Die holländische Band Remmelt, Muus & Femke hab ich zum erstenmal auf dem hervorragenden Sampler kro - American Connection des niederländischen Radios gehört. Den Song der Band, den man dafür ausgesucht hat, umgibt ziemliches Neil-Young-der-70er Flair.

Seit 10 Jahren spielen Hugo Remmelt und Thijs Muus schon zusammen, zuerst als unabhängige Songwriter, die in losem Zusammenschluss miteinander auftraten, dann als festes Duo, das 1999 ihr erstes Album veröffentlichte. Femke Japing war schon bei diesen Aufnahmen als Sängerin zu hören, ebenso auf dem zweiten Album "Bridging The Gap". Sie ist mittlerweile ein Mitglied der Band und hat vier Songs zu dieser neuen CD beigesteuert.

Die Band erhält zu Recht eine Menge Airplay in den Radiostationen ihres Landes und "The Long Way Round" hat nun auch die RockTimes erreicht. Unwillkürlich fragt man sich: Wieso wird sowas nicht im deutschen Radio gespielt? Wohl weil diese Musik zu viel Klasse hat, im Radio hierzulande wird ja nur noch Schrott genudelt...

Der erste Track "One Way Or Another" ist eine Reminiszenz an die grossen Altstars des Folk/Country Rock: Keine geringen als Crosby, Stills, Nash & Young standen hier Pate. Eine frappierende Ähnlichkeit mit herrlichem Harmoniegesang kann man attestieren, man fühlt sich 35 Jahre zurückgebeamt - obwohl diese Musik durchaus modern ist. Zeitlos.

Das gilt auch für den nächsten Track "Wishing" - diesmal mit Neil Young-Feeling - und das ist so echt, die Stimme von Thijs Muus so nah am Original, dass man ihn wirklich verwechseln könnte. Ich spreche natürlich vom 'akustischen' Neil Young aus seiner besten Zeit. Überhaupt ist auffallend, dass holländische Interpreten die Musik des grossen Kanadiers richtig gut abbilden können, das kennt man auch von Ad Vanderveen's Album The Moment That Matters.

Das ganze musikalische Geschehen ist eine packende Mischung aus Pop und Folk mit Countryeinflüssen - man könnte auch dies auch einfacher auf die Formel 'Americana' bringen - die sehr geschmackssicher angerührt ist. Richtig intensiv, mit überlegen gespielten akustischen Gitarren par excellence und schönen Vocals garniert, kommt "Love And Me" aus den Lautsprechern, "I Wonder" hat diesen mitreissenden Rhythmus, den man zwar schon oft gehört hat, aber dies hier - tja, das bezeichne ich als vollkommen.

Die eher ruhigen Songs von Femke Japing bringen dann das erwartete Gefühlskino, meist sparsam instrumentiert, mit grossen Gesten aufwartend und von ihrer hervorragenden Stimme getragen. Diese Songs passen perfekt in den Kontext dieser CD, das ist wirklich aus einem Guss. Herausragend ist "Sad Man", das den Hörer gleichzeitig berührt und aufwühlt. Besser kann man solche Musik nicht bringen!

"New Shoes for Kids" ist ziemlich atmosphärisch, mit einigen Studiotricks wie Tapeloops versehen und hier hört man auch mal eine elektrische Gitarre (?), natürlich nur zurückhaltend bzw. als Hintergrund eingesetzt, (wenn's denn wirklich eine Elektrische ist), und in auch in diesem interessanten Song kann die Band absolut überzeugen.

Als Bonustrack gibt es das live eingespielte "Who decides?" mit einer politisch Stellung beziehenden Aussage, ein Song, der dieses Album würdig abschliesst. Dass hier auch 'Denker' am Werk sind, macht es so sympathisch. Diese CD ist sicher keine Eintagsfliege, die will man öfter hören. Und man muss hören wollen! Das sollte man nicht so nebenbei beim Grillabend auflegen, sondern sich ganz dem Geschehen widmen - dafür wird man mit Musik belohnt, die zwar wirklich retro zu sein scheint, aber gleichzeitig auch im Hier und Jetzt steht. Wie schon gesagt - diese Platte hat zeitlose Qualitäten.

Die Themen auf dieser CD sind sicher amerikanisch geprägt, und ich will noch ein paar Worte zu der Covergestaltung verlieren: Windmühlen im Dunst vor einem der Monolithe im Monument Valley...was für eine tolle Idee, grafisch hervorragend gestaltet. Und dies setzt sich im guten Booklet (das alle Texte beinhaltet) fort: Ein Saguaro-Kaktus in einer holländischen Seitenstrasse, oder auch eine holländische Bushaltestelle mitten in die Wüste Arizonas plaziert, die so typischen Fahrradfahrer vor grosser klassischer Kulisse des Südwestens der USA - der Künstlerin Ignaz Venster gebührt ein Extralob bei der optischen Umsetzung. Verblüffend. Einzigartig. Es macht echt Spass, dieses Booklet durchzublättern!

Fazit: Eine CD für alle, die an packender Gute-Laune Musik im weitesten Sinne interessiert sind und die vor allem den alten, akustisch geprägten Platten von Crosby, Stills, Nash (& Young) und auch dem akustischen Neil Young nachtrauern. Hier wurde der erfolgreiche Versuch unternommen, dies alles wieder aufleben zu lassen. Ich kann meinen holländischen Nachbarn nur zurufen: "Hut ab - hervorragend gemacht - Danke!"