Reckless Love / Spirit
Spirit Spielzeit: 42:02
Medium: CD
Label: Spinefarm Records/Universal, 2013
Stil: Metal

Review vom 13.01.2014


Jochen v. Arnim
Die vier Finnen von Reckless Love haben sich im riesigen Ozean der vielen, vielen Wir-erinnern-uns-an-die-achtziger-Jahre-Hair-Glam-whatever-Metal-Bands nicht unterkriegen lassen und hauten vor einiger Zeit ihr nunmehr drittes Album auf den Markt. Nach ihrem Debüt von 2010, gefühlten 24 Monaten auf Tour und dem während des Tourens erschienenen Zweitwerk "Animal Attraction" folgt der dritte Streich namens "Spirit". Und eben diesen zu verbreiten, sind die Herren ausgezogen. Den Spirit von Glam, Lust, Lebensfreude, Euphorie und Liebe.
Sie selbst bezeichnen das Genre ihres Schaffens demzufolge auch als Merry Metal und genau das kommt auch aus den zweiundvierzig Minuten ihres elf Tracks umfassenden Rundlings. Ein frische, wenngleich nicht komplett neue Mischung aus Ingredienzien, die man im weitesten Sinne in die Glam-Ecke packen darf. Werfen sich die Jungs zwar in Brust, in dem sie dieses Album als das mit ihrer »most metallic side ever« bezeichnen, so darf nicht unerwähnt bleiben, dass hier viel Pop verbraten wurde, mächtig viel. Aber genau das ist offensichtlich das Erfolgsrezept der Jungs, wie sonst soll man denn gute Laune verbreiten?!
Demzufolge halten sich die Kompositionen eben auch im Bereich des intellektuell Überschaubaren. Reckless Love wollen nicht die Welt verändern, sie wollen ihr Lebensgefühl vermitteln. Dazu passen eingängige Hooklines und ebensolche Refrains, dutzendfach wiederholt und zielorientiert mit mehrstimmigen Backings ausgestattet »ohohoh, uhuhuh…«
Den Anfang macht die Truppe genau in diesem Stil mit "Night On Fire", das an gleich mehrere Kollegen aus der guten alten Stadionära erinnert. "Bad Lovin'" kommt ein Zähnchen härter daher, verzichtet aber ansonsten nicht auf die angesprochenen Hilfsmittel. Ein oder zwei flinke Soli auf Pepes Gitarre werden noch eingeflochten und schon stimmt die Chose.
Mit einem Riff wie weiland Extreme auf ihrer "Pornograffitti" stellen die Finnen "I Love Heavy Metal" vor, eine Aneinanderreihung verschiedenster Bands und Songtitel aus der von ihnen verehrten Ära. Nicht gerade eines Innovationspreises würdig, aber gut umgesetzt. Und in genau diesem Stil verfahren die Vier weiter, Hook an Hook, Chorus an Chorus und zwischendurch ein kleines Solo. Oh ja, es gibt natürlich auch was für die Mädels - (Power-)Balladen im Stile eines Bon Jovi. "Edge Of Our Dreams" oder "Dying To Live" sind da zwei Beispiele aus der Ecke - wie sollten sie auch sonst heißen…?
Wäre es nicht Verführung zum Alkoholmissbrauch, so würde ich dem Sunnyboy am Mikro den Genuss einiger Gallonen Nightrain ans Herz legen, damit seine Stimme den eigentlich noch fehlenden Touch an Verderbtheit bekommt - hat bei den Vorbildern ja auch geklappt - und das ansonsten schon recht rohe "Metal Ass" mit dem letzten noch fehlenden Quäntchen versorgt.
Unterm Strich macht die knappe Dreiviertelstunde Partymucke aus Suomi durchaus Spaß - wenn man derartige Unterhaltungsmusik par excellence mag. Handwerklich ist alles obenauf, so ein richtiger Hit wäre nicht ganz schlecht, um sich endgültig mal nach oben abzusetzen.
Line-up:
Olli Herman (vocals)
Pepe Solahalme (guitar)
Jalle Verne (bass)
Hessu Maxx (drums)
Tracklist
01:Night On Fire
02:Bad Lovin'
03:I Love Heavy Metal
04:Favorite Flavor
05:Edge Of Our Dreams
06:Sex, Drugs & Reckless Love
07:Dying To Live
08:Metal Ass
09:Runaway Love
10:So Happy I Could Die
11:Hot Rain
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