-up sein muss und in der Tat steht am Mikro niemand Geringeres als David Allan Coe, ein Mitglied der Outlaw Country-Szene. Vinnie, seines Zeichens ein ganz begnadeter Drummer und bekannt für seine Double Bass-Attacken, sorgt zusammen mit Rex Brown an den dicken Saiten, für den nötigen Schub und Druck schon in den untersten Gängen.
Ein Country-Rocker am Micro, zwei Brüder, mit einem Country-Produzenten (Jerry Abbott) als Vater - das könnte nach Country klingen. Ist aber mitnichten so und genauso wenig kracht uns hier thrashiges Metal entgegen. Das Album strotz nur so von purem Rock'n'Roll, eine Mischung aus Dimebags Gitarrenriffs und Davids Country-Attitüde, die so weit weg von Nashville ist, wie der singende Unterleib (Shakira) von den schrägen Stimmbändern des Tom Waits.
Bei dieser Musikerkonstellation ist eigentlich klar, dass das Lyrics-Warnlabel auf dem Cover prangt und um die Warnung auch musikalisch zu untermalen, brät uns gleich der Opener "Nothin' To Lose" dermaßen eins über, dass man sofort schützende Deckung sucht. Nicht nur der Sechssaiter, auch der Vier-Saiten-Pendant feuern die Salven und die Schießbude schießt wirklich. Brachial - und dazu stöhnt 'ne Lady und schon sind wir mittendrin. Vinnie Paul nennt das:»Pure hellraisin', boozin', jammin', fun!!!« und da gibt es nichts zu widersprechen.
Im Titeltrack, eine nur als geil zu bezeichnende, Country Metal-Nummer, gibt es David und Dime im Duett. Fiddle gegen thrashige Gitarre - herrlich. Die Platte entstand in den Jahren 1999 bis 2003, bis sie Vinnie letztes Jahr endlich auflegte.
Geigen zu Doublebass-Attacken, aberwitzige Gitarrensoli zu Countryrhythmen, das hat was. "Panfilo" eine Art akustische Einleitung zum Southern Rock-Kracher "Heart Worn Highway". "One Nite Stands" ist Rock'n'Roll pur und dirty wie ein ONS in irgendeinem dunklen Hinterhof - aber ebenso geil. "Arizona Rivers" lässt uns mit sehr ruhigem und zurückgenommem Instrumentarium kurz verschnaufen, bis "Get Outta My Life" wieder die Rock'n'Metal-Kanne über uns ergießt.
Indianergesänge in "Cherokee Cry", Vinnie gibt den Kriegstanztakt vor, Darrell rotzt sich dazu und Hölle, wo kommen plötzlich die Thin Lizzy-Double-Leads her? Leider informiert mein Promo-Cover wenig bis gar nicht. Geballte Gitarrenpower sowie ein simpler Nackenschüttel-Rhythmus in "Time" auf der einen, ein fast komplizierter Prog Metal (Betonung auf Metal)-Tune, der auf Thin Lizzy-Gitarren und Doublebass-Tritte trifft, auf der anderen, während Geräusche wie weiland "Crazy Horses" (The Osmonds) wohl des Cowboys Pferd symbolisieren sollen. Ein Kracher und der Titel passt: "No Compromise".
Per Wah-Wah schleicht sich der Rausschmeißer "N.Y.C. Streets" langsam ein. Akustische Gitarre zu verzerrten Soli, die Vocals im Sprechgesang klingen nach Jimi und es ist erstaunlich, wie die Mischung aus den doch so verschiedenen Stilen der Protagonisten, dermaßen harmonisch zusammenfließt. So, als ob es gar nicht anders sein könnte. Die Texte des Albums sind adäquat: Suff, Drogen und Weiber. Rock'n'Roll pur im Metalgewand mit Outlaw Country-Zutaten. Vielleicht am besten zu erfassen im pianodurchtränkten "Cowboys Do More Dope" »than Rock'n' Roller...«
Eine starke Platte, ein Vermächtnis an einen starken Musiker, ein Beweis, dass Schubladen eher für Bestecke und Geschirrhandtücher taugen. Metal und Country hatten einen "One Nite Stand" und es gibt kein schlechtes Gewissen am Morgen danach. Im Gegenteil! Daumen nach oben - die Rebellen rocken.
Die US-Ausgabe (und ich denke, das ist auf der kommenden Locomotive Records-Ausgabe genauso) ziert folgender handgeschriebener Text von David Allan Coe:

»When Rebel Meets Rebel is, and was, the first collaberation of the fusion of the different musical genders of such extreme measures. It's a shame it took so long to be released and in the meantime other people get credit for doing what we did first. But we know, Garth Brooks and Metallica gets the credit for it. But we are the Real Deal, as they say, we are "The Cowboys From Hell" that's for REAL!
In memory of Dimebag - I Love You - DAC«
Line-up:
Dimebag Darrell, † 08.12.2004 (guitar)
Rex Brown (bass)
Vinnie Paul (drums)
David Allan Coe (vocals)
Tracklist
01:Nothin' To Lose
02:Rebel Meets Rebel
03:Cowboys Do More Dope
04:Panfilo (Dimebag Acoustic Jam)
05:Heart Worn Highway
06:One Nite Stands
07:Arizona Rivers
08:Get Outta My Life
09:Cherokee Cry
10:Time
11:No Compromise
12:N.Y.C. Streets
Rebel Meets Rebel
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