The Red Dirt Skinners / Home Sweet Home
Home Sweet Home Spielzeit: 41:11
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Roots/Country/Americana

Review vom 26.12.2012


Jochen v. Arnim
»Hillbilly music from the Deep South … the Deep South of England!« Ja, ich gebe zu, es anfangs auch nicht geglaubt zu haben, aber dieses Pärchen kommt aus der schönen Grafschaft Sussex - eher bekannt durch ihre Seebäder wie Brighton oder Eastbourne denn als Heimat namhafter Country-Musiker. Auftritt Sarah und Rob Skinner: Ehepaar, Multiinstrumentalisten, Kandidaten bei den British Blues Awards, vierfache Finalisten im UK Songwriting Contest, um nur ein paar Attribute zur Erleuchtung beizutragen. Früher hießen sie als Duo mal Something Blue, aber da hat es wohl Streit um Namensrechte gegeben und sie gaben sich den Namen The Red Dirt Skinners. Das vorliegende Album "Home Sweet Home" ist bereits ihr Zweitwerk (nach dem Debüt "Grass Roots") und es dreht sich inhaltlich ausschließlich um ein einziges Wochenende im vergangenen März.
Mit dem ersten Hahnenschrei wacht der Zuhörer nach durchzechter Nacht mit einem dicken Schädel auf. Humorvoll präsentiert das Duo in bester Mitsingmanier "Up All Night", den Opener der Scheibe. Banjo, Fidel und Klarinette dominieren die Instrumentalparts, während beide Skinners sich die Nachwehen der vergangenen Nacht aus dem Leib singen. Sind wir dann wach geworden, folgt direkt danach mit "Painted On Smile" ein ruhig gesungenes Duett mit nur ein wenig Gitarre und sanften Percussions im Hintergrund. Hier geht es um einen tatsächlich stattgefundenen ganz miesen Auftritt. Die engagierende Wirtin hatte sich wohl etwas vollkommen anderes vorgestellt und war not amused. "Disgrace" kommt dann und wird von einer entfernt klingenden Klarinette getragen, dazu ein seichtes, an Dixieland erinnerndes Banjo. Hier soliert Sarah Skinner mit ihrem ausdrucksstarken Gesang. Auch "I Wish I'd Stayed At Home" beginnt sehr gesetzt, Sarah singt und spielt ein erneut weit weg klingendes Saxofon. Zwischendurch kommt ihr Mann Rob stimmlich zum Einsatz, gibt dem Song bei 'seinen' Passagen einen fast schon eindringlichen Touch.
"Mr. Jones" erzählt die Story eines Einbruchs, bei den Skinners. Dieser hat tatsächlich an bereits erwähntem Wochenende stattgefunden und es wurde dem Duo sämtliches neues Material geklaut. Weiter geht es mit "Black And White", einer ebenfalls sehr ruhigen Nummer, die Sarah soulig intoniert, minimalistisch untermalt von ein paar instrumentalen Einsprengseln: ein wenig Harp, ein wenig Gitarre und auch mal ein wenig Klarinette. Danach zieht das Tempo wieder an und es wird bei "Pound Sign" Country-rockiger. Einer der wenigen Songs, die nicht aus der Feder des Duos stammen, in Teilen dominiert von einer nach Bob Dylan klingenden Mundharmonika. Im traditionellen Bluegrass-Duett "Keep On The Sunny Side" beweisen beide erneut ihre perfekt harmonierenden Sangeskünste, unterstützen sich mit dem Banjo und immer wieder auch der Klarinette. "The Neighbour's Rooster" ist erneut eine Up-tempo-Nummer und handelt, logisch, vom krähenden Hahn des Nachbarn, frei nach dem Motto »Me and the neighbour's rooster ain't gonna be friends nomore.« Der Gewehrschuss am Ende des Songs macht diese Aussage obendrein ziemlich deutlich.
Dem Ehepaar Skinner ist ein Album gelungen, das sich durch einen nicht zu überhörenden Variationsreichtum auszeichnet. Beide Protagonisten wissen obendrein, nicht nur durch ihre Gesangsleistungen zu überzeugen, sie beherrschen zudem ihre Instrumente perfekt und verstehen es, diese nuanciert an den entsprechenden Stellen einzusetzen, sanft einzusetzen. Hier geht es nicht um tolles Hochgeschwindigkeits-Banjo-Picking oder orgiastische Fidel-Ausflüge. Gesang und speziell die Texte stehen klar im Vordergrund und trotzdem bekommen Percussion, Saiteninstrumente und immer wieder Klarinette und Saxofon ihren eigenen Platz. Auch dadurch erreichen Skinner und Skinner einen Stilmix, der alles andere als unausgegoren und wahllos zusammengewürfelt klingt. Hier passen Blues, Country, Folk und Jazz wunderbar in ein vornehmlich ruhiges Gefüge, das bestimmt viel Spaß bereitet, wenn man sich die Skinners mal live auf der Bühne anschauen darf.
Line-up:
Rob Skinner (vocals, drums, strings)
Sarah Skinner (vocals, harmonica, harp, saxophone, clarinet)
Tracklist
01:Up All Night
02:Painted On Smile
03:Disgrace
04:Wish I'd Stayed At Home
05:Mr. Jones
06:Lay Me Down
07:Black And White
08:Pound Sign
09:Keep On The Sunny Side
10:The Neighbour's Rooster
11:Other Side Of Town [Bonus Track]
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